Kapitel 62

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L e d j o n a   L e k a j

*Irgendwo im Nirgendwo

In dem düsteren Keller lag ich gefesselt, die eisige Kälte des Betonbodens drang durch mein abgemagertes, zitterndes Fleisch. Der Geruch von Verzweiflung und Moder erfüllte die stickige Luft, während ich in einem Unterhemd und einem Höschen gekleidet war, hilflos den brutalen Angriffen von Alexej ausgesetzt.

Seine Schläge kamen wie peitschende Hammerschläge, jeder einzelne traf mich wie ein Blitz aus der Dunkelheit. Jeder Tritt hinterließ ein brennendes Gefühl auf meiner Haut, ein Gefühl, das so stark war, dass es meine Sinne zu überwältigen drohte. Doch trotz der unermüdlichen Tortur schien ich mich in eine Art Trance zu versetzen, eine verzerrte Realität, in der die Schläge nur dumpfe Geräusche waren und der Schmerz nur eine entfernte Empfindung.

„Du undankbare Hure! Wie lange willst du noch so da sitzen?! Antworte, wenn ich mit dir rede! Bei Enes warst du nicht so! Wieso warst du bei ihm so glücklich? Wieso hast du mit ihm so sehr gelacht?!", brüllte Alexej, seine Stimme wie ein Echo aus der Hölle, das die Dunkelheit des Kellers durchdrang.

Jeder seiner Worte schien eine Peitsche zu sein, die meinen geschundenen Körper traf und mich in eine endlose Spirale aus Leid und Qual zog.

Doch selbst inmitten dieses albtraumhaften Szenarios fand ich einen Ausweg, eine Flucht in die Ferne. Meine Augen richteten sich auf das kleine Fenster hoch über mir, durch das die Sterne am Himmel funkelten. Sie waren wie ein Hoffnungsschimmer in der Dunkelheit, ein Versprechen auf eine bessere Zukunft, selbst wenn ich mich in diesem Moment wie in einem Albtraum gefangen fühlte und wusste, dass ich nie wieder aus dieser Hölle raus kommen würde.

In den endlosen Stunden der Dunkelheit und der Qual, in denen ich gefesselt und geschlagen wurde, fanden meine Gedanken immer wieder den Weg zu Enes. Jede Nacht und jeden Tag durchlebte ich in meinem Geist unzählige Erinnerungen an unsere gemeinsamen Momente. Ich stellte mir vor, wie sein Lachen mein Herz erwärmte, wie seine Grübchen sich vertieften, wenn er lächelte, und wie seine kindischen Witze unsere Gespräche lebendig machten.

Es war, als ob ich in diesen Erinnerungen lebte, als ob sie der einzige Anker waren, der mich mit der Realität verband. Trotz der Dunkelheit um mich herum, strahlte sein Gesicht in meinem Geist wie ein Licht in der Finsternis, und seine Liebe war der einzige Trost inmitten meiner Qualen.

„Antworte endlich, du undankbare Hure! Wieso hast du aufgehört zu reden? Denkst du, das ich eine stumme Frau brauche?! Denkst du, dass ich dich am Leben lasse, wenn du nicht endlich wieder redest?", schrie Alexej wutentbrannt und schleuderte meinen Kopf gehen den Boden.

Doch selbst in diesen Momenten der Erinnerung konnte ich nicht vergessen, dass ich gefangen war, dass meine Situation aussichtslos schien. Die Schläge von Alexej rissen mich immer wieder aus meinen Gedanken und zwangen mich zurück in die brutale Realität des Kellers.

Ich hatte aufgegeben. Jeder Tag, den ich in dieser Finsternis verbrachte, brachte mich näher an den Rand des Abgrunds. Die Dunkelheit umhüllte mich wie ein Mantel, und ich spürte, wie die Verzweiflung mich langsam erstickte. In meinem Herzen brannte ein Verlangen nach Erlösung, nach einem Ausweg aus dieser Qual.

Ich wusste, dass ich nicht mehr lange durchhalten konnte, dass der einzige Ausweg der Tod war.

Selbstmord.

Ich sehnte mich nach dem süßen Vergessen, nach dem Ende des Leidens. Der Gedanke an den Tod war mein einziger Trost, meine einzige Hoffnung auf Frieden. Ich hatte keine Angst mehr vor dem, was danach kam, denn nichts konnte schlimmer sein als das, was ich bereits erlebt hatte. Der Gedanke an den Tod war mein einziger Freund, der mich in dieser trostlosen Dunkelheit begleitete.

Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt