Kapitel 61

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„Ich werde dieser Verlobung nicht zustimmen", ertönte die tiefe Stimme meines Vaters und riss mich aus meinen Gedanken. Wutentbrannt drehte ich mich zu ihm um, mein Blick voller Trotz und Entschlossenheit.

„Ich bin alt genug, um selbst zu entscheiden, wen ich heiraten möchte", zischte ich und packte Eriona fest an die Hand. Sie musste daraufhin breit grinsen, als ob sie den Sieg schon errungen hätte.

„Hast du vergessen, wer ich bin?!" Mein Vater kam mit langsamen, bedrohlichen Schritten auf mich zu. Seine Haltung war voller Autorität und Dominanz.

Ich hatte ihn zuletzt so wütend gesehen, als Luna damals Argjentina entführt hatte. Mein Puls stieg gefährlich an, als ich ihn mit zusammengebissenen Zähnen wütend anstarrte.

„Nein, das habe ich nicht."

Seine Augen funkelten vor Zorn. „Wie wagst du es dann, mir zu widersprechen?" In der nächsten Sekunde schrie er und packte mich am Kragen. Seine Griff war eisern, und seine Augen brannten vor Wut.

Blinde Rage durchströmte mich, als ich spürte, wie sein Griff mich fast erdrückte.

Wollten mich alle verarschen? Sie taten so, als wäre ich ein pubertierender Junge, der keine Entscheidungen treffen konnte! Wieso waren sie alle auf ihrer Seite? Hatten sie denn vergessen, was sie mir angetan hatte?!

„Wir sollten uns alle wieder beruhigen", sagte meine Mutter und zog meinen Vater von mir weg. Ihr strenger Blick bohrte sich in seine Augen. „Lass Enes in Ruhe. Er ist alt genug", sprach sie mit einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

Mein Vater knurrte wütend, seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er Eriona missbilligend anblickte. Seine Abneigung war deutlich zu spüren, wie ein kalter Wind, der durch den Raum fegte.

„Du wirst niemals meinen Nachnamen tragen. Niemals wirst du eine Rudaj", zischte er, und seine Worte trafen wie ein Dolch. Mit einem letzten, vernichtenden Blick drehte er sich um und verschwand aus dem Raum. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, und eine schwere Stille senkte sich über uns.

Eriona blieb neben mir stehen, ihr Gesicht war blass, doch ihre Augen funkelten trotzig.

„Mam", zischte Arian, der unsere Mutter verständnislos ansah. Es war offensichtlich, dass er nicht begreifen konnte, warum sie unseren Vater von mir zurückgezogen hatte.

Meine Mutter sah Arian streng an, ihre Augen funkelten vor Entschlossenheit. „Ich vertraue auf Enes. Ich vertraue darauf, dass ich euch zu guten Männern erzogen habe, die unseren Nachnamen niemals aus Leichtsinnigkeit oder Trotz beschmutzen würden. Wenn Enes sie wirklich heiraten will, dann wird er das tun dürfen, und wir werden hinter ihm stehen", sagte sie, ihre Stimme fest und unnachgiebig.

Arian schüttelte den Kopf, Wut und Verzweiflung flammten in seinen Augen auf. „So dumm bist du nicht, Enes. Egal wie groß dein Stolz ist, das würdest du nicht tun", sagte Arian und sah mir dabei so tief in die Augen, dass ich das Gefühl hatte, dass er jeden meiner Gedanken lesen konnte.

„Solltest du sie heiraten, werde ich nie wieder ein Wort mit dir wechseln. Das schwöre ich dir bei Adriana und bei Allah! Solltest du das wirklich tun, bist du für mich gestorben und du wirst nie wieder Adriana sehen dürfen", schluchzte Tin Tin plötzlich. Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag, und ich erstarrte.

Ich drehte mich zu ihr um und sah sie an. Die Tränen liefen unaufhörlich über ihr Gesicht, und es brach mir das Herz, sie so zu sehen. Verdammt! Warum weinte sie so? Warum war sie so überzeugt von ihrer Unschuld, wenn ich doch alles selbst mit meinen eigenen Augen gesehen hatte?

Die Erinnerungen stürmten auf mich ein, und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ich wollte Tin Tin nicht verletzen, doch ihre Worte waren wie Messerstiche. Mein Kopf war ein Chaos aus Emotionen – Wut, Verzweiflung, Trauer. Ich konnte kaum atmen.

Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt