Kapitel 41

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L e d j o n a

Mein Herz raste wie wild, als Enes mit einer gewaltigen Vollbremsung vor dem riesigen Anwesen zum Stillstand kam. Die gesamte Fahrt über hatte er kein Wort von sich gegeben, und diese bedrückende Stille hatte mich beinahe um den Verstand gebracht. Ich hatte Enes noch nie so ruhig erlebt, und das beunruhigte mich zutiefst.

Unzählige Fragen kreisten mir durch den Kopf, als wir vor dem imposanten Gebäude standen. Was hatte Enes mit mir vor? Warum diese Stille? Die düsteren Gedanken ließen mein Inneres beben, während ich versuchte, mir einzureden, dass alles gut sein würde. Doch Zweifel nagten an meinem Vertrauen.

So schlimm konnte das doch nicht sein, oder? Er liebte mich doch. Man tat niemandem weh, den man liebte... Doch die Stille und Enes' ungewohntes Verhalten ließen mich ahnen, dass etwas Unheilvolles bevorstand.

Ohne ein Wort zu verlieren, stieg Enes aus dem Wagen und eilte auf meine Seite. Mit abrupter Kraft riss er die Tür auf und zerrte mich unsanft aus dem Auto. "Das tat weh, du Idiot!", zischte ich schmerzerfüllt und rieb mir die schmerzende Stelle am Arm. Enes schien jedoch unbeeindruckt, denn er beachtete mich nicht einmal. Stumm zog er mich durch den Garten, und ich kämpfte, das Gleichgewicht zu halten. Beinahe wäre ich gestürzt, doch Enes' schnelle Reflexe verhinderten meinen Fall. Mit einer unglaublichen Geschicklichkeit trug er mich auf seinen Armen, und ich konnte spüren, wie sein Herz wild in seiner Brust pochte, während er mich fest an sich presste.

"Danke..." Meine Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, verloren in der bedrückenden Stille. Doch selbst in meiner leisen Stimme lag eine Spur von Verbitterung, als ich spürte, wie sich der Zorn in mir regte. Enes wandte sich nicht einmal meinem Tonfall zu, und diese Ignoranz machte mich nur noch wütender.

"Purer Reflex, nichts weiter." Seine Worte schnitten wie Eis durch die Luft, und ich konnte förmlich die Kälte spüren, die von ihm ausging. Es war, als ob er meine Existenz kaum registrierte, und der Gedanke allein ließ meinen Ärger weiter anschwellen.

"Von mir auch, also denk dir nichts dabei, du eingebildeter Lulatsch." Meine Antwort war eine Mischung aus Trotz und Verachtung, doch unter der Oberfläche verbarg sich eine tiefe Sehnsucht danach, dass er mich endlich ansah. Doch Enes blieb stumm, und die Spannung zwischen uns wurde mit jeder Sekunde intensiver, als ob ein Sturm in der Luft brodelte, bereit, jeden Augenblick auszubrechen.

Durch die prunkvolle Villa liefen wir schweigend, während Enes mich auf seinen starken Armen durch die opulenten Gänge und Treppen zwei Stockwerke nach oben trug. Das gedämpfte Licht der Kronleuchter tauchte die eleganten Möbel und Kunstwerke in ein warmes Ambiente. Ich spürte, wie meine Aufregung mit jedem Schritt wuchs, denn Enes' honigbraune Augen hatten bis jetzt kein einziges Mal meinen Blick gesucht.

Sein Gesicht blieb stur und emotionslos, während er konsequent voranschritt. In meinen Gedanken wirbelten Unsicherheit und Neugierde, während ich versuchte, seine Reaktion zu deuten. Als er schließlich vor einer imposanten Tür stehen blieb, spürte ich, wie mein Herz schneller schlug.

Die Tür öffnete sich lautlos und gab den Blick frei auf ein Zimmer, das bislang im Dunkeln verborgen gewesen war. Ein Hauch von Geheimnis lag in der Luft, als Enes mich mit festem Griff hineinführte. Der Raum präsentierte sich in einer undurchdringlichen Dunkelheit, nur durchbrochen von einem diffusen Schein, der von verborgenen Lichtquellen stammte.

Meine Augen tasteten sich durch den Raum, der wie ein Labyrinth aus Schatten und geheimnisvollen Formen wirkte. Ein unheimliches Gefühl legte sich auf meine Haut, als ich die Umrisse von schweren Vorhängen und scheinbar endlosen Wänden erahnte. Es schien, als ob dieses Zimmer kein Ende nehmen würde und ein Geheimnis nach dem anderen in seiner Tiefe verborgen läge.

Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt