Julian saß aufrecht in einem Sessel in Renés Suite. Der Rollstuhl, mit dem man ihn hereingefahren hatte, lehnte daneben und sein Leibwächter, der ihn herausgehoben hatte, war wieder nach draußen verschwunden. Er hatte sich übernommen mit dem Kampf gegen Cress und sein Zustand war wieder schlechter geworden. Das Gespräch hatte bei ihm physische Schmerzen hinterlassen als Andenken und ihr vermutlich ebenso. Die Schmerzen waren noch da, aber schwach genug, um zu arbeiten. Er war nicht so schlimm zugerichtet wie Cress. Teils war es bessere Technik beim Brechen des Falls, teils lag es daran, dass sein Körper auf sehr niederem physischem Niveau mehr aushalten konnte als ihrer. Es hatte allerdings seine Nachteile, in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Erst Cress. Jetzt René.
„Wann wolltest du mir sagen, dass sie lebt?", fragte René leise. Ihre Wut, ihre Enttäuschung, standen ihr klar ins Gesicht geschrieben.
„Wenn es vorbei ist."
Sie nickte. Es war eine große Stille eingekehrt um ihn in den letzten Tagen. Selbst seine engsten Freunde beäugten ihn vorsichtig, als wäre er eine Bombe, die jederzeit wieder hochgehen könnte. Nico hatte ihm eine Ohrfeige gegeben, als er ihn aus der Schlucht gezogen hatte. Julian erinnerte sich nicht daran, aber Finja hatte es ihm erzählt. Er war sich nicht mehr in vielen Dingen sicher im Moment, aber diese Ohrfeige hatte er verdient.
„Es war nicht mein Ziel, dich zu verletzen."
„Nein, aber du hast mir nicht genug getraut, um meine Pflicht zu erfüllen, wenn ich emotional aufgewühlt bin deswegen. Wie du selbst."
Sie würde ihm den Sprung nicht verzeihen. Dass er alles aufs Spiel gesetzt hatte, mehr als das, alles aufgegeben hatte. Die Krone, die Zukunft, alle Versprechen, die er ihr gegeben hatte. Reines Glücksspiel.
„Du bist niemand, der sich ein gebrochenes Herz leisten kann."
Es war eine Ohrfeige, die mehr weh tat als die, die Nico ihm verpasst hatte.
„Nicht, wenn es dich in die Irre führt. Zu viel hängt ab von dir und zu viel ist in Gefahr, wenn du nicht weißt, was du tust."
„Verweise mich nicht auf meinen Platz, ich kenne ihn gut."
René beobachtete ihn immer noch wütend, aber sie verstummte. Zumindest für einen Moment.
„Es war unwahrscheinlich dumm, was du getan hast. Wenn du nicht überlebt hättest ..."
Julian griff fest nach ihrer Hand.
„Ich hätte mir nie wieder in die Augen sehen können."
„Und das kannst du jetzt?"
Sie löste ihre Hand aus seiner.
„Du hast nicht nur deine Zukunft in einem unsicheren Spiel gesetzt, sondern auch meine."
„Du wärst bei Nico vemutlich besser aufgehoben als bei mir, René", sagte Julian in einem Anflug von sanft ausgesprochener Bitterkeit. René stand auf. Sie trug das Collier, das er ihr aus Katania mitgebracht hatte. Er freute sich, dass sie es mochte, aber es schien zu festlich für dieses Gespräch. Er beschloss, das Thema zu wechseln. Zu seiner Überraschung ließ sie sich darauf ein.
„Ich muss herausfinden, was passiert ist. Vor drei Jahren."
„Und wie läuft es damit?"
„Es ist ein Chaos, diese Nacht. Ich habe Hinweise gesammelt, Menschen erpresst ... aber ich weiß immer noch nicht, was geschehen ist."
„Vielleicht würdest du das, wenn du nicht weggelaufen wärst."
„Ich weiß", schnitt er ihr scharf das Wort ab.
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Skythief - Gefallene Sterne [2024 Version]
Ficção CientíficaIn den Narben, tiefen Schluchten am Rande der Hauptstadt eines Imperiums in der Zukunft, ist Cress Cye als rechte Hand eines Verbrecherfürsten gefürchtet. Die alten Monster, die dort in den Tiefen leben, kennt sie gut. Doch als eines davon so viel S...