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Vor 19 Jahren

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Vor 19 Jahren

Große graue Augen blickten den jungen Prinzen schmatzend an.
Alec hatte sich, wie so oft in den letzten Wochen, in das Kinderzimmer seiner kleinen Schwester geschlichen und beobachtete sie nun über den Rand ihrer hellen Wiege.
„Guten Morgen, Ava.", flüstere er ihr leise zu und streichelte leicht ihren Kopf, auf dem sich bereits ein heller Flaum befand.

Ava Mae Monroe

Das war ihr Name.
Das Baby gab vereinzelt quietschende Geräusche von sich, während er ihr immer wieder sanft über die Wange strich.
Alec besuchte sie nur früh morgens, wenn das Schloss noch schlief.

Seinem Vater ging er seit dem Tod seiner Mutter, soweit es möglich war, aus dem Weg und er spürte seit Wochen, wie die Kluft zwischen ihnen immer größer wurde.

Aber Alec's kleines Herz war gebrochen und er wusste nicht anders damit umzugehen.

Alec blickte zum Fenster, durch das nun langsam die ersten Sonnenstrahlen der Wintersonne hindurch schienen.
Er hatte nicht mehr so viel Zeit, bis die Hebamme kam, um nach Ava zu schauen.

Wieder blickte er zu seiner Schwester und fuhr ihr vorsichtig über ihre winzige Stupsnase.
Die Form dieser Nase war ihm mehr als vertraut.
Es war die Nase seiner Mutter.

Alec spürte, wie sich sein Hals immer mehr zuzog, aber er wollte nicht weinen.
Nicht schon wieder.
Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er, seinen schnellen Atem zu kontrollieren und ließ die Kälte zu, die sich um sein zerbrochenes Herz schloss.
Trotz seiner Bemühungen, konnte er es nicht verhindern, dass ihm eine einzelne Träne die Wange hinunterlief.

Er wollte sie gerade wegwischen, als sich drei kleine Finger um seinen Daumen schlossen und ihn festhielten.
Er öffnete seine Augen und sah Ava, die nun ihre zweite Hand um seinen Daumen geschlossen hatte.
Mit ihren glänzenden Augen hatte sie ihn in ihren Bann gezogen und wie von selbst regulierte sich sein Puls.

Das Knarren einer Tür ließ Alec jedoch zusammenzucken und dabei riss er seinen Daumen aus Ava's Finger, woraufhin sie leise zu quengeln begann.
Alec wirbelte herum und sah seinen Vater, der durch die Tür getreten war.

Der junge Prinz erschrak bei dem Anblick des Königs.
Das Gesicht seines Vaters war umgeben von tiefen Schatten, welche seine eingefallenen Wangen um ein weiteres hervorhoben.
Seinen Bart schien er seit Wochen nicht mehr gestutzt zu haben und eine endlose Dunkelheit spiegelte sich in seinen trüben Augen wider.
„Alec..."
Der König klang überrascht und müde zugleich.
Er trat einen Schritt auf seinen Sohn zu, doch dieser wich zurück und schüttelte bloß den Kopf.

Alec war nicht darauf vorbereitet gewesen, seinem Vater zu begegnen.
Schon garnicht so früh am Morgen.
„Lass mich.", flüsterte er ernst und presste sich nun schon beinah an die Wand, um so viel Abstand zwischen ihm und den König zu bringen.
Aldric trat an die Wiege und begutachtete seine Tochter.
Auch er strich ihr übers Gesicht und sie hörte auf zu quengeln.

„Sie fehlt mir.", flüsterte Aldric und räusperte sich kurz darauf.
Sein Blick fiel wieder auf seinen Sohn, welcher ihn mit zusammengepressten Lippen ansah.
Er war über die letzten Wochen dünner geworden und dennoch blitzte etwas in Alec's tiefgrauen Augen.
Er war wütend.

Als Alec nicht antwortete, seufzte der König leise.
„Mein Sohn-", versuchte er es nun erneut, aber wieder schüttelte Alec den Kopf und näherte sich langsam der Tür.

„Bleib hier! Wenn du König bist, kannst du auch nicht immer vor ungemütlichen Situationen wegrennen. Du musst dich ihnen stellen!", donnerte es plötzlich vom König.
Aus der Wiege ertönte nun ein lautes Weinen und auch in Alec's Augen traten Tränen.

Auf einmal fiel ihm ein Gespräch ein, dass er, vor noch nicht allzu langer Zeit, mit seiner Mutter geführt hatte.

„Werde ich ein guter König sein, Mama?"

„Da bin ich mir sicher. Außerdem werde ich dir mit Rat und Tat zur Seite stehen, mein kleiner Krümel."

Wütend schnaubte er auf.
Seine Mutter war nicht mehr da und würde ihm in solchen Situationen nicht mehr beiseite stehen können.

Und niemand geringeres als sein Vater war schuld daran.
Er war der Grund, warum seine Mutter schwanger wurde und letztendlich daran starb.
Diese Erkenntnis traf Alec wie ein Schlag.

„Ich werde kein König."
Seine Worte verließen ganz leise seinen Mund , aber er wusste, dass sein Vater sie gehört hatte.

Fassungslos starrte dieser ihn an.
„Was sagst du da?", knurrte der König und trat einen Schritt auf Alec zu, der wiederum zur offenen Tür wich.
„Ich werde kein König!", schrie er nun aus  ganzer Kraft und wandte seinem Vater den Rücken zu.

„Du hast mir das Wichtigste in meinem Leben genommen! Ich werde nicht länger nach deinen Regeln spielen.", zischte er über die Schulter hinweg und lief in den Flur, an der Hebamme vorbei und steuerte auf die Mamortreppe zu.

The Royal Purge || JungkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt