Kapitel 58

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Zu diesem Kapitel habe ich eigentlich nur eine Sache zu sagen:

Bitte steinigt mich nicht xD

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Ivar begleitete ihn den ganzen Weg zurück, doch falls er etwas sagte, bemerkte Viggo es gar nicht. Seine Gedanken rasten, doch zum ersten Mal seit seiner Gefangennahme waren es gute Gedanken, die seinen Schritten Schwung verliehen und ihm als breites Lächeln im Gesicht standen. Noch immer schmerzte jeder Muskeln in seinem Körper, seine Beine zitterten und das Stechen in seinen Seiten erschwerte ihm das Atmen, doch eine Pause lag Viggo nie ferner. Nicht, wenn er nur Augenblicke davon entfernt war, seine Louvisa zurückzubekommen.

„Langsam!" Ivars Befehl ließ ihn innehalten, herumfahren. Der Schneider keuchte von der Anstrengung, mit ihm Schritt zu halten, seine Wangen glühten rot im schwachen Licht und er presste sich die Hand gegen den Bauch. Viggo hatte gar nicht bemerkt, wie schnell er sich tatsächlich bewegt hatte – alles kam ihm langsam vor, wenn er nur daran dachte, was ihn erwartete.

„Wenn du glaubst, du müsstest dir in dieser Situation Sorgen machen, dass ich einen Fluchtversuch riskieren würde, dann bist du dümmer, als ich dachte." Nur widerwillig blieb Viggo stehen, den Blick wieder nach vorn gerichtet. Nur noch eine Kurve, wenige Meter, dann wäre er zurück in seiner Zelle, die sich zum ersten Mal nicht wie ein Gefängnis anfühlte. Sein Kopf schrie ihn an, sich endlich wieder in Bewegung zu setzen, die Glasflasche in seinen Händen war beruhigend schwer. Das Kiefernharz und das Flügelschlangengift darin würden gemeinsam mit den Engelsfarnwurzeln ein Gegengift ergeben, an dessen Zusammenstellung Viggo selbst nicht geglaubt hatte.

Er war seinem Ziel so nah, nur die nervtötende Stimme des Schneiders hielt ihn ab.

„Es geht nicht um einen Fluchtversuch", sagte Ivar. „Ich habe Anweisungen, zu warten."

„Ach ja?" Die Wut kehrte zurück, die nach seinem Kampf in der Arena unmittelbar unter der Erleichterung brodelte. In Viggos Innerem vereinte sie sich mit seiner Ungeduld und Unruhe zu einer unheilvollen Mischung. „Verzeihung, stört der drohende Tod meiner Frau etwa deinen Tagesplan?"

Etwas in Ivars Augen flackerte, als er Viggos Blick entgegnete. Der Schneider war einen halben Kopf kleiner als er und musste zu ihm aufsehen. Die spärliche Beleuchtung im Höhleninneren täuschte nicht über die Zweifel hinweg, die über sein Gesicht huschten. „Sie wird nicht sterben", antwortete Ivar. „Das hätte ich nicht zugelassen."

„Du?" Bei den Göttern, wie gern Viggo diesen Mann erwürgen würde. Jeder seiner Kommentare brachten Viggos Selbstkontrolle ins Wanken, seine Stimmung kippte endgültig von seinem Glückshoch zurück zu flammendem Zorn. „Du hast gar nichts getan, um sie zu retten. Ich war derjenige, der in der Arena für jedes Gegenmittel gekämpft hat, nur um jetzt von dir und deinen Befindlichkeiten abgehalten zu werden."

„Im Gegensatz zu dir bin ich nicht auf Illians Gnade angewiesen", gab Ivar zurück. „Und Louvisa wird es auch nicht sein, wenn..."

„Schweig." Da war sie wieder, diese markante Stimme, die Viggo hassen gelernt hatte. Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer sich hinter ihm befand, doch natürlich tat er es dennoch.

Illian hatte seine Kapuze abgelegt – die letzte Maske war gefallen. Mit seiner autoritären Ausstrahlung erfüllte er den Höhlengang, ohne sich an Drohgebärden bedienen zu müssen, und obwohl er ein Schwert an seinem Waffengürtel trug, musste er es wohl selten nutzen. Viggo jedenfalls würde nicht gegen den Mann kämpfen, der nun vor ihm stand.

Ohne seinen weiten, schwarzen Umhang wurde Illians Erscheinungsbild seinem Körperbau gerecht; er war nicht nur groß, sondern auch trainiert und muskulös. Seine breiten Schultern verrieten Erfahrung und Körperkraft, genau wie die Narben auf seinen Händen. Weitere, silbrige Spuren uralter Wunden fanden sich in Illians Gesicht – eine winzige Narbe auf seinem Kinn und ein Halbkreis in Form eines Drachenkiefers auf seinem Hals. Hellblondes Haar fiel ihm in die Stirn, wo es sich zu sanften Locken kräuselte, und hellblaue Augen sahen Viggo entgegen.

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