The Royal Purge || Jungkook

40

Die Dämmerung verfärbte den Himmel und tauchte ihn in die verschiedensten Pastellfarben, während wir auf direktem Weg Richtung Gasthaus ritten.

„Ich muss zu Dea!", rief ich gegen den Wind, als wir kurz vor der Abzweigung waren, die zu ihrem Hof führte.

„Ich reite weiter zum Gasthaus.", sagte Namjoon und klopfte sein Pferd am Hals.
„Ich reite ebenfalls zurück.", fügte Jimin hinzu und so folgten nur Jungkook und mein Bruder mir zum Hof.

Als wir dort ankamen, sah ich Flynn in der geöffneten Scheune an einem Möbelstück arbeiten.
Sein Hemd war voll von Spänen und in seiner Hand hielt er Schleifpapier.

„Was macht ihr denn hier, Prinzessin?", fragte er brummig, während er weiterhin die Kanten des Möbelstücks mit dem Schleifpapier abrundete.
„Ich muss mit Dea sprechen!", erklärte ich atemlos und wippte mit den Füßen hin und her.

Flynn hob die Augenbrauen und erhob sich.
„Dea!", rief er in Richtung Hütte und widmete sich dann wieder seiner Aufgabe.
Dea schritt aus der Tür und sah uns überrascht an.
„Was macht ihr denn hier?", wiederholte sie die Frage und kam mit besorgter Miene auf mich zu.

Ich umfasste ihr Handgelenke und sah ihr tief in die Augen.
„Ich weiß, wer für die Purge verantwortlich ist.", keuchte ich.

Flynn stoppte seine Arbeit und wandte sich uns interessiert zu.
Dea zog scharf die Luft ein.

„Wer?", fragte sie leise und wartete gebannt auf die Antwort.
Ich wollte sie ihr geben, die Antwort.
Sie lag bereits auf meiner Zunge, aber ich brachte es nicht über mich.
„Es... ich-"

„Es war dieser Rat!", sprang Jungkook für mich ein und trat neben mich.
„Der Rat?", fragte sie ungläubig und riss die Augen auf.
Ich nickte mehrmals und schluckte.

„Ich dachte... ich hatte vermutet, dass sie die Einnahme des Schlosses nicht überlebt hatten.
Aber-"
„Dea...", unterbrach ich sie und erzählte ihr von der Ansprache auf dem Marktplatz, die einige Dörfer weiter stattgefunden hatte.

Bestürzt schüttelte sie den Kopf, wobei sich Strähnen aus ihrem Zopf lösten.
„Das ist nicht wahr! Sie verbreiten Lügen!", rief sie und legte dabei ihre Hand auf ihren Mund.

Alec verschränkte seine Arme und hatte seine Augenbrauen zusammengezogen.
Ich schob die Kapuze hinunter und blickt gen Himmel.

„Genau das müssen wir beweisen! Hast du eine Ahnung, wo im Schloss ich Beweise finden könnte? Oder wonach ich überhaupt suchen sollte?"
„Wartet, ihr wollt zurück in Schloss?", fragte mich Jungkook mit großen Augen.

Ich nickte, wich aber seinem durchdringenden Blick aus.

„Wenn wir etwas finden, dass die Wahrheit aufdeckt, dann könnte ich das Volk vielleicht so zurück gewinnen.", erklärte ich meinen Plan.

Flynn schien zu verstehen und stimmte mir zu.
„Das ist eine riskante Idee, die aber funktionieren könnte.", brummte er mit tiefer Stimme und nahm seine Frau in die Arme.
„Ja, genau-"

„Königin Mary?"

Erschrocken fuhr ich herum.
Eine ältere Dame stand vor mir und hielt einen Korb in der Hand, der gefüllt mit sanft riechendem Lavendel war.

Ihre kurzen silbrigen Haare waren hinter ihre Ohren gesteckt und ihre hellen blauen Augen musterten mich von oben nach unten.
„Mutter!", mahnte Dea und nahm ihr den Korb ab.

„Das ist Prinzessin Ava, nicht Königin Mary.", verbesserte sie die Dame, deren Wangen ein leichtes rosarot annahmen.
„Ach herrje, verzeiht mir.", flüsterte sie und verbeugte sich wackelnd.

Ich schnellte nach vorne und griff ihr unter den Arm.
„Es ist in Ordnung, gute Frau.", beruhigte ich sie und lächelte freundlich.

„Ihr seht ihr nur so unglaublich ähnlich, mein Kind. Sieht sie ihr nicht ähnlich?", fragte sie an Alec gewandt, der wiederum nur gequält lächelte.

„Mutter, das reicht jetzt. Geh schon mal rein, ich komme gleich nach.", quietschte Dea in einem hohen Ton und bat Flynn ihre Mutter ins Haus zu begleiten.
„Es tut mir so leid, seit ein paar Jahren ist sie schon verwirrt.", entschuldigte sich Dea mit zusammengefalteten Händen.

„Wie gesagt, es ist in Ordnung. Es ist ein Kompliment."
„Um noch mal auf das Schloss zurück zu kommen... ich denke, entweder im Studierzimmer, in denen sich euer Vater immer mit dem Rat zum Meeting getroffen hat oder im Büro des Königs. Ich bin mir sicher, dass dort vielleicht Beweise liegen könnten.", überlegte sie und strich sich dann ihr Kleid glatt.

„Danke!", flüsterte ich, ehe wir den Rücktritt ins Gasthaus antraten.