Den Nachmittag verbrachten wir versteckt auf Darcies Zimmer. So konnte ich mich etwas an die neueste Information gewöhnen. Allerdings wurde die Nervosität zu einem Dauermieter, denn der Dekan war einfach exakt im selben Haus.
Dieser eine Mann, den ich wie sonst niemanden anhimmelte, musste ausgerechnet der Bruder von Darcie sein. Gut, das eigentliche Problem war, dass er mein Dekan war.
Soeben gingen wir die Treppe hinunter und ich gab mein Bestes, um keinen Ohnmachtsanfall zu bekommen. Bald musste ich ihm gegenüber stehen und dazu war ich absolut nicht bereit.
Meine beste Freundin ahnte es wohl, denn unten angekommen, nahm sie meine Hand und drückte diese leicht. Es mag eine kleine Geste sein, dennoch fühlte ich mich dadurch etwas besser.
Nach der Treppe bogen wir rechts ab und die zweite Tür links wurde zu unserem Ziel. Da wir beide Hunger hatten, lernte ich die Küche kennen.
Der Dekan kam gleich in mein Sichtfeld, weshalb ich am liebsten umgedreht hätte. Nur machte sich Darcie bemerkbar, in dem sie sagte: "Oh, du kochst bereits. Eigentlich wollten wir das gerade machen."
Faszinierend.
Gut, er lebte alleine, da war es zu erwarten gewesen, dass er kochen konnte. Irgendwann wollte man etwas Warmes zu essen haben, deshalb lernte man es zwangsläufig.
An der Stelle konnte man nur hoffen, dass er diesen Skill wirklich besaß. Zumindest ging ich davon aus, dass er genauso für uns mitkochte.
Er stand vor der Herdplatte und drehte sich nun zu uns. Seine blauen Augen trafen dabei auf meine. Alleine das, löste ein Kribbeln in meinem Magen aus.
"Nein, ich koche gerne. Ich wollte euch nicht weiter stören, also habe ich mich für Nudeln entschieden." Seine Aufmerksamkeit galt mir, als er fragte: "Wie klingt Nudeln mit Tomatensauce?"
Stimmt, von mir hatte er keine Ahnung.
"Sehr gut. Ich bin allgemein wenig wählerisch." In dem Gebiet war ich kein schwieriger Fall.
"Perfekt. Es trifft den Geschmack der meisten Leute, weshalb ich mich dafür entschieden hatte." Die kleine Erleichterung konnte man an seinen Gesichtszügen erkennen. Da musste ich unwillkürlich lächeln, denn er hatte sich wirklich Gedanken darüber gemacht.
Darcie deutete mit dem Daumen nach rechts zu einer Sitzecke. "Dann lassen wir uns bekochen und setzen uns." Ich nickte und folgte ihr kommentarlos.
Es war allgemein eine schöne Küche, die relativ neu wirkte. Sie war hauptsächlich in weiß gehalten, mit einer dunkelgrauen Arbeitsfläche. Dadurch wirkte es freundlich hell.
Meine beste Freundin nahm auf der Eckbank Platz und ich setzte mich neben sie. Es gab zwar noch drei Stühle um den Tisch herum, aber ich blieb lieber in ihrer Nähe. Die hellgraue Polsterung der Bank war richtig bequem und harmonierte zum Holztisch.
Mit einem Seufzen sagte Darcie: "Arian, eigentlich hast du mir den ganzen Spaß genommen. Ich wollte Pheobe nämlich beim Kochen erleben. Sie behauptet zwar, dass sie es kann, aber..." Mit einem Schulterzucken wurde dieser Satz beendet. Damit hatte sie es verdient von mir leicht auf den Oberarm geschlagen zu werden.
"Natürlich kann ich kochen. Was denkst du?" Mit einem empörten Blick wollte ich das verdeutlichen, was sicherlich nur bedingt klappte.
"Sorry, aber deine Eltern haben Bedienstete. Wann hattest du Zeit es zu lernen? Außerdem für was?"
Ich schlug mir eine Hand vors Gesicht, wenn ich an das genaue Warum dachte, musste man den Kopf schütteln.
Der Dekan wandte ein: "Das ist ein gemeines Vorurteil. Du kannst nicht jeden in einen Topf werfen." Seine Schwester unterdrückte ein Lachen, um an mich gewandt zu sagen: "Keaton kann es auch nicht. Wie soll ich glauben, dass du es sehr wohl tust?"
Und ich knallte meine Hand auf die Tischplatte, so konnte ich sie besser entsetzt ansehen. Diese Frau hatte mehr Kontakt mit meinem Bruder, als gedacht. Die Zwei hatten mir ganz schön was verschwiegen.
Scheinbar war ich die Einzige, denn der Dekan fragte: "Keaton? Der Bruder von Miss Hughes?"
Sogar ihrem Bruder hatte sie das erzählt. Später würde ich sie mir verknüpfen, da wartete eine Predigt auf sie. Mit meinem Gesichtsausdruck teilte ich ihr das mit, weshalb ich einen unschuldigen Blick von ihr zugeworfen bekam. Wenigstens war der Dekan den Töpfen auf der Herdplatte gewidmet, wodurch er nichts davon mitbekam.
"Exakt."
Das Ganze klärte ich schnell auf, in dem ich sagte: "Meine Mutter schickte mich auf eine Haushaltsschule für Mädchen. Kochen steht da ganz hoch im Kurs. Meinen beiden Brüdern blieb das erspart." Darcie fiel beinahe die Kinnlade auf den Boden und ich nickte. "Ja, da gibt es wesentlich besseres. Aber ich hatte keine Wahl, weil sie es wollte."
Nun war meine beste Freundin diejenige, die ihre Handfläche auf die Tischplatte knallte. "Das kannst du deiner Mum erzählen. Dein Studium wird nicht ihren Vorstellungen gerecht. Aber..." Sie hob den Zeigefinger und unterdrückte zwanghaft ein Lachen, was mich vorwarnte. Gleich kam etwas Bescheuertes. "Du suchst dir einen tollen Mann, dank der bisherigen Ausbildung, wurdest du zur perfekten Hausfrau erzogen. Das mit dem Mann muss praktisch funktionieren." Und sie fing hemmungslos zu lachen an, unter anderem war das verständlich. Trotzdem war meine genervte Mimik gerechtfertigt.
Der Dekan meinte: "Manche Eltern können teilweise fragliche Methoden zur Erziehung anwenden. Bezüglich dem Studium, kommt Ihre Mutter sicherlich rum. Die Astronomie ist wirklich ein sehr spannendes Gebiet." Meine Augen wanderten automatisch zu ihm, wodurch sie auf seine trafen.
Wenn er meine Mutter kennen würde, wüsste er wie aussichtslos das war. Mit Glück verzieh sie es mir im nächsten Leben.
Ich wollte etwas erwidern, aber Darcie legte mir einen Arm seitlich um und drückte mich leicht an sich. "Sorry mein Lachen, aber die Vorstellung war zu witzig. Ich wollte die Stimmung lockern." Mit meiner Schulter schubste ich sie leicht an. "Ich weiß. Kein Stress."
Die Retourkutsche folgte, allerdings wurde sie nicht von mir vollzogen. Der Dekan antwortete: "Darcie, die Haushaltsschule wäre eigentlich was für dich gewesen. Dann wäre vielleicht was Anständiges aus dir geworden."
Deshalb war ich diejenige, die lachte, denn dieser Diss war verdammt gut. Sie hatte es verdient.
Darcie fragte entsetzt: "Hast du mich gerade verdorben genannt?" Er blieb todernst und fragte: "Aber was habe ich mir erwartet? Immerhin wurdest du praktisch von mir groß gezogen."
Und ich hielt inne, da ich fragen musste: "Haben Sie sich gerade selbst gedisst?" Aber damit hatte er seine Schwester auf jeden Fall davon abgebracht mich weiterhin zu ärgern. Man musste ihm lassen, dass er ein toller Gastgeber war.
"Ich bin nur ehrlich. Aber ja, unter anderem bin ich stolz, dass sie mittlerweile schon studiert. Irgendwas muss ich doch richtig gemacht haben."
An sich schon wieder traurig, wenn man bedachte, dass die zwei wohl schon länger ohne Eltern auskamen.
Ich antwortete gleich: "Das haben Sie auf jeden Fall. Darcie ist ein wundervoller Mensch."
Darcie schnipste, wodurch sie die Aufmerksamkeit von uns bekam. "Könnten wir darauf zu sprechen kommen, wie seltsam es ist, dass meine beste Freundin und mein Bruder sich siezen?"
Ich tätschelte ihre Hand und antwortete: "Nein, Liebes, das ist nur für dich seltsam." Ich war es gewohnt nur so mit ihm zu sprechen. Es wäre eher eigenartig ihn zu duzen.
Zu meiner Überraschung, vielleicht auch Entsetzen, sagte der Dekan: "Sofern wir nicht am Campus sind, kann ich Ihnen das per Du anbieten, falls Sie das wollen, Miss Hughes?"
Es war unfassbar geistreich, als ich antwortete: "Ähm." Es traf mich viel zu unerwartet, da könnte niemand einen vernünftigen Satz bilden. Wenigstens quälte meine beste Freundin mich nicht, in dem sie das kommentierte.
Der zweite Anlauf lief etwas besser ab, als ich antwortete: "Ähm, ja, ok."
Im Grunde musste ich sogar zustimmen. Obwohl, ich könnte sehr wohl ablehnen. Zu spät, denn dieses Ja war gegeben.
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In your Dreams
ChickLitUm sich endlich ihren Traum zu erfüllen flüchtete Pheobe an ein College am anderen Ende des Staates. Dort findet sie neue Freunde, versucht sich ein eigenes Leben aufzubauen und verliebt sich hoffnungslos in den Leiter des Colleges, welcher zugleic...