Maya lag auf dem Bauch und laß. Sie lachte gerade über eine Stelle in ihrem Buch, als sie ein Knarzen hörte. Als sie in die Höhe fuhr, hatte sich eine Tapetentür geöffnet, die normalerweise nur die Dienstboten verwendeten. Einer von ihnen stand in einer tiefen Verbeugung da. Er war höchstens fünfzehn.
„Verzeihung. Ein Funkspruch für euch, Protektorin", sagte der Junge.
Maja zog sich die Decke um die Schultern.
„Verschwindet aus meinem Zimmer."
Der Junge schüttelte den Kopf.
„Es ist seine Hoheit. Es ist dringend."
Mayas Kopf drehte sich. Sie stand auf und riss ihm das Funkgerät förmlich aus der Hand. Militärische Ausrüstung. Wer es platziert hatte, musste es die ganze Zeit als Option in der Hinterhand gehabt haben, sonst hätte er das Gerät nicht hiergelassen. Was tat er?
„Maya Adelen", grüßte Nicolas van Garde. „Ich hoffe, ich störe nicht."
Sie kam nicht dazu zu antworten.
„Wenn man in dieser Stadt Antworten bezüglich der Flamme sucht, seid ihr die beste Ansprechpartnerin. Aus theoretischem Interesse bräuchte ich ein paar. Unter Freunden."
Maya setzte sich in ihrem Nachthemd zurück auf das Bett, während der Junge die Tapetentür hinter sich zuzog. Sie hätte nie gedacht, dass sie einmal mitten in der Nacht mit Nicholas van Garde Gespräche auf ihrem Bett führen würde.
„Van Garde, ich würde es sehr begrüßen, wenn eure Leute nicht in mein Schlafzimmer kommen würden", zischte sie.
„Entschuldigt, das bleibt eine Ausnahme. Sag mir, Maya, wie bewegt man die Flamme?"
Sie massierte sich die Nasenwurzel. Jetzt dutzte er sie auch noch. Das hier war sicher eines der perfiden Machtspielchen, für die der junge Adel bekannt war. Vielleicht wollten sie sie in noch mehr Angst versetzen oder sie verhöhnen. Vielleicht war es das Crescendo zu Julians Plan, ihren Ruf wiederherzustellen. Falls er je so einen Plan gehabt hatte. Maya war zu müde, um viel Widerstand zu leisten.
„Die Flamme wird nur mitsamt ihres Beckens bewegt, van Garde. Das wüsstet Ihr, wenn Ihr der Flammenschau ab und an Eure Aufmerksamkeit machen würdet."
„Es gibt keine andere Möglichkeit?"
„Natürlich nicht. Außer Ihr wollt den Palast niederbrennen."
Sie sah hinüber zum Lichtspiel des Buntglases, über dem die Flamme brannte. Früher hatte man nur die stärksten Krieger des Ordens zu Protektoren benannt, bis man eingesehen hatte, dass die Flamme nicht diese Art von Schutz brauchte. Alles, was ihr zu nah kam, verbrannte. Bis auf geweihten Kristall.
„Hypothetisch: wenn jemand die Flamme stehlen würde, wie würde er das anstellen?"
Maya war zu müde für diese absurden Gedankenspiele.
„Ihr seid verrückt, van Garde. Das ist Selbstmord. Wenn Ihr eine Gute Nacht Geschichte wollt, ruft nächstes Mal eure Mutter an."
Sie runzelte die Stirn über ihren respektlosen Ton. Der Adlige ging nicht darauf ein. Das war der Punkt, an dem Maya abschließend stutzig wurde.
„Wenn jemand sich der Flamme nähern muss, Protektorin, wie würde er nicht sterben dabei?"
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Skythief - Gefallene Sterne [2024 Version]
Science FictionIn den Narben, tiefen Schluchten am Rande der Hauptstadt eines Imperiums in der Zukunft, ist Cress Cye als rechte Hand eines Verbrecherfürsten gefürchtet. Die alten Monster, die dort in den Tiefen leben, kennt sie gut. Doch als eines davon so viel S...