Hey,
Sorry für die Verspätung, ich lag die letzten zwei Tage flach - aber jetzt bin ich wieder halbwegs auf dem Damm und habe ein neues Kapitel für euch!
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Von ihnen allen hatte Ivar sich am wenigstens verändert. Es war ein Jahr her, seit Lova ihn zuletzt gesehen hatte – sieben, wenn sie die Erlebnisse der anderen Louvisa mitzählte – doch sie hatte ihn dennoch mit Leichtigkeit wiedererkannt. Selbst mit Viggo war es ihm schwerer gefallen, obwohl der ehemalige Drachenjäger mit recht markanten Zügen gesegnet war. Und Illian... Lova musste zugeben, dass sie in ihm nie mehr gesehen hatte als den Freund ihrer kleinen Schwester. Beachtet hatte sie ihn nicht wirklich, und genau das schien ihr Fehler gewesen zu sein. Immerhin hatte er sie mit Viggo alleingelassen, völlig gleichgültig gegenüber all der Grausamkeiten, die dieser Mann ihr hätte antun können. Können, denn er hatte es nicht getan.
Bisher verhielt sich Viggo geradezu auffallend freundlich.
Auch Ivar zeichnete sich durch seine Freundlichkeit aus, doch das hatte Lova nicht überrascht – schließlich war er das Kind eines Häuptlings, genau wie sie. Die Stimmung zwischen ihnen war angespannt gewesen, als sie Seite an Seite durch die dunklen Gänge eilten, doch sobald Ivar sie aus der Höhle herausgeführt hatte, war ein gemeinschaftliches Schweigen eingekehrt.
Das Sonnenlicht, das von dem klaren, blauen Himmel strahlte und Lovas Gesicht mit goldenen Strahlen beschien, trug einen Teil dazu bei. Nachdem sie tagelang in der kalten, feuchten Zelle eingesperrt gewesen war, erschauderte sie bereits unter dem ersten Windstoß.
Sofort hatte Ivar ihr seinen Mantel angeboten, damit sie nicht fror, während er sie durch das Lager der Westlichen Drachenjäger führte. Einige Blicke blieben an ihnen hängen, als sie vorbeigingen, doch angesichts des Windes stellte niemand Fragen – man hätte sie ohnehin nicht verstanden.
Auf den schroffen Klippen wuchs kein einziger Grashalm, sodass es ein kleines Wunder darstellte, dass die Zelte an Ort und Stelle blieben. Doch offenbar hatte Ivar ebendieses Wunder vollbracht, denn er führte Lova geradewegs in ein Zelt aus dunkelroter Drachenhaut und bot ihr einen Platz an seinem Tisch an.
Eine Fackel spendete Licht und die Zeltwände flatterten im Wind, hielten aber die gröbste Kälte ab.
Wie es bei den Drachenjägern üblich zu sein schien, war das Innere recht spartanisch eingerichtet; eine einfache Pritsche diente als Bett, ein Schwert lehnte daran und ein Stapel Kleidung wartete auf einem Stuhl darauf, zusammengelegt zu werden. Auf dem Tisch aus ungeschliffenem Holz in der Mitte des Zeltes stand nicht nur eine Karaffe mit klarem Wasser, sondern auch ein gefüllter Teller, von dem der himmlische Duft nach Gebratenem aufstieg. Lovas Magen knurrte bereits, bevor sie das Essen sah und Ivar lachte, als er es bemerkte.
„Ich mache dir einen Vorschlag", sagte er und bedeutete Lova, Platz zu nehmen. „Du isst etwas, dann reden wir. Wie klingt das?"
Sie nickte eilig, weil das die wohl freundlichsten Worte waren, die ihre alten Bekannten ihr seit ihrem Gedächtnisverlust entgegengebracht hatten. Wenigstens Ivar war ihr offenbar nicht feindlich gesinnt, und das war eine gute Nachricht. Lova würde jede Unterstützung brauchen, wenn sie... Nun, wenn sie herausgefunden hatte, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte, sobald sie nicht mehr in einer Zelle festsaß.
„Klingt gut", gab Lova zurück, als sie sich auf einen der Stühle sinken ließ und den Teller zu sich heranzog. „Und danke für das Essen." Sie konnte die Herkunft des Fleisches zwar nicht erkennen, doch der Geruch sprach für sich und außerdem war Lova so hungrig, dass es ihr ziemlich egal war, was sie nun aß. Ivar würde sie schließlich niemals vergiften.
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Forget-me-nots
FanfictionEinige Monate sind vergangen, seit Viggo und Lova auf der Insel der Beschützer Zuflucht gefunden haben. Doch nicht nur das Misstrauen von Königin Mala zerren an den Nerven der Beiden, sondern auch alte Feinde und Erinnerungen, die sie lieber begrabe...