Kapitel 36

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Am nächsten Morgen wachte ich etwas gerädert auf. Bei der einen Runde war es mit dem Dekan nicht geblieben, obwohl es dafür bessere Orte wie ein Büro gab. Trotzdem hatte uns das nicht gestoppt und wir waren noch eine Weile wach.

Tatsächlich waren wir anschließend sogar wieder in den Garten gegangen, um das Teleskop in Verwendung kommen zu lassen. Am Ende war das sowieso unser eigentliches Vorhaben gewesen.

Leider hatte die Nacht und die Zeit zu zweit enden müssen, egal wie schön es war.

Meine Augen wollten sich kaum öffnen lassen, weil es einfach zu wenig Schlaf gewesen war. Aber Darcie riss die Jalousien auf und gewährte der Sonne Einlass ins Zimmer. Der Lärm dabei war ein weiterer Störfaktor.

Ich grummelte und setzte mich langsam auf. Das hätte sie wesentlich sanfter machen können.

Meine beste Freundin musste bei meinem Anblick lachen und fragte: "Wie lange warst du bitte wach?"

Stimmt, sie hatte geschlafen, als ich aufs Zimmer kam. Zum Glück, denn ich war viel zu aufgedreht und vor allem überglücklich gewesen. Wenn ich an Arian dachte, wollte unwillkürlich ein Grinsen auf meine Lippen finden. Ich unterdrückte es zwanghaft, denn Darcie sollte besser keinen Verdacht schöpfen.

Ich versuchte mich an einem neutralen Blick, als ich zu ihr hinüber sah. "Die Zeit vergeht viel zu schnell, wenn man seinem Hobby nachgeht. Das Teleskop ist richtig cool, also ja, ich kam deswegen erst spät ins Bett."

Sie musterte mich skeptisch, als würde sie überlegen, ob sie mir das glauben konnte. Eine kleine Panik machte sich in mir breit, ob sie etwas ahnte.

"Ok, ich hab zwar erwartet, dass ihr lange im Garten sein werdet. Aber hab mich doch ein bisschen gewundert, weil ich sogar eingeschlafen bin, bevor du zurück warst."

Ja, Arian und ich waren auch sehr beschäftigt gewesen. Die Tätigkeiten in seinem Büro hatten viel Zeit in Anspruch genommen. Außerdem verstanden wir uns allgemein gut, da fand man immer ein Thema zu quatschen. Dadurch ging alles nochmal schneller vorbei.

Ich zuckte mit den Schultern, denn damit tat ich das am besten ab. Erleichtert war ich auf jeden Fall, dass sie offensichtlich nie nachsehen gekommen war. Der leere Garten hätte bestimmt vieles ausgesagt.

Um diesem Gespräch zu entfliehen, quälte ich mich aus dem Bett. Plus, der Tatsache, dass ich den Dekan antreffen könnte, sobald ich das Zimmer verließ.

Sobald ich auf beiden Beinen stand, fragte Darcie: "Ok, was ist passiert?" Meinen verständnislosen Gesichtsausdruck wollte ich so authentisch wie möglich rüber bringen. Mit einer Note Unschuld in der Stimme fragte ich: "Was soll passiert sein?"

Ich hasste es sie anzulügen, aber das war die vernünftigste Idee. Umso weniger Leute davon wussten, desto besser. Ich vertraute ihr zwar, aber man konnte nie vorsichtig genug sein.

Sie seufzte, schüttelte den Kopf und meinte: "Gut, dann eben nicht."

Perfekt, sie betrachtete das Thema als erledigt. Für den Moment war es abgewendet.

"Und hast du gestern noch mit Keaton gequatscht?" Ihre Augen fingen an zu leuchten, was mich auf ein Ja hinwies. Mit einem breiten Lächeln wurde es nochmal bestätigt. "Ja, er hat mich gestern angerufen. Übrigens will er demnächst zu Besuch kommen."

Das dürfte hauptsächlich an Darcie liegen. Klar, mit mir hatte er keine Probleme und wir verstanden uns gut. Aber meine beste Freundin dürfte der größere Grund sein.

Ihre gute Laune steckte mich direkt an, denn ich freute mich selbst auf meinen Bruder. "Dann treffen wir ihn endlich wieder. Es ist viel zu lange her und ihr zwei versteht euch scheinbar sowieso blendend." Um es zu verdeutlichen hob und senkte ich meine Augenbrauen. Ein bisschen ärgern musste ich sie auf jeden Fall.

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