Kapitel 53

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Hört gerne den Song an, den ich hinzugefügt habe, er passt sehr gut zum Kapitel, finde ich <3
Songname: Billie Eilish: TV 🎵



P r i z r e n,  K o s o v ë

Die Schrift auf der Verpackung "Risperdal" starrte mich an, während unzählige Tränen meine Wangen hinabflossen. Es war, als würde mir ein Schlag ins Gesicht versetzt werden, als mir bewusst wurde, womit Enes zu kämpfen hatte. All die Jahre, die Einsamkeit, der Schmerz, den er alleine ertragen musste...

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich in seine Augen sah. Augen, die mir eine Geschichte von Leid und Ängsten zu erzählen schienen. Sein Blick durchbohrte meine Seele, und ich konnte den Schmerz darin förmlich spüren. Sein Körper war angespannt, jede Faser davon, und seine zitternde Hand, die die Zigarette umklammerte, verriet mehr, als er je mit Worten ausdrücken konnte. In diesem Moment brach mein Herz für ihn, als ich zum ersten Mal seine Verletzlichkeit sah.

"Bitte, sieh mich nicht mit anderen Augen an", flehte er leise, und der Klang seiner Worte ließ mich in lautes Schluchzen ausbrechen. „Das würde ich nämlich nicht ertragen."

"Ich könnte niemals mit anderen Augen auf dich blicken, Enes. Du bist mein Leben", schluchzte ich, während ich ihn mit einer Kraft umarmte, die so stark war, dass es schien, als könnte ich ihn ersticken. "Es tut mir so leid... Es tut mir so leid, dass du all diese Jahre diese Krankheit alleine durchstehen musstest", schluchzte ich weiter, während ich seine zitternde Hand fest umklammerte, sie immer wieder küsste, in dem verzweifelten Versuch, ihm etwas von dem Schmerz zu nehmen, den er ertragen musste.

"Warum weinst du?", fragte Enes, seine honigbraunen Augen voller Verwirrung fixierten mich. "Weil du all die Jahre alleine warst", schniefte ich und legte sanft meine Hände auf sein Gesicht. "Du bist der stärkste Mann in meinen Augen. Und jetzt, da ich weiß, was du durchmachst, bist du in meinen Augen noch viel stärker."

"Ich bin nicht stark, Ledjona. Ohne diese Tabletten wäre ich ein Wrack, unfähig auch nur ein Gespräch zu führen", erwiderte Enes, und ich schüttelte bestimmt den Kopf. "Das spielt keine Rolle, Yll. Nichts auf dieser Welt wird jemals meine Meinung ändern können. Du bist der stärkste Mann, den ich kenne, und ich danke dir, dass du mir das anvertraut hast", flüsterte ich, meine Stimme kaum mehr als ein Hauch, als ich meinen Kopf an seine Brust legte und seinen beruhigenden Atem einsog

"Warum siehst du mich so an?", fragte Enes, seine Stimme gespannt, als ob er eine Antwort fürchtete. "Wie meinst du das?", erkundigte ich mich, meine Augen suchten die seinen, doch er wich meinem Blick aus.

"Als wäre es dir egal, dass ich an Schizophrenie leide", seine Worte waren schwer, beladen mit einer Mischung aus Scham und Verletzlichkeit, die mir das Herz zusammenziehen ließ.

Seine Augen verrieten einen tiefen inneren Kampf, während er seine Worte aussprach. Es war, als ob er sich vor meiner Antwort fürchtete, als ob er sich selbst für seine Krankheit verurteilte. Doch ich konnte nicht verstehen, warum er sich schämte, für etwas, das er nicht kontrollieren konnte.

"Es macht mir nichts aus, Enes. Ich sehe dich immer noch mit denselben Augen, nichts hat sich verändert, außer der Tatsache, dass ich mich noch mehr in dich verliebt habe, weil du mir den größten Liebesbeweis gezeigt hast, indem du mir deine größte Last anvertraut hast", sagte ich mit einer sanften Stimme, während ich seine Hand in meine nahm und ihn zu einer kleinen Bank führte, die mein Opa einst für meine Oma gebaut hatte.

Schweigend ließen wir uns auf der Bank nieder und blickten in die Ferne, während wir die Schönheit der albanischen Natur betrachteten. Die Sonne tauchte die Landschaft in goldenes Licht, und ein sanfter Wind strich durch unsere Haare, als ob er unsere Gedanken tragen würde. In diesem Moment fühlte ich eine tiefe Verbundenheit zu Enes, eine Verbindung, die stärker war als je zuvor.

Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt