Kapitel 29

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Mein Atem stockte, als Enes mit Alina das Wohnzimmer betrat. Seine Hand hielt ihren Arm fest, eine Geste, die mich beinahe um den Verstand brachte, als ich sie so eng neben ihm stehen sah. Die Atmosphäre im Raum schien mit seiner bloßen Präsenz zu erstarren, während er mit unerschütterlicher Ruhe und einer Aura eisiger Kälte den Raum durchquerte.

Die Worte explodierten förmlich aus Tinas Mund, ihr Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Wut und Verzweiflung. „Das kannst du nicht ernst meinen, Enes! Ich bringe dich um, du verlogener Mistkerl! Wie traust du dich, mit dieser verdammten Nutte in unser Haus?!" Ihr Schrei füllte den Raum und schien fast die Wände zum Beben zu bringen. Doch bevor sie einen Schritt auf die beiden zugehen konnte, packte Arian sie am Arm. Seine Stimme klang ruhig, aber entschlossen: „Beruhig dich Zemer. Das müssen die beiden untereinander klären, Argjentina." Trotz ihrer verzweifelten Versuche, sich zu befreien, hielt Arian sie fest, während der Raum von der angespannten Atmosphäre erfüllt war.

Enes' Augen, tief und undurchschaubar, durchbohrten den Raum, bis sie auf meinen trafen. Ein Schauer durchfuhr mich, als ob sein Blick direkt in meine Seele eindringen würde. Die Kühle in seinem Gesicht und die Unnahbarkeit in seiner Haltung ließen mich erstarren. Es war, als ob ich in den eisigen Augen eines Raubtiers gefangen wäre, unfähig, mich zu bewegen.

Die Stille wurde von seinem eiskalten Lächeln durchbrochen, das mehr wie eine Herausforderung wirkte. Der Raum schien sich um uns zu verengen, als ich die unerbittliche Kälte spürte, die von ihm ausging. In diesem Moment fühlte ich mich wie ein Spielball in einem gefährlichen Schachspiel, in dem Enes der unberechenbare Gegner war, der jeden Zug mit kühler Berechnung ausführte.

Ich konnte nicht glauben, dass er Alina tatsächlich in das Rudaj Anwesen gebracht hatte und keinerlei Reue zeigte. Wie verdammt narzisstisch musste man sein, um sich im Recht zu fühlen? In diesem Moment vergaß ich meinen eigentlichen Grund hier zu sein. Es sollte mir nämlich gleichgültig sein, dass er mit einer anderen Frau geschlafen hatte, dass er sie sogar in sein Heim brachte. Doch warum war es mir nicht egal? Wieso spürte ich dieses Gefühl in mir?

Ein Ringen nach Luft ergriff mich, als er langsam auf mich zukam, ohne seine Augen auch nur für einen Moment von mir abzuwenden. Ich fühlte mich wie gelähmt, als mein Blick auf Enes' Hand fiel, der immer noch fest um Alina gelegt war. Ich verachtete mich dafür, dass Enes es geschafft hatte, etwas in mir auszulösen. Ich hasste ihn dafür, dass er erneut unkontrollierbare Tränen in meinen Augen entstehen ließ. Es war, als ob er mühelos die Fäden meiner Emotionen zog, und ich war zutiefst verabscheut von dieser Macht, die er über mich zu haben schien.

Gerade als ich mich abwenden wollte, packte Enes meinen Arm und drehte mich zu ihm zurück. Mit verschleierten Tränen in den Augen sah ich in seine Honigbraunen Augen, die mich zum ersten Mal seit dem ich ihn kannte, mit einem anderen Blick ansahen.

„Wein nicht.. bitte..", sprach Enes leise. Er legte beide seiner Hände um mein Gesicht und drückte sanft meine Wangen, während er seine Stirn behutsam auf meine legte. Ein Moment der Stille durchzog den Raum, und mein Herz schien für einen Schlag auszusetzen. Seine Worte waren ein Flüstern, das die Zeit zu stillstehen schien, während sein warmer Atem meine Haut berührte.

Bevor ich überhaupt realisieren konnte, was soeben geschehen war, ließ Enes abrupt von mir ab und wandte sich Alina zu, die ihn mit einem überheblichen Blick anstarrte.

„Zurück zu deiner Frage von vorhin, Alina.
Ich bin verheiratet mit einer Frau, die ich nicht verdient habe", zischte Enes plötzlich mit einer solch düsteren Stimme, dass jeder im Raum den Atem anhielt.

Mein Herz raste, als ich beobachtete, wie sein Körper sich anspannte und sein Kiefer zuckte. Seine Worte waren durchtränkt von Wut und Dominanz, als er auf Alina herabblickte, dann plötzlich rau auflachte. Es war ein kühler, durchdringender Klang, der sich durch den Raum schnitt und eine unheilvolle Spannung in der Luft hinterließ.

Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt