Kälte, die erste Empfindung die über ihre Haut rann, als sie die schwere Sicherheitstür hinter sich zuzog, war der untypisch kalte Mairegen, der ihr ins Gesicht schlug.
Fest zog sie den Kragen des langen, dunklen Sommermantels um den schlanken, schmucklosen Hals.
Eilig hob die schlichte schwarze Clutch, in welcher das einzige Gute, was dieser Kunde ihr gebracht hatte befand, zum Schutz gegen den prasselnd, kalten Regen über den Kopf. Elegant eilte sie, auf den hohen Hacken ihrer schwarzen Stilettos, die wenigen Schritte zur Tür des wartenden Taxis, welche der Fahrer ihr, in großmütiger Geste, von innen aufgestoßen hatte.
Gekonnt ignorierte sie die offenstehend Beifahrertür und nahm im hinteren Teil, der wenig gepflegten Nobelkarosse platz. Der beinah typische Geruch von zu viel Alkohol, kaltem Rauch und ungewaschenen Menschen, der so manchem Taxi innewohnte, kroch ihr erstickend einnehmend in die wohlgeformte Nase und ließ sie diese angewidert kraus ziehen.
Dabei war sie weit widerlichere Gerüche gewohnt, denn nicht jeder ihrer Kunden war gut Situiert und lebte in einer sauberen, sicherlich von einer Haushälterin gepflegten, Münchener Stadtvilla.
„Zum Flughafen." sprach sie mit leiser, beinah sanfter und doch so befehlsgewohnter Stimme, woraufhin der genervte Fahrer, welcher angestrengt nach der geöffneten Beifahrertür angelte und letztendlich zu erkennen schien, dass sein Kampf aussichtslos blieb, genervt den Gurt öffnete. Schnaubend hievte sich der beleibte Mann aus dem Fahrzeug und umrundete den, in die Jahre gekommenen Mercedes.
„Dir wäre kein Zacken aus der Krone gebrochen, wenn Du vorne eingestiegen wärest." fluchte er, als er sich tropfnass wieder in den Sitz fallen ließ.
Kira ignorierte seinen Ausbruch mit gewohnter Gelassenheit und bot dem sichtlich unzufriedenen Mann nicht die Bühne, um seinen Hass auf sie oder das Leben im allgemeinen, freien Lauf zu lassen.
Stattdessen widmete sie sich ihrem Smartphone, welches neben der stattlichen Summe in bar, die der Klient ihr gezahlt hatte, einer Ec-Karte, einem Etui mit Sobarnie Black, nebst geliebtem, schwarzglodenem Sturmfeuerzeug dessen goldener Drache Feuer spuckte, einem Flugticket und ihrem Ausweis, das Einzige war, was in der kleinen Handtasche Platz fand. Doch mehr benötigte sie, zumindest bei diesem Kunden nicht, denn seine Wünsche waren schlicht und erforderten kein Equipment, das er nicht selbst besaß.
Nachdenklich scrollte sie durch ihren Terminplan, auf der Suche nach dem Gate, von welchem ihr Flieger zurück nach Köln starten würde und fand, zufrieden mit ihrer vorbereitenden Planung, was sie benötigte.
Die Nachrichten durchsehend stellte sie erleichtert fest, dass ihr Kunde für den nächsten Abend, höflichst um eine Verschiebung des ausgemachten Termins bat und antwortet ohne jegliche Floskel oder ein, an ihn gerichtetes Wort mit dem nächst möglichen Datum und der Uhrzeit. Sie wusste, dass er ein Kunde war, der klare Anweisungen, ohne die oft übliche, harte Ansprache zu schätzen wusste und quittierte die beiden blauen Haken, die ihr ohne Erwiderung als Antwort dienten, mit einem zufriedenen Lächeln.
Dies zeigte sich nicht nur in ihrer Terminabsprache, sondern auch in den Sessions die er stets schweigend ertrug. Sie mochte Dave, ein Geschäftsmann, der neben Frau und Kindern, den Ausgleich für seinen oft stressigen Tag an der Börse darin suchte, sich stets in gleicher Weise, stehend, mit dem Gesicht zur Wand fixieren ließ, um von ihrer unbarmherzigen Hand gezeichnet zu werden. Die Bullwhip war ihm, neben dem Rohrstock, das liebste Mittel zur Erlösung, wobei Kira dieses Detail einzig seiner Bewerbung entnommen hatte, denn Reaktionen zeigte er selten, auf ihre beherzten Versuche, sich neuerlichen Foltermethoden zu widmen, um ihn aus der Reserve zu locken, oder ihn, über den üblichen Weg hinaus, über seine Grenzen zu bringen. Wie er seiner Frau ihr Gemälde auf seinem Körper erklärte, blieb ihr schleierhaft, doch wenn sie ehrlich zu sich selber war, so interessierte sie es auch schlicht nicht.

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Mistress?
Ficción GeneralEs gibt Menschen, die gleichen einem Geschenk. Sie tragen Dich auf Händen, lesen Dir jeden Wunsch von den Augen und sind dankbar für Deine Aufmerksamkeit. Kira hat das große Glück diese Geschenke ihre Kunden nennen zu dürfen. Auch wenn sie oft Straf...