Kapitel 17

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Die Schatten der Sorgen verdichteten sich in meinem Geist, als ich den Raum betrat. Mein Herz schlug so wild und rasend, dass es in meinen Ohren dröhnte, und meine Hände zitterten unkontrolliert. "Nein! Nein! Das konnte nicht wahr sein! Bitte nicht! Wieso jetzt? Wieso nach all diesen Jahren? Was wollten sie von mir?" Meine Gedanken überschlugen sich vor Angst und Verwirrung.

Der Raum selbst schien plötzlich enger zu werden, als ich eintrat. Der Konferenztisch stand bedrohlich in der Mitte des Raumes, und die Dunkelheit der Nacht, die durch die Fenster hereinbrach, tauchte die Szenerie in ein unheilvolles Licht. Meine Beine fühlten sich schwer an, und ich kämpfte darum, aufrecht zu stehen. Als mein Blick auf die Gestalten am Esstisch fiel, erstarrte ich. Ein Schauder lief mir den Rücken hinab, und ein eisiger Hauch durchzog meinen Körper. Ich sah Gesichter, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, Gesichter aus einer dunklen Vergangenheit, die ich am liebsten vergessen hätte. Doch sie waren hier, und sie saßen vor mir, und ich konnte nicht länger leugnen, dass die Geister der Vergangenheit mich eingeholt hatten. Mein Instinkt hatte sich erneut als richtig erwiesen. Ich hatte nicht einfach paranoid reagiert. Die letzten Wochen der beklemmenden Beobachtung durch einen unsichtbaren Jäger waren real. Mein Bauchgefühl trügte mich nie.

Doch diesmal war es nicht Enes, der sich im Schatten aufhielt. Nein, es handelte sich um eine weitaus gefährlichere Bedrohung: Alexej Iwanow, der mächtigste Frauenhändler Russlands. Der Name allein jagte mir Schauer über den Rücken.

Er hatte meine düstere Vergangenheit mit einem neuen Namen und einer neuen Identität ausgelöscht, und ich hatte dafür einen hohen Preis gezahlt. Ich war ihm und seiner Organisation, den Iwanows seit diesem Tag etwas Schuldig. Doch ich hätte niemals gedacht, dass er sich nach all diesen Jahren noch an mich erinnerte. Wie hatte ich nur so naiv sein können?

Die Erinnerung an Alexejs kalte, tiefe Stimme hallte in meinen Gedanken wider. Er war derjenige, der vor vielen Jahren versucht hatte, mich von meinem eigenen Vater zu kaufen. Dieser grausame Vorfall hatte tiefe Narben in meiner Seele hinterlassen, die nie verheilt waren. Die Schuld gegenüber den Iwanows war bis heute ungesühnt geblieben.

"Ich lasse dich gehen, Malýschka, weil ich deine Schwester gut kannte. Sie hat mir einst gute Kunden beschafft, bevor irgendjemand meine beste Nutte getötet hat. Sie hat mich jedoch gebeten, dich eines Tages da raus zu holen und ich halte mein Wort- aber nur gegen Bedingungen. Aber hör mir gut zu, Malýschka – mit dieser Entscheidung gehst du einen Pakt mit dem Teufel ein. Ab dem Moment, in dem ich dich ziehen lasse und dir eine neue Identität verschaffe, schuldest du mir einen ewigen Gefallen. Egal, was es sein wird, egal, wann ich dich rufe, du wirst ohne Widerstand gehorchen. Du gehörst mir, Malýschka. Für immer."

Mein Atem wurde in rasendem Tempo unregelmäßiger, als ich Alexej und seine beiden imposanten Brüder, Andrej und Dimitri, an dem massiven Konferenztisch erblickte. Sie schienen mich förmlich mit ihren eisigen Blicken zu durchbohren, ein hinterhältiges Lächeln spielte um ihre Lippen, als wären sie sich bereits des Spiels bewusst, das sie mit mir trieben. Ihre bloße Anwesenheit in diesem Raum ließ die Spannung in der Luft förmlich knistern. Jeder von ihnen strahlte eine bedrohliche Aura aus, die mir klar machte, dass ich mich in höchster Gefahr befand.

"Nach all den Jahren bist du zu einer wunderschönen Frau geworden, Malýschka..." Alexej Iwanow sprach diese Worte mit einer eiskalten Ruhe, die mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Seine Augen, so dunkel und kalt wie die unendlichen Weiten Sibiriens, durchbohrten mich förmlich. Es war, als würde er mit seinem Blick bis in meine Seele vordringen und all meine Geheimnisse enthüllen wollen.

Seine Worte klangen fast wie ein Kompliment, aber ich wusste, dass in ihnen eine gefährliche Bedeutung steckte. Sie erinnerten mich daran, dass ich ihm etwas schuldete, dass ich ihm gehörte, und dass er das niemals vergessen hatte.
Ich konnte spüren, wie sich die Lage immer weiter zuspitzte, und mein Herz begann erneut wild zu rasen. Was hatte er vor? Was würde er von mir verlangen? Und vor allem, wie zur Hölle würde ich aus dieser gefährlichen Situation entkommen?

Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt