Kapitel 46

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Die Fahrt zurück zu unserem Anwesen war von einer unheimlichen Stille durchdrungen, die nur durch das leise Summen des Motors durchbrochen wurde. Die Dunkelheit umhüllte das Auto wie ein undurchsichtiger Mantel, die Straßen waren verlassen, als ob sie die düsteren Geheimnisse, die ich in mir trug, erahnten.

Kein Wort wurde zwischen uns gewechselt, die Spannung war förmlich greifbar. Die Stille war erstickend, beladen mit ungesagten Worten und unterdrückten Emotionen. Jeder von uns versuchte wohl auf seine eigene Weise, mit dem Geschehenen umzugehen, doch das Schweigen schien die Last nur noch schwerer zu machen.

Meine Hände bebten noch immer, und mein Kopf pochte vor Schmerzen, doch zumindest waren die Stimmen in meinem Kopf nun endlich verstummt, nachdem ich im Auto dieses Mal die richtigen Tabletten genommen hatte. Ein bitterer Geschmack der Erleichterung mischte sich mit dem Bedauern über meine eigene Unachtsamkeit. Die Tabletten waren mein Rettungsanker, meine einzige Möglichkeit, einen klaren Gedanken zu fassen und die Stimmen zu vertreiben, die mich sonst in den Wahnsinn trieben. Doch ein kleiner Fehler hatte genügt, um diesen schützenden Schleier zu durchbrechen, und ich war den Stimmen hilflos ausgeliefert gewesen.

In meinem Inneren wütete ein Sturm aus Selbstvorwürfen und Zweifeln. Wie konnte ich nur so nachlässig sein? Wie konnte ich vergessen, die richtige Tablette einzunehmen, die mein Leben so sehr beeinflusste? Die Gedanken daran, wie ich in diesem Zustand die Eltern von Ledjona getötet hatte, lasteten schwer auf meinen Schultern, da ich somit nichts über ihre Vergangenheit herausfinden konnte.

Arian hatte alles mitangesehen, er hatte gesehen, wie abhängig ich von diesen Tabletten war, um überhaupt funktionieren zu können. Die Vorstellung, dass er mich in diesem schwachen Moment gesehen hatte, erfüllte mich mit Scham und Entsetzen. Ich war nicht ich selbst gewesen, ich hatte die Kontrolle verloren.

Der Gedanke daran, dass ich nun alle Informationen über Ledjonas Vergangenheit für immer zerstört hatte, ließ mich erzittern. Nie würde ich erfahren, was sie durchgemacht hatte und was sie geprägt hatte. Nie würde ich verstehen können, was sie zu der Person gemacht hatte, die sie heute war. Und das alles wegen meiner eigenen Schwäche.

„Bist du Drogensüchtig?"

Ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken hinunter, als Arian die bedrückende Stille durchbrach und mich mit einem ernsten Blick ansah. Seine Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß wurden, während er mit voller Wucht vor unserem Anwesen zum Stehen kam.

„Sag es, Enes. Bist du Drogensüchtig?! Haben wir uns nicht geschworen niemals süchtig zu werden?", Arian sah mich wütend an und schnalzte dabei immer wieder unruhig mit seiner Zunge. „Du weisst, dass keiner unserer Familienmitglieder jemals Drogen konsumiert hat. Unsere Drogen sind dafür da, um Geld damit zu verdienen und nicht, süchtig danach zu werden, verdammte Scheiße!"

Drogensüchtig? Die Worte hallten wie ein peitschender Wind in meinem Kopf wider.
Mein Herz schlug schneller, und mein Verstand raste. Drogen? Er dachte ernsthaft, dass ich Drogensüchtig war?

Ich war der beste Chemiker in ganz Amerika, das war unbestreitbar. Aber ich hatte mir geschworen, niemals selbst von den Drogen abhängig zu werden, die ich herstellte. Zwar konsumierte ich gelegentlich Cannabis, aber das war weit entfernt von einer Drogensucht.

"Ich bin süchtig nach deinem knackigen Hintern, du süßer Halunke", grinste ich und versuchte, das Thema zu wechseln. Die schwache Beleuchtung im Auto betonte die Spannung zwischen uns, als ich versuchte, meine Fassade aufrechtzuerhalten. Doch innerlich tobte ein Sturm, der die Fragmente meiner Unbeschwertheit zersplitterte.

Arian ließ sich nicht so leicht ablenken. Sein Blick durchbohrte meine Maske, als er beharrlich weiterfragte: "Hör auf, Enes. Rede mit mir. Was hast du, huh? Was ist es, das dich so handeln lässt, huh? Du kannst mit mir über alles reden." Seine Worte bohrten sich in mein Innerstes, und ich spürte, wie mein Herz gegen die Mauern meiner Verteidigung hämmerte. Doch ich konnte es ihm nicht sagen. Ich durfte es ihm nicht sagen.

Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt