„Sie werden überrannt."
Cress sah sie durch die Öffnungen in den Vorbau klettern. Blutrünstig, wie sie sie in Erinnerung hatte. Jemand schoss, aber es würde dauern, bis sie ihre schwereren Geschosse neu kalibriert hatten.
„Ich komme hier nicht raus", brüllte sie, während sie sich hinter einen der Kanister duckte.
Ein Plasmaschuss pfiff an ihr vorbei. Irgendwo links von ihr traf er einen weißen Kanister. Was auch immer darin war ging in einem Feuerball auf. Cyborgs und Menschen wurden in die Luft geschleudert. Cress machte große Augen. Sie hatte gedacht, dass es Wasser war, das sie lagerten. Nach dem Feuerball zu urteilen war es Treibstoff oder etwas ähnliches.
„Doch, du schaffst das. Ich steige ab zurück zum Komplex."
Cress sah zu den Schotten auf, während sie rannte und abwechselnd Soldaten und Cyborgs als Schilde vor dem jeweils anderen benutzte.
„Das kannst du vergessen, du kommst nie hier runter, ohne dass sie dich umbringen."
„Unterschätz mich nicht."
Sie erreichte die Treppen. In dem Chaos war sie die einzige, die nach oben rannte. Näher an die Außenwelt, aus der die Monster kamen.
„Hier ist die Hölle los."
„Ein paar Minuten."
„Julian, hier fliegt alles in die Luft. Sie haben hochentzündliches Zeug in den Kanistern."
Vermutlich hier gelagert, um es möglichst weit von der Flamme fernzuhalten. Diese dumme Entscheidung würde sie alle umbringen. Ein weiterer Knall hallte durch den Hangar.
„Gut, das ist das, was wir wollen. Gib mir ein paar Minuten."
„Die habe ich nicht."
„Du musst."
Cress warf sich in die Cyborgs auf dem Metallsteg vor den Luken nach draußen. Sie spürte Metallhände an ihrem Körper, wurde zur Seite gegen das Geländer geschleudert und wäre fast abgestürzt. Sie hatte noch mehrere Meter bis zum Ausgang, aber die Zeit ging aus. Regen wehte von draußen herein. Sie wünschte sich nah genug zu sein, dass sie ihn spüren konnte, egal wie weh es tat. Hinter ihr ging ein weiterer Container in die Luft. Die Explosion war so heiß, dass sie Cress Rücken versengte und zwei Cyborgs in Brand steckte. Sie warf einen weiteren zur Seite.
„Ihr müsst mich holen kommen", sie hörte selbst, wie ihre Stimme brach,. „Ich habe die Erinnerung, ich habe die Flamme gesehen. Die Bilder. Ich bin wertvoll für euch."
Sie konnte nicht fassen, dass sie flehte. Es war vorbei. Die Container standen zu dicht und die Kettenreaktion hatte begonnen. Sie entzündeten sich gegenseitig,
Cress sah, wie sie verbrannten. Sie wusste nicht, ob es Cyborgs oder Menschen waren. Sie spürte die Hitze an ihrem Anzug, der sie zwar schützte, aber ihr in dem Chemikalienfeuer bald von der Haut tropfen würde. Sie hörte Julian nicht mehr. Sie pflügte sich einen Weg durch das Chaos. Cress war sich sicher, dass sie verletzt war, aber es ging alles so schnell, dass sie nichts spürte. Sie hieb die Sicherung in die Wand, schnallte sich daran fest und sprang über die Kante, um einer weiteren Explosion auszuweichen, die ihr die Haare in Brand setzte. Der Regen traf sie wie eine Wand, als sie ins Freie hechtete. Er rann über ihren ungeschützten Kopf, während sie fiel. Um sie her zuckten Schüsse durch die Luft. Blaue Plasmarunden, kleine Abbilder der Geschütze auf den Brücken. Cress fiel. Und fiel. Sie griff nach dem Seil, das sie in die Wand geschlagen hatte und griff ins Leere. Sie hatte nicht geschrien, als die erste Explosion die Wände erschüttert hatte und auch nicht, als die Cyborgs über sie hereingebrochen waren. Jetzt tat sie es. Unter ihr gähnten die Narben, wie so oft. Heute fraßen sie sie. Cress stürzte in die Schwärze und wusste, dass sie lange fallen würde, bevor sie starb. Sie schrie.
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Skythief - Gefallene Sterne [2024 Version]
Ficção CientíficaIn den Narben, tiefen Schluchten am Rande der Hauptstadt eines Imperiums in der Zukunft, ist Cress Cye als rechte Hand eines Verbrecherfürsten gefürchtet. Die alten Monster, die dort in den Tiefen leben, kennt sie gut. Doch als eines davon so viel S...