Kapitel 52

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Der zweite Kampf begann, wie der erste geendet hatte – in einer Arena, gefüllt mit Knochen und Blutflecken. Der Sturm, der die ganze Nacht gewütet hatte, war in den frühen Morgenstunden abgeklungen und ließ Viggo mit halbtrockener Kleidung zurück, die kühl an seinem Körper klebte. Jeder Windzug schickte einen Kälteschwall durch seinen Körper, doch er biss die Zähne zusammen und hielt sich aufrecht. In der salzigen Meerluft brannten die alten Narben auf seinem Rücken und die neue Wunde in seinem Gesicht. Viggo hatte im Vorbeilaufen in einer Pfütze aus Regenwasser einen Blick auf die Verletzung erhaschen können und wäre beinahe vor sich selbst zurückgeschreckt.

Dunkle Ringe verrieten den fehlenden Schlaf und seine Haut war bleich bis auf die lange, ausgefranste Wunde, die sich von seinem Hals bis knapp unter sein Auge zog. Einen Fingerbreit mehr, und Viggo hätte sein Auge eingebüßt. Und das war nur der erste von drei Kämpfen gewesen.

Als hätten die westlichen Drachenjäger von dem Spektakel des vergangenen Tages gehört, waren die Ränge der Arena nun bis zum Bersten gefüllt. Schulter an Schulter reihten sich bis an die Zähne bewaffnete Männer, die in ihrer unterschiedlichen Kleidung und Statur einen außergewöhnlichen Anblick boten. Die Einheit, die Viggo von seinen Anhängern gekannt hatte, fehlte vollkommen.

Illian musste sie von allen Ecken des Inselreiches angeworben haben, doch all seine Jäger hatten eine Gemeinsamkeit; es gab keine Frauen. Neben Elin und Lova, die beide in den Höhlen zurückgelassen wurden waren, war die verheiratete Edda die einzige Frau in den Reihen, und sie war sicher keine Jägerin. Stattdessen saß sie gemeinsam mit dem Rest von Illians engstem Kreis in der Mitte der Tribüne, hielt die Hand ihres Mannes und hatte den besten Blick auf das Geschehen.

Neben ihr saß Norvid, die breiten Schultern unter seinem schwarzen Mantel verborgen. Der schmale Mann zu seiner Linken ging beinahe unter hinter Norvids muskulösen Körperbau. Erneut war der Sammler erschienen, weil er sich scheinbar keinen Kampf entgehen lassen konnte. Seine Augen glitzerten vor Faszination, sein Haar stand wirr und starr vor Dreck von seinem Kopf ab. Dahingehend blieb alles unverändert.

Auch Ivar war erneut erschienen, die Arme vor der Brust verschränkt und gegen die Steinwand in seinem Rücken gelehnt. Um seinen Mund lag ein verkniffener Zug, als missfiele es ihm, dass Viggo noch lebte. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass es einen zweiten Kampf geben würde.

Illian dagegen lehnte sich gegen das Gitter, das Arena und Tribüne trennte, und stützte den Kopf auf den Handflächen ab. Die untere Hälfte seines Gesichts lugten unter seiner schwarzen Kapuze hervor, ein feines Lächeln umspielte seine Lippen. Er war jünger, als Viggo erwartet hatte – vielleicht so alt wie Lova, aber mindestens so alt wie Viggo selbst.

Aus irgendeinem Grund (vielleicht, weil sowohl Krogan als auch Johann älter als er gewesen waren) hatte Viggo erneut mit einem Altersunterschied gerechnet. Doch dieser blieb aus und ließ den ehemaligen Drachenjäger mit einem unguten Bauchgefühl zurück.

Dass ein junges Alter nicht gleichbedeutend war mit Dummheit, hatte Hicks bereits bewiesen.

„Wie ich sehe, habe ich heute ein größeres Publikum", stellte Viggo fest und deutete eine spöttische Verbeugung an, bei der die Narben in seinem Rücken protestierten. Die ruhelosen Nächte auf dem kalten, nassen Höhlenboden hinterließen Spuren, die sich bald an ihm rächen würden. Der Wunschtraum, einfach auf den Inseln der Beschützer geblieben zu sein, tauchte häufiger als für seinen Verstand zuträglich in Viggos Gedanken auf. „Es ist mir eine Ehre."

Was für ein Glück, dass ihm Lügen einfach von der Zunge sprangen.

Die Drachenjäger jubelten und grölten, reckten die Fäuste in die Luft und beugten sich über die Bande, um einen besseren Blick auf ihn zu erhaschen. Es waren rund fünfzig Männer, die sich um die besten Plätze prügelten und nach blutigen Kämpfen gierten, doch Illians mahnendes Handzeichen allein brachten sie zum Schweigen.

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