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Vor 19 Jahren

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Vor 19 Jahren

Schreie.

Erst einer, dann ganz viele.

Alec saß zusammengekauert in einer Ecke seines Zimmer und presste sich die Hände auf seine Ohren.
Seine Sicht war verschwommen, da er nicht aufhören konnte zu weinen.

Er war alleine.
Alleine mit den erstickenden Schreien seiner Mutter, die aus ihrem Schlafgemach stammen, das sich direkt neben seinem Zimmer befand.

Seine untere Lippe zitterte.

Er fühlte nichts, außer der eiskalten Angst, die sich um sein Herz schloss.
Sie kroch langsam durch seinen Körper und verschlang ihn mit Haut und Haar.

Es war mitten in der Nacht gewesen, als die Schreie anfingen und selbst im Morgengrauen hörten sie nicht auf.
Alec spürte die unzähligen Schritte der Bediensteten auf dem zitternden Boden.

Er hatte fest damit gerechnet, dass sein Vater nach ihm sehen und ihm dieses Chaos erklären würde, aber er kam nicht.
Niemand kam.

Wieder ein Schrei.

Doch dieser war anders, als die anderen in den letzten Stunden.
Alec's Körper bebte, als er sich vom Boden hoch drückte und sich die Tränen von den Wangen strich.

Wenn schon keiner nach ihm sehen würde, musste er eben selbst nachsehen, was hier los war.

Mit nackten Füßen schritt er auf die Tür zu, öffnete diese einen Spalt und sah, wie viele der Bediensteten hektisch umherliefen.
Nach einem weiteren Blick bemerkte er, das es die Hofdamen seiner Mutter waren, die mit tiefroten, befleckten Laken über den Flur hechteten.

Sie beachteten ihn überhaupt nicht, als er sich durch die Tür schob und mit langsamen Schritten, nur in seinem Schlafanzug gekleidet, den Flur entlang ging.
Mit einem Finger fuhr er die Wand entlang, als er auf die geöffnete Tür, die zu dem Schlafgemach seiner Eltern führte, zusteuerte.

Ein weiterer Schrei ließ ihn zusammenzucken und er beschleunigte seinen Gang.
Aus dem Schlafgemach drang ein lautes, schmerzerfülltes Stöhnen und dann ein Schluchzen.

Eine Gänsehaut überkam ihn und er erschauderte.

Dann hörte er eine verzweifelte Stimme, die stark nach seinem Vater klang.
Das Adrenalin schoss durch seine Körper, als Alec das Zimmer seiner Eltern betrat, das voll mit Menschen gefüllt war.

Männer und Frauen mit langen Kitteln wuselten um das Bett des Königspaars herum und da Alec noch so klein war, nahm ihn auch diesmal niemand wahr.
Langsam ging er voran, als er seinen Vater erblickte.

Dieser jedoch blickte starr zu Boden, während seine Schultern bebten.
Als Alec endlich einen Blick auf das Bett erhaschen konnte, stockte ihm der Atem.

Augenblicklich drängte er sich an den Menschen vorbei und starrte mit großen Augen auf den erschreckend bleichen Körper seiner geliebten Mutter.

Die Farbe ihrer Haut glich der ihres weißen Nachthemdes und selbst das Leuchten ihrer einst feuerroten Haare schien erloschen zu sein.
Als Alec seinen Blick bis an das Ende ihres Bettes gleiten ließ, füllten sich seine Augen mit Tränen und Furcht.
Eine gewaltige Blutlache befand sich unter ihren nackten Beinen und hatte sich über die untere Hälfte des Bettes verteilt.

Wieder schnellte sein Blick zu dem blassen schweißbedecktem Gesicht seiner Mutter.
„Mama?", fragte er vorsichtig und legte seine Finger zaghaft an ihren Arm.

Nur am Rande bekam er mit, wie der König aufblickte und einen kehligen Laut von sich gab.
Ein Mann trat an seine Seite und flüsterte dem König etwas ins Ohr, doch Alec bekam kaum mit, dass Worte wie großer Blutverlust und geringe Chance fielen.

Die Menschen um ihn herum beachtete der junge Prinz überhaupt nicht, denn sein Fokus lag ganz allein auf seiner Mutter.
Ein Schrei ließ ihn wieder zusammen zucken, doch dieser kam nicht von seiner Mutter, deren Brustkorb sich nur noch stoßweise abhob und senkte.

Am Ende des Raumes entdeckte Alec eine junge Frau, die ein, in mehrere Decken eingewickeltes Baby in den Armen hielt. Langsam strich die Frau ihren Zeigefinger über den Nasenrücken des Babys und sofort beruhigte es sich wieder.

„Alec..."

Sofort wirbelte er herum und sah in die fast farblosen Augen seiner Mutter.
Auch der König richtete sich auf und blickte mit geröteten Augen auf seine Frau.

„Mama?", fragte Alec erneut.
Zu etwas anderem war er in diesem Moment nicht in der Lage.

Sie öffnete leicht den Mund, doch sie schaffte es nicht etwas zu sagen.
Mary war zu erschöpft.
Zu müde.
Zu schwach.
Alles was sie konnte, war ihren wunderbaren Sohn zu betrachten und das entfernte Geräusch eines zufriedenen Schmatzen zu hören.

Alec krallte sich in ihren Arm und stellte erschrecken fest, das sich seine Mutter eiskalt anfühlte.
Als er wieder in ihre Augen blickte, erstarrte er.

Das Licht in ihnen war erloschen und auch ihr Brustkorb hatte mitten in der Bewegung innegehalten.
„Mama?", fragte er nun zum dritten Mal, doch sie reagierte nicht.

Sie reagierte auch nicht, als er immer heftiger an ihr schüttelte.

Und auch nicht, als er anfing zu brüllen vor Wut, vor Trauer, vor Verzweiflung.

Seine Schreie hallten durch den ganzen Raum und dann, durch das ganze Schloss.

The Royal Purge || JungkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt