Kapitel 36

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Als Viggo an diesem Morgen erwachte, hatte er anstatt Louvisas Haar den stachligen Schwanz des Skrills im Gesicht. Der Kopf des Drachen ruhte noch immer auf seinem Schoss, und aus dem geöffneten Maul tropfte Speichel auf Viggos Hose, während ein Flügel schwer auf seiner Brust lag und ihn von jeder Regung abhielt.

„Verdammter Drache", knurrte Viggo und bediente sich einiger weiterer Flüche aus Lovas umfangreichem Repertoire. Er konnte spüren, dass sein Haar aufgrund der Elektrizität des Skrills völlig wirr abstand, und auch die Pfeilnarben auf seinem Rücken protestierten aufgrund seiner Schlafposition. Seine Glieder fühlten sich steif an, und ohne die wärmenden Flügel des Skrills würde er bis auf die Knochen frieren. Seine Nasenspitze war in der Kälte beinahe abgefroren.

„Und verdammte Fischerhütte." Die dünnen Holzwände ließen jeden Windzug hinein, was bei dem drohenden Winter nicht vorteilhaft war. Im Sommer dagegen staute sich die Wärme sicher bis in die späten Abendstunden.

„Früher hast du in einem Zelt geschlafen", ermahnte Viggo sich selbst und zerrte einen Arm unter dem Flügel des Skrills hervor. Entschieden fuhr er sich wieder und wieder durch die Haare, bis er den Schaden so weit wie möglich eingedämmt hatte. Er konnte noch immer hören, wie die Elektrizität zwischen den einzelnen Strähnen knisterte. „Und das hast du auch überlebt."

Fairerweise musste man allerdings erwähnen, dass Viggo damals noch nicht gewusst hatte, wie es sich anfühlte, die Nacht in der Sicherheit einer eigenen Hütte zu verbringen und die Frau, die er liebte, in den Armen zu halten.

Der Skrill hob verschlafen den Kopf und rieb seinen Kopf an Viggos Halsbeuge. Ein dunkles Grollen vibrierte tief in seiner Kehle, die zuckenden Blitze auf seiner Schnauze luden Viggos Haare erneut auf. Seine Schuppen waren zwar rau, doch zugleich angenehm warm.

„Genug Zuneigungsbekundungen", murmelte Viggo und schob den Skrill von sich. Zwei gelbe Augen starrten ihm beleidigt hinterher, als er sich erhob. „Ich habe die ganze Nacht bei dir verbracht, Drache. Das muss reichen."

Die Schnauze des Skrills kräuselte sich unwillig. Seine Schwanzspitze schnippte durch die Luft und prallte von einer Ecke des kleinen Schlafzimmers in die nächste, bis der dumpfe Klang den Raum erfüllte. Die Krallen auf seinen Flügeln schabten über den Boden und hinterließen tiefe Kratzer.

„Was ist jetzt schon wieder?", fragte Viggo und fischte seine Tunika von den Dielen. Ohne die wärmenden Schuppen des Skrills machte sich die Kälte wirklich bemerkbar. Beinahe wünschte Viggo sich, die Zeit ein wenig zurückzudrehen und weiterzuschlafen, anstatt aufzustehen und die angenehme Wärme zu verlassen. Doch das war absurd, denn es würde bedeuten, dass er die Nähe eines Drachen suchte.

Der Skrill schob sich an ihm vorbei und knurrte bei jedem Schritt. Seine Flügel versetzten Viggo im Vorbeigehen einen Stoß. Er war offensichtlich beleidigt.

Viggo schnaubte und eilte hinter dem Skrill her, während er mit einer Hand notdürftig seine Tunika richtete. „Ich bin nicht Louvisa", ließ er den Drachen wissen. „Im Gegensatz zu ihr kann ich deine Gedanken nicht lesen." Falls der Skrill überhaupt dachte, denn bisher gab es keine Beweise für diese These – keine, die Viggo hinnehmen würde. Zumindest redete er sich das ein, wann immer ihm die eigenwillige Art des Drachen gegen den Strich ging.

Wieder knurrte der Skrill, diesmal fletschte er sogar die Zähne. Über seine Hörner tanzten blau-weiße Blitze, die von tödlicher Schönheit waren. Viggo hatte an dem Tag seines vorgetäuschten Todes einen sehr guten Eindruck von der Kraft bekommen, die hinter diesem Drachen steckte, und er legte keinen Wert darauf, diese Erfahrung am eigenen Leib zu erleben.

„Was willst du?", fragte Viggo und tastete nach dem Dolch an seinem Gürtel. Die Waffe, welche einst Lova gehört hatte, hatte ihn schon einmal von einem Feind des Skrills in seinen Verbündeten verwandelt. Vielleicht war ihm dieses Glück nochmal vergönnt.

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