Kapitel 3

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„Ich gehe nachsehen. Versteck dich im Zimmer, Ledjon", flüsterte Josh, was mich wütend die Augen aufreißen ließ. Ich hasste es. Ich hasste es so unendlich sehr, dass meine Vergangenheit mich immer noch so sehr beherrschte. Und noch viel mehr hasste ich diesen Enes Rudaj, der es tatsächlich geschafft hatte, nach all diesen Jahren wieder das Gefühl von Panik in mir aufzurufen. Ich würde ihn töten, wenn er tatsächlich vor der Tür stehen sollte. Er dachte ernsthaft, er könnte einfach so vor unserer Wohnung auftauchen?! Er wusste ja gar nicht, mit wem er sich angelegt hatte!

„Ich werde mich vor diesem elendigen Bastard nicht verstecken Josh! Geht mir aus dem Weg, ich werde ihm seinen kleinen Schwanz brechen!", zischte ich wutentbrannt. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, während ich die Wut in mir aufkochen spürte. Ich ignorierte die besorgten Blicke der Jungs vollkommen und schritt entschlossen in Richtung Haustür.

Der kalte Flur schien vor Aufregung zu erzittern, und der Boden unter meinen Füßen fühlte sich ungewohnt hart an, als würden meine Schritte ein Echo der bevorstehenden Konfrontation sein. Jedes Geräusch wurde durch die Stille verschlungen, bis auf das pochende Geräusch meines eigenen Herzschlags, das in meinen Ohren dröhnte.

Meine Hand glitt über die raue Oberfläche der Wand, als ich meinen Weg zur Tür fand. Ich konnte den vertrauten Geruch des Holzes der Haustür schon riechen, der mir einst Sicherheit bot, aber jetzt nur noch die Trennlinie zu dem Mann war, den ich so sehr verabscheute.

Mit einem letzten, tiefen Atemzug, der meine Lungen füllte und meine Entschlossenheit stärkte, riss ich die Tür auf. Die kalte Luft schlug mir ins Gesicht, während meine Faust zielstrebig und ohne einen Moment des Zögerns in ein dreckiges Gesicht flog. Die Zeit schien für einen Augenblick stillzustehen, bevor die Wirklichkeit wieder einsetzte und mich schockiert die Augen aufreißen ließ.

„Womit habe ich das denn verdient, verdammte Scheiße?!"

„Oh fuck! Tut mir leid, Liam! Fuck! Ich dachte, du wärst jemand anderes!", stammelte ich, meine Augen weit aufgerissen, als ich in das entstellte Gesicht meines Trainers blickte. Er sah mich sichtlich überrascht an, was mich sofort schlecht fühlen lies.

„Soll ich den Bastard töten, der anscheinend meiner Süßen wehgetan hat?", fragte Liam daraufhin mit einem unberechenbaren Blick, während er die Wohnung betrat und mit den Jungs abklatschte. Sein Tonfall war spielerisch, doch seine Augen funkelten ernst.

„Das willst du nicht, glaub mir. Keiner will sich mit diesem Typen anlegen. Man sagt, er sei ein noch viel größerer Psychopath als sein älterer Bruder, der zuvor der Mafiaboss war", unterbrach uns Ryan, was mich genervt die Augen verdrehen ließ. Enes und ein Psychopath?! Also bitte! Das Einzige, was er war, war eingebildet und arrogant! Der Gedanke an ihn ließ mein Blut erneut kochen, doch das Unbehagen in den Augen meiner Freunde brachte mich zurück in die Realität.

Die große Statur von Liam erfüllte die kleine Wohnung sofort mit einem gewaltigen Druck, der sich wie eine unsichtbare Welle ausbreitete und mir durch Mark und Bein fuhr. Mein Körper reagierte augenblicklich, indem eine Gänsehaut über meine Haut kroch, ein Zeichen meiner inneren Anspannung und Erkenntnis. Wie hatte ich das nur vergessen können? Verdammt! Der Kampf sollte heute stattfinden, genau wenige Stunden vor meinem wichtigen Kundentermin mit meinen neuen Kunden, die anscheinend sehr vermögend waren und ihr Geld gerne bei unserer Bank anlegen wollten. Die Uhr tickte gnadenlos, und mein Herz schlug im Rhythmus der verbleibenden Zeit.

„Pack deine Sachen, wir müssen los, Prinzessin. Zeig dem Bastard, was du drauf hast und mach uns alle stolz", ertönte die raue Stimme von Liam, die einen Hauch von Erwartung und Herausforderung in sich trug. Seine Worte hallten in meinem Kopf nach, während er mir meine Kampfsachen zuwarf und wieder aus der Wohnung lief. Sein schneller Abgang ließ einen leeren Raum zurück, in dem nur das Echo seiner Worte und die Schwere der bevorstehenden Aufgabe blieben.
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Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt