Jimin's POV
Tränen füllten meine Augen.
„Du bist so verblendet, Alec. So voller Hass und Wut, dass du es garnicht merkst. Aber du hast mir weh getan, du hast dein Versprechen gebrochen."Sein Atem ging stoßweise.
Er wich meinem einnehmenden Blick aus, aber das wollte ich nicht.
Noch immer hielt ich den Dolch fest umfasst, welcher tief in seiner bebenden Brust steckte.
Das warme Blut sickerte an den Seiten hinaus und färbte meine Hände und irgendwann auch den weißen Marmorboden tiefrot.„Alec, sieh mich an.", sagte ich leise, aber bestimmend.
Nach kurzem Zögern, drehte er seinen Kopf so, sodass er mir direkt ins Gesicht blickte.
Eine Träne lief ihm aus seinem rechten Auge und sanft strich ich sie ihm weg.„Du bist das Beste... und das Schlimmste, was mir in meinem Leben passiert ist. Ich liebe dich, das weißt du.", fuhr ich mit einer rauen Stimme fort.
Ich musste schlucken.
Alles tat mir weh, ich war mehr als erschöpft und ich wollte nichts sehnlicher, als das es endlich aufhörte.
Ich wollte, dass er aufhörte.„Es sollte.... anders enden. Es war... sollte... nein!"
Seine verzweifelte Stimme brach, genauso wie mein Herz.Es war, als hätte er meine Worte überhaupt nicht gehört.
Als wäre er schon zu tief in seinem Chaos versunken und hätte den Anker zur realen Welt verloren.
Ein Schluchzen überkam mich und ließ meine Tränen auf seinen Oberkörper tropfen.Ich hasste es.
Ich hasste ihn.
Ich liebte ihn.
Es war verzwickt.„Jimin?", hörte ich einen meiner Brüder hinter mir fragen, doch ich hatte keinen Nerv für sie.
Mein ganzes Sein war auf die Person fixiert, neben der ich kniete.
Auf meinen besten Freund.
Auf die Liebe meines Lebens.„Warum... weinst... du, Chim?", röchelte Alec leise und ich meinte in seinen grauen Augen etwas Klarheit zu erkennen.
Wieder ein Schluchzen, welches meine zitternden Lippen verließ.
Ich schniefte, wobei ich mir aus Versehen Alec's Blut ins Gesicht schmierte.
„Weil du stirbst.", antwortete ich gebrochen. „Weil du stirbst und ich schuld daran bin."Seine Augen wurden einen Hauch größer, aber Alec wirkte nicht, als hätte er Angst.
„Ich habe... keine... Schmerzen."
Doch gleich darauf presste er ein Stöhnen hervor, welches seinen Satz somit zunichte machte.Er log.
Er fing an sich unter mir zu winden und sein Röcheln wurde immer heftiger.
Erneut liefen mir Tränen über meine Wangen, als ich die wachsende Panik in seinen Augen sah.„Alec, ich bin da. Ich bin ja da.", versuchte ich ihn leise zu beruhigen und löste dabei zitternd meine Hände vom Dolch.
Ich legte ihm meine Hand an die Wange, woraufhin sich sein Atem wieder mehr regulierte.„Du..."
Ich nickte mehrfach, während ich ihn sanft über die Wange streichelte.
„Ich bin da.", wiederholte ich nun leise meine Worte und schenkte ihm ein schmerzerfülltes Lächeln.Ich war da.
Aber er... war fort.Alec's Körper hatte aufgehört zu beben und als ich wieder in sein blasses Gesicht blickte, starrte er regungslos an die Decke.
Meine Lippe zitterte, während sich in mir alles schmerzhaft zusammenzog.
„Alec?", hauchte ich ungläubig und strich ihm das dunkle Haar aus der Stirn.
Er antwortete nicht.Erschüttert schlug ich mir die Hände vor den Mund und ignorierte den Geruch des Blutes, welcher noch an ihnen haftete.
Alec war tot, ich hatte ihn getötet und nun war es vorbei.In mir tobte alles wie wild, dennoch schaffte ich es mit einer ruhigen Hand, den Dolch aus Alec's Körper zu ziehen und wandte mich dann den anderen zu, die mich teilweise verunsichert und mitfühlend betrachteten.
Ich sah, wie Ava die letzten Fesseln von Taehyung löste, während die anderen sich bereits erhoben hatten und sich ihre Handknöchel zaghaft rieben.
Jin hatte Jungkook auf die Beine geholfen und stützte ihn nun vorsichtig.
Namjoon und die anderen sahen betroffen zu mir, aber ich wich ihren suchenden Blicken aus.Meine einstige Familie schwieg und ich wusste, ich hatte sie verloren, obwohl ich sie beschützen wollte.
Doch Alec war in seinem Hass versunken und ich war blind vor Liebe gewesen und hatte deshalb seinen Wahnsinn nicht richtig wahrgenommen.
„Ist er...?"
Ich blickte zu Ava, die hervorgetreten war und ihre Arme um ihren Oberkörper geschlungen hatte.
Sie sah zu dem leblosen Körper ihres Bruders und ein kläglicher Laut verließ ihre Lippen.Ich wischte das Blut von dem Dolch an meiner Hose ab und ließ ihn dann über den Marmorboden vor ihre Füße schlittern.
Drei Wachen stürmten in die Halle, blieben jedoch abrupt stehen, als sie die Szene vor sich erblickten.„Ich... ergebe mich.", flüsterte ich erschöpft, sah zu meinen Brüdern und dann zu Ava.
Tränen liefen still über meine Wangen, obwohl ich mich dagegen wehrte.
Doch dann brach alles über mich hinein und ich ließ mich so weit nach vorne sinken, bis ich mit meiner Stirn den kalten Boden berührte.
Jegliche Erinnerungen mit Alec flogen mir entgegen, überlappten sich und hörten einfach nicht auf.
Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er kurz vor dem Zerbersten und der Schmerz von dem Verlust meiner ersten und einzigen Liebe wurde immer überwältigender.Ich war nun vollkommen alleine auf dieser Welt.
Alleine mit diesem unbändigen Schmerz.„Ich bin da. Du bist nicht alleine.", hörte ich plötzlich jemanden flüstern und spürte im nächsten Moment eine Hand an meiner Schulter.
Vorsichtig erhob ich mich, nur um in die glänzenden Augen meines jüngsten Bruders zu blicken.„Ich bin für dich da, Jimin.", flüsterte er erneut und zog mich sanft in seinen gesunden Arm.
Ungläubig sah ich nun dabei zu, wie ein Bruder nach dem anderen zu uns kam und sie alle sich der Umarmung anschlossen, wobei jeder darauf achtete, Jungkook's Verletzung nicht zu berühren.„Du hast es vielleicht immer gedacht, aber du bist nie alleine gewesen. Du warst... und bist immer ein Teil von uns.", sagte nun Namjoon leise und Jin nickte zustimmend und ich sah, wie ihm ebenfalls die Tränen in den Augen standen.
... immer ein Teil von uns.
DU LIEST GERADE
The Royal Purge || Jungkook
FanfictionAva Mae Monroe ist die zukünftige Königin eines noch sehr jungen Königreichs. Als jedoch düstere Gerüchte in Umlauf geraten, droht ihr Reich zu zerfallen, bevor sie überhaupt die Chance bekommt, den Thron zu besteigen. Nun liegt es an ihr, den Ger...