Kapitel 65 (2) - Viggo

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 „Küss mich."

Lova sprach leise, damit Ivar sie nicht hören konnte, doch in dem kleinen Raum erschienen die Worte dennoch viel zu laut. Ihr Flüstern hallte in Viggos Ohren lauter als ein Peitschenschlag.

„Sofort."

Ihre Fingernägel gruben sich in seine nackten Schultern, als sie ihn durch das Zimmer zerrte. Schnelle, heiße Atemzüge brandeten gegen sein Schlüsselbein und mehr als einmal trat Lova ihm in ihrer Eile auf die Füße. Erst, als sie mit dem Rücken gegen die bloße Wand stieß, hielt sie inne. Und dennoch vibrierte ihr Körper vor Anspannung, eine Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus.

Weil Lova ihn eng an sich zog, spürte Viggo, dass sie zitterte.

„Worauf wartest du?", fragte sie, hob das Kinn und schloss die Augen, als würde sie darauf warten, eine Strafe entgegenzunehmen. Weil alles hieran, von ihrer Situation bis hin zu dieser Bitte, nichts anderes für sie war als eine Strafe. „Wenn er hereinkommt, ist es zu spät."

Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals, ihr Haar streifte seine Schultern, doch sie drängte sich ihm nicht weiter auf. Stattdessen hielt sie inne, bebend vor Anspannung und, wie Viggo in diesem Moment erst bemerkte, auch Angst.

„Bitte", flüsterte Lova. „Du hast ihn doch auch gehört. Ich bitte dich, tu mir das nicht an."

Ein Schleifen ertönte, dann ein Knarren, weil Ivar sich an der Tür zu schaffen machte. Viggo wusste nicht, ob es sein Herz war, das so schnell schlug, oder Lovas.

Sie standen so nah beieinander, dass es keinen Unterschied machte.

„Das willst du nicht", gab er zurück, stolperte beinahe über seine eigenen Worte. „Du würdest mich anschließend hassen, und ich könnte mir das nicht verzeihen."

Lova zog ihn zu sich herunter, bis ihre Lippen nur noch Millimeter von seinen entfernt waren. Ihr Duft hüllte ihn ein, bittersüß wie Wildblumen und noch immer mit der Fähigkeit, jede Logik aus seinem Kopf zu verbannen. Was übrigblieb, war Verlangen – nach mehr, nach ihr, nach einem Hauch weniger Selbstbeherrschung. Viggo wollte nichts mehr, als ihrer Bitte nachzukommen.

Aber er wäre genauso egoistisch wie sie, wenn er es täte, und im Gegensatz zu ihr hätte er keine Rechtfertigung. Sein Schicksal war besiegelt, ihres nicht.

„Ich werde dich hassen, wenn du nichts tust", sagte Lova. Ihre Stimme war heiser, ihre geweiteten Augen erschienen in der Dunkelheit beinahe schwarz. Ein feuchtes Schimmern darin verriet, wie nah sie vor einem Zusammenbruch stand.

„Du willst es, das weiß ich", wisperte sie, raunte die Worte gegen seine Haut. „Stell dir vor, ich bin deine Louvisa. Stell dir vor, es wäre sie, die du küsst."

Das musste Viggo nicht, um sie küssen zu wollen. Ein Gedächtnisverlust reichte nicht, um die Frau auszulöschen, in die er sich verliebt hatte – er wollte sie noch immer, er hatte sie immer gewollt und würde es auch immer. Das war der Preis, den er für seine Zeit mit ihr zahlte.

„Es tut mir leid", flüsterte Viggo, als er nachgab und sie zwischen sich und der Wand einfing.

Lova reckte das Kinn, lehnte sich ihm entgegen. „Lass es glaubhaft aussehen."

Hinter ihnen öffnete sich die Tür, doch falls Ivar etwas sagte, bemerkte Viggo nichts davon.

Seine Hände legten sich auf Lovas Hüften, schmiegten sich an die vertrauten Rundungen. Ihr entkam ein erstickter Aufschrei, als Viggo sie hochhob und sich zwischen ihre Schenkel drängte, doch sie lernte schnell. Hitze umgab ihn, als Lova die Beine um ihn schlang und den Kopf gegen die Wand fallen ließ. Ihre Lippen schmeckten nach Salz und kupfrigem Blut, als Viggo sich über sie beugte und sie küsste.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 2 days ago ⏰

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