Ava's POV
Ein mulmiges Gefühl überkam mich, als ich das Arbeitszimmer meines Vaters betrat.
Es sah aus wie immer, unzählige Bücher füllten die dunklen Regale und der Schreibtisch war übersäht von Briefen und Dokumenten.Der alte Ledersessel, der am Schreibtisch stand, war an eins der Regale geschoben worden, als hätte mein Vater nur kurz den Raum verlassen und würde jeden Moment wieder kommen.
Meine Augen zuckten zurück zur Tür, doch dort stand niemand.
Er würde nicht wieder kommen.Eine Welle voll Kummer war dabei, mich wieder zu überrollen, als ich Schritte und Stimmen hörte.
Schnell drückte ich meinen Rücken durch und atmete tief ein und wieder aus.
Rasch prüfte ich mein blasses Gesicht in der Fensterscheibe, ehe ich mich umdrehte und Namjoon auch schon das Arbeitszimmer mit großen Schritten betrat.„Hey.", begrüßte ich ihn mit fester Stimme und räusperte mich nervös.
Namjoon lächelte mich an, wobei seine Grübchen zum Vorschein kamen.
„Hey. Dann hat Taehyung dich wohl gefunden."Er hatte sich auch frisch gemacht, denn seine dunklen Haare sahen sauber und gepflegt aus, genauso wie die Schrammen an seinen Handgelenken.
Er trug noch immer die selben Klamotten, nur schienen sie ebenfalls gesäubert worden zu sein.
„Wie geht es dir, Ava?", fragte er ruhig und zog währenddessen seine Brille aus einer braunen Umhängetasche, die er in der einen Hand hielt. Die Brille schob er sich auf seine Nase und sah mich musternd an.Ich erwiderte sein Lächeln.
„Mir geht es besser, danke. Tae hat gesagt, du wolltest mich dringend sprechen?"
Namjoon nickte.„Es gibt noch einiges zu klären, was die Zukunft und Sicherheit deines Königreichs angeht.", erklärte er und trat zu mir an das Fenster.
Namjoon folgte meinem Blick hinaus und betrachtete den Hof.Kaum zu glauben, das vor zwei Tagen der ganze Platz gefüllt war mit unzähligen Menschen.
Menschen, die Gerechtigkeit verlangten.
Ich war froh, das sie nun ihre Gelder und Ernten zurückerhalten hatten, auch wenn der ganze Prozess ganze zwei Tage gedauert hatte.
Noch immer sah ich vereinzelte Familien, deren Arme und Karren vollbeladen waren, den Hof verlassen.„Ich weiß. Ich werde einen neuen Rat zusammenstellen müssen. Ich werde einiges neu strukturieren und organisieren müssen, damit wir alle wieder in unser altes Leben zurückfinden können.", antwortete ich ihm und sah ihn an.
Namjoon presste die Lippen aufeinander und nickte.
„Ich denke, in Vergangenes können wir nicht zurück finden, dafür aber auf Neues hoffen. Du bist die nächste Königin, Ava! Wir werden deinem Weg folgen. Es liegt an dir, ob wir wieder in die Vergangenheit reisen oder diesmal von vorne anfangen und gemeinsam eine neue Zukunft bauen."
Ich schluckte.
„Ich habe außerdem eine Nachricht erhalten, von einem der Soldaten. Sein Name ist Vin.", fügte Namjoon nach einem Moment der Stille hinzu.
Ich riss die Augen auf.
„Er hat das, worum du ihn gebeten hattest erledigt.", murmelte Namjoon und sah mich anschließend fragend an.
„Darf ich fragen..."„Ich habe ihn darum gebeten meinen Vater in Sicherheit zu bringen. Der Rat... sie wollten ihn öffentlich auf einem Scheiterhaufen verbrennen, um sich mit dem Volk gut zustellen. Sie wollten damit demonstrieren, dass sie auf die Rufe der Menschen hören, aber das war ja alles nur Strategie und Trug. Vin hat meinen Vater... seine Leiche, aufbewahrt. Genau dasselbe hat er auch mit Alec's Leiche getan.", gestand ich ihm und der letzte Satz glich einem Flüstern.
Namjoon verschränkte die Arme und zog die Augenbrauen zusammen.
„Alec's Leiche? Was hast du mit ihm vor, Ava?"
Es klang, als würde er mir einen Vorwurf machen und vielleicht hatte er auch recht.
Aber es war meine Familie und ich musste darüber entscheiden, was mit ihnen passieren sollte.Ich löste mich aus seinem bohrenden Blick und lief im Arbeitszimmer umher.
„Alec gehört zur Familie und-"
„Ava, er ist für all das hier verantwortlich! Für all den Schmerz und für all die Verluste.", rief er laut.
Er hob den Finger und machte eine kreisende Bewegung.„Er hat deinen Vater getötet! Tausende Menschen haben seinetwegen gelitten."
Ich hob die Hand und er verstummte. Widerwillig.„Ich rechtfertige doch auch garnicht seine Taten oder heiße sie gut. Das habe ich weder gesagt, noch gemeint. Was er getan hat war grausam und brutal und er wurde dafür bestraft. Die Liebe seines Lebens hat ihn getötet! Er ist tot! Okay? Aber auch er wurde verletzt und das, dass hat erst zu all dem geführt.", rief ich durch den Raum und starrte meinen gegenüber mit ernster Miene an.
Meine Augen brannten.
„Alec wurde so sehr verletzt, so sehr, dass es ihn zerrissen und zerstört hat. Erst dann wurde er zu diesem ... grausamen Menschen.", sagte ich nun etwas ruhiger.
„Ich will, dass er dort hinkommt, wo er hingehört. Dort, wo alles anfing und nun endet. Ich will, das Alec neben seiner Mama seine Ruhe findet."
Namjoon sah mich mit überraschtem Blick an.„Du willst sein Grab direkt neben eure Mutter haben?"
Ich schluckte.
„Sie sind beide nun wieder vereint."„Und was ist mit deinem Vater?", fragte Namjoon und fuhr sich dabei nachdenklich über das Kinn.
„Ich habe mir gedacht, dass ich Alec auf die linke Seite unserer Mutter platziere und mein Vater kommt auf die rechte Seite. So sind beide dem am nächsten, was sie am meisten vermisst haben."
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass meine Familie so ihren Frieden finden würde.
Alle beisammen, für immer und ewig.Hoffe es gefällt euch! :)
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The Royal Purge || Jungkook
FanfictionAva Mae Monroe ist die zukünftige Königin eines noch sehr jungen Königreichs. Als jedoch düstere Gerüchte in Umlauf geraten, droht ihr Reich zu zerfallen, bevor sie überhaupt die Chance bekommt, den Thron zu besteigen. Nun liegt es an ihr, den Ger...