Kapitel 20

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Seine Worte schnitten wie scharfe Klingen durch die Luft, raubten mir den Atem. In dem Moment, als Enes mich mit roher Gewalt in seinen Wagen verfrachtete und die Türen mit einem bedrohlichen Klicken verschloss, durchzuckte mich ein zitternder Schauder. Die düstere Szenerie um mich herum verstärkte das Gefühl der Ausweglosigkeit. Neonlichter warfen gespenstische Schatten auf die schmierigen Straßen, während gedämpfte Geräusche aus der Umgebung in meine Ohren drangen.

Mein Plan war perfide durchdacht, jeder Schachzug bis ins kleinste Detail geplant. Doch im Inneren meines pulsierenden Herzens spürte ich die aufkommende Unruhe, als ich mich in einem undurchsichtigen Netz aus Intrigen verfangen sah. Dieser Abend war eine gefährliche Gratwanderung, und ich war die Drahtseilartistin, die zwischen den Abgründen von Enes und Alexej balancierte. Jeder Atemzug wurde zu einem risikoreichen Spiel, und die dunklen Straßen schienen sich gegen mich zu verschwören, als würde das Universum selbst darauf warten, wie dieses gefährliche Drama sich entfalten würde. Nur so würde Enes kein Verdacht schöpfen, wieso ich wieder in seinem Leben aufgetaucht war.

Nur so würde er nicht merken, dass ich ihn an Alexej verraten würde..

Ich war in einem Zwiespalt gefangen. Meine Loyalität lag bei Josh und Ryan, doch meine Handlungen führten mich in die Richtung, Enes zu verraten. Ich spürte, wie meine Entschlossenheit schwankte, aber die Notwendigkeit, meine Freunde zu retten, überwog jegliche moralischen Bedenken.

Dieser Plan musste perfekt sein, um Alexej zu befriedigen. Es war der Schlüssel, um von dieser erdrückenden Schuld befreit zu werden, die mich gefangen hielt. Ich musste Informationen sammeln, die seine Erwartungen erfüllten, um endlich meine Freiheit zurückzugewinnen.

Doch davor musste ich Enes dazu bringen, sich in mich zu verlieben und mir zu vertrauen. Auch wenn es seinen eigenen Tot heißen sollte.

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Die Motorengeräusche dröhnten in meinen Ohren und zerrten an den Nerven, während ich mich in ein unbehagliches Schweigen hüllte. Die pulsierende Energie der belebten New Yorker Straßen schien in starkem Kontrast zu meiner bedrückten Stimmung zu stehen. Mein Blick verlor sich in den vorbeiziehenden Lichtern, während ich krampfhaft versuchte, Enes' verstörende Worte aus meinem Kopf zu verbannen.

Die anfängliche Angst wich jedoch bald einer nüchternen Erkenntnis. Ich kannte Enes gut genug, um zu wissen, dass er keine derartigen Grenzen überschreiten würde. Trotzdem konnte ich die unheimliche Atmosphäre nicht abschütteln, die seine Worte hinterlassen hatten.

Ich musste ihn beruhigen. Ich musste ihn dazu bringen, sich in mich zu verlieben und nicht dazu, mich immer mehr zu hassen. Ich musste unauffällig süßer werden und ihn weich bekommen. Er war ein Mann. Ein verdammter Mann, der sich wie jeder andere weichklopfen lassen würde, sobald ich ihm indirekt ein wenig Gefallen vorgaukeln würde.

Es war wie eine Gratwanderung auf einem Messer. Trotz der brennenden Wut, die Enes' Worte entfacht hatten, musste ich meine Emotionen unter Verschluss halten. Seine unverblümte Andeutung, mich gegen meinen Willen zu berühren, schürte eine flammende Wut in mir, doch ich zwang mich, sie tief zu begraben. Es war Teil meiner Mission, und ich musste die Naivität spielen, um Zugang zu seinem Vertrauen zu bekommen.

Wie jongliert man mit Feuer, ohne sich zu verbrennen? Diese Frage tanzte unerbittlich in meinem Kopf, während ich gleichzeitig meine endlose Wut unterdrückte und darüber nachdachte, wie ich Enes manipulieren konnte, ohne dass er Verdacht schöpfte. Er war ein Mann von Intelligenz und Raffinesse, jemand, der weit über die übliche Eitelkeit hinausging. Diese Erkenntnis machte es zu einer schier unlösbaren Aufgabe, ihn zu umgarnen, ohne dass er meine Absichten durchschaute. Aber ich war bereit, diesen Tanz mit der Klugheit zu tanzen und musste eine subtile Taktik entwickeln, um Enes zu meinen Gunsten zu lenken, ohne dass er es merkte.

Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt