Kapitel 49

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Der Boden der Arena war von Knochen übersät. Die abgenagten Gerippe, die gebrochenen Flügel und die blanken Gebeine hatte man beiseite gekehrt, doch herausgerissene Krallen, Zähne und kleinere Knochen lagen wie weiße Birkenzweige auf dem dreckigen Steinboden. Unter Viggos Stiefeln zogen Blutpfützen lange Fäden, seine Fußabdrücke dunkelrot auf schmutzigem Grau.

Seine Bühne hatte er sich prunkvoller vorgestellt.

„Waffen findest du hinten", rief Ivar, während er die schweren, mit Metall verstärkten Tore zuschob. Mit einem dumpfen Knallen fielen sie ins Schloss und zu allem Überfluss drehte sich ein Schlüssel im Schloss. „Viel Spaß."

Viggo verkniff sich ein verächtliches Schnauben und ließ stattdessen den Blick über sein neues Gefängnis wandern. Es brachte nichts, in diesem Augenblick einen Groll gegen Ivar zu hegen – Hass und Wut würden ihn lediglich ablenken und seine Handlungen mit stümperhaften Fehlern spicken. Das konnte er sich nicht erlauben.

Genau wie die Zellen der Gefangenen war die Arena in die zerklüfteten Berge von Tyrs Klippen eingelassen, doch über dem vergitterten Dach erhob sich hier der sturmgraue Himmel. Die Drachenjäger hatten einen Platz genau zwischen zwei Bergen gewählt und im Schutz der Steinwände lange Reihen von Sitzplätzen eingebaut, die sich einmal um die ganze, kreisrunde Arena erstreckten. Die Sitzreihen waren allerdings um etwa fünf Meter erhöht und durch einen Zaun aus drachensicherem Metall abgegrenzt, sodass die Zuschauer vor dem Geschehen im Inneren abgeschirmt waren. Einen hervorragenden Blick würden sie dennoch haben.

Ivar und zwei weitere Drachenjäger hatten Viggo durch einen der zehn Eingänge geschickt, von denen jeder einzelne mit einem vielfach gesicherten Tor versperrt wurde. Allesamt konnten von außen geöffnet werden; ein breiter Baumstamm hielt die Flügeltüren zusammen und war mit einem Zugseil umwickelt. Viggo kannte die Technik aus seinen eigenen Zeiten als Drachenjäger – solche Tore wurden verwendet, um die Kontrahenten in Drachenkämpfen aus ihren Käfigen zu lassen, ohne sich selbst ins Geschehen begeben zu müssen.

„Reizend", murmelte Viggo und erlaubte sich nun, die Sitzreihen in Augenschein zu nehmen. Während seiner Inspektion war Ivar die Treppen hinaufgeklettert und hatte sich neben einer kleinen Gruppe plaudernder Wikinger niedergelassen, deren Gespräch vom Wind verweht wurde.

Von allen Sechsen war Ivar der Einzige, der keine Maske trug.

Am rechten Rand saß eine schlanke, junge Frau, die sich ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. Darunter schimmerte blasse Haut hervor, ihre Lippen waren zu einer zornigen Grimasse verzogen. Ihre Kleidung war verdreckt, von der Rüstung auf ihren Schultern war nur eine einzige, graue Platte übriggeblieben, in der sich das Licht spiegelte. In ihrem Schoß lagen ihre zu Fäusten geballten, gefesselten Hände. Neben ihr saß ein Mann mit breiten Schultern, dessen Maske nicht über seine Identität hinwegtäuschen konnte – Norvid, direkt gefolgt von seiner Frau Edda. Viggo erkannte sie mit spielender Leichtigkeit an ihrem Körperbau und ihrem langen, grauen Haar.

Im Anschluss kauerte ein Mann mit langem, wallenden Mantel auf seinem Platz. Auch den Sammler erkannte Viggo sofort. Die wirren Locken, starr vor Dreck, lugten unter seiner Kapuze hervor, seine dürren Arme umklammerten seinen Kragen. Er rutschte unruhig auf der Tribüne hin und her, um den besten Blick zu erhaschen.

Der Mann am linken Rand dagegen hielt sich in den Schatten eines Felsvorsprungs verborgen, als würde die Maske nicht reichen. Ein Umhang samt schwarzer Kapuze verbarg sein Haar, bis nur seine Augen unter seiner Maskierung hervorlugten. Sein tatsächlicher Körperbau war unter einer Rüstung verborgen, seine Füße steckten in engen, geschnürten Lederstiefeln. Obwohl er nur ein stummer Beobachter war und sich nicht an Ivars Gespräch mit dem Fischerpaar beteiligte, thronte er an seinem Platz wie ein König.

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