Kapitel 8

13K 589 42
                                    

8. Kapitel

„...ganz besonders schlimm ist die Krankheit Aids, die in Afrika weit verbreitet ist und wegen der die Lebenserwartung der Menschen dort um etwa zehn Jahre sinkt. Jeder Fünfte ist mit dem HIV-Virus infiziert. Wenn die Eltern sterben, lassen sie ihre Kinder allein zurück, weswegen es schätzungsweise etwa 10 Millionen Waisenkinder in ganz Afrika gibt, die gar nicht alle untergebracht werden können, und deshalb auf der Straße leben und sich alleine durchschlagen müssen. Aus diesem Grund ist Afrika ein sehr hilfsbedürftiges Land und die entwickelten Länder und die ehemaligen Kolonialmächte haben eine moralische Verpflichtung ihm gegenüber."

Die Klasse klatschte Beifall und auch mein Geographielehrer schien mit dem Referat zufrieden zu sein und eigentlich hätte ich rundum glücklich sein können, wäre da nicht Lira, die mich seit heute Morgen nicht mehr beachtete. So gut es ging, hatte ich versucht, die Kette vor ihr zu verbergen, doch wie es der Zufall nicht anders wollte, hatte sie sie sofort bemerkt und seitdem kein Wort mehr mit mir gewechselt. Es ging ihr weniger darum, dass ich nun zwangsläufig zu Zayn gehörte, sondern viel mehr darum, dass ich versucht hatte, genau das vor ihr zu verheimlichen.

Dass es dabei nur um ihren eigenen Schutz ging, wollte sie gar nicht erst hören und egal was ich sagte, ich stieß auf Granit und sie wollte es einfach nicht einsehen. Jeder Zettel, den ich ihr zuschob landete ungelesen in ihrem Federmäppchen zwischen all den Buntstiften und Radiergummis. Auch als ich mich jetzt mit gesenktem Kopf wieder zu ihr setzte, würdigte sie mich keines Blickes und hatte auch nicht geklatscht, wie all die anderen.

Die Stunde verlief ohne weitere Zwischenfälle und ohne irgendeine Reaktion von Lira auf meine Beteuerungen bezüglich der Tatsache, dass ich jetzt eine Kette mit Zayns Zeichen um den Hals trug. Seufzend stand ich schließlich auf, packte meine Tasche und hastete dann hinter meiner besten Freundin her, die ohne wie gewöhnlich zu warten das Klassenzimmer bereits verlassen hatte und nun neben ein paar anderen Mädchen aus meiner Klasse hertrottete, die ihr allerdings kaum Beachtung schenkten. Als diese dann jedoch anfingen über den Vorzug eines Handys mit Strasssteinchen zu diskutieren, wurde es auch ihr zu bunt und sie ging alleine weiter zu den Schließfächern.

Wütend knallte sie ihr Buch in den Spint und fluchte dann laut, als ihr daraufhin eine ganze Ladung Hefte entgegen geflogen kam. Ich nutze die Zeit, um ebenfalls mein Buch los zu werden und half ihr dann beim Aufsammeln, was sie leider auch nicht dazu veranlasste, wieder normal mit mir umzugehen. Gerade wollten wir nach draußen gehen, als mir von hinten jemand auf die Schulter tippte.

„Was ist?", fragte ich genervt und wirbelte herum.

Vor mir stand Niall, die Hände in den Hosentaschen, ein Cap auf dem Kopf, dass er tief ins Gesicht gezogen hatte und - oh Wunder! - ein ledernes Armband mit dem Erkennungszeichen in Form eines silbernen Anhängers daran. Wenn man die Leute bewusst, nach dem Logo absuchte, wurde man auch eher fündig, denn bei meiner ersten Begegnung war es mir noch nicht aufgefallen. Vielleicht würden mir dadurch in Zukunft solche Begegnungen wie die gestern erspart bleiben und ich könnte endlich ein friedliches Leben hier in London führen.

„Hey, du brauchst mich nicht gleich so anzufahren, ich hab dir überhaupt nichts getan", beschwerte er sich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Dazu brauch ich ja jetzt wohl nichts sagen", zischte ich und sah mich nervös nach Lira um, die tatsächlich stehen geblieben war und wohl schlichtweg vergessen hatte mich und alles was mit mir zu tun hatte, zu ignorieren.

„Zayn will dich sehen", meinte er dann und ging gar nicht auf meine letzte Bemerkung ein.

Immerhin war er ja auch geschäftlich hier und da musste er meine Provokationen wohl einfach über sich ergehen lassen. Bei Gelegenheit würde ich da mal tiefer bohren, denn die Information könnte schließlich nichts schaden und würde mir vielleicht irgendwann einmal weiter helfen können. Das Wissen über die Gang war sowieso unglaublich wichtig, wenn man vorhatte, in ihr zu überleben. Hätte ich von vorn herein gewusst, wer Zayn war, wäre ich gar nicht erst in den Schlamassel hinein geraten und hätte jetzt andere Probleme, wie zum Beispiel Handys mit Strasssteinchen. Was würde ich dafür geben!

„Ach ja, hat er dir auch gesagt wann und wo er mich sehen will?"

„Heute nach der Schule im Keller. Liam macht dir auf, wenn du ihm deine Kette zeigst", erklärte Niall geschäftig. „Ich würde dir übrigens empfehlen pünktlich zu kommen, weil Zayn da sehr großen Wert drauf legt und nicht sehr gerne wartet. Frag Liam, der hat's schon öfter drauf angelegt."

Er zwinkerte mir noch kurz zu und verschwand dann ohne ein weiteres Wort in Richtung Schulhof, wo wir kurz bevor er aufgetaucht war eigentlich auch hin wollten. Ein wenig verwirrt starrte ich ihm hinterher und bewegte mich dabei nicht vom Fleck, bis Lira mich schließlich mit sich ebenfalls nach draußen zog, wo uns ein beißend kalter Wind entgegen blies. Für Mitte Herbst war es schon recht kalt und ich war mir sicher, dass die Wolken auch nicht davor zögern würden, es schneien zu lassen, wenn sie nur genügend Wasser zur Verfügung stehen hätten. Zwar redete Lira jetzt immer noch nicht mit mir, aber wenigstens hatte sie mich nicht alleine auf dem Gang stehen lassen und ich war dankbar für jeden noch so kleinen Schritt ihrerseits in meine Richtung. Inzwischen hatte ich auch eingesehen, dass es nicht ganz korrekt von mir gewesen war, ihr diese bedeutsame Tatsache zu verschweigen, aber auf der anderen Seite ging es mir ja auch um ihr Wohl und ich hatte sie damit eigentlich nur schützen wollen.

Es gongte und wir trabten ohne auch nur ein Wort gewechselt zu haben wieder zum Eingang zurück, durch den sich bereits wahre Schülermassen zurück in das Gebäude drängten. Ich konnte nicht wirklich nachvollziehen, warum es manche darauf anlegten, so schnell wie möglich wieder in ihrem Klassenzimmer zu sein, wo bereits der zuständige Lehrer auf sie wartete, wenn sie doch sowieso noch ganze fünf Minuten Zeit hatten, die sie auch anders hätten verbringen können. Normalerweise zögerten Lira und ich das Zurückkehren in die Klasse immer bis zur letzten Minute heraus und nicht selten kamen wir auch mal zu spät, aber heute schlossen wir uns ausnahmsweise mal den Massen an und waren sogar noch vor unserem Lehrer im Zimmer.

Eigentlich zogen sich die Stunden immer wie Kaugummi in die Länge, aber gerade heute verging die Zeit wie im Flug und das Treffen mit Zayn rückte immer näher, sodass ich zusehends nervöser wurde und unruhig auf meinem Stuhl hin und her rutschte. Herr Müller sah mich schon vorwurfsvoll an, doch ich schaffte es einfach nicht still sitzen zu bleiben und irgendwann wendete er sich einfach jemand anderem zu, den er mit Blicken zu Recht weisen konnte. Es gongte erneut und während die anderen stürmisch ihre Sachen in die Taschen packten, ließ ich mir extra viel Zeit und schrieb sogar als Einzige noch den Rest des Hefteintrags von der Tafel ab. Ganz gemütlich verließ ich das Zimmer und stellte zu meiner Verwunderung fest, dass Lira draußen auf mich wartete.

„Du solltest dich lieber beeilen, wenn Zayn nicht gerne wartet", riet sie mir und rückte ihre Tasche auf der Schulter zu Recht, deren Träger über ihren blonden Haaren gelegen hatte.

Froh darüber, dass sie ihr Schweigegelübte endlich gebrochen hatte, nickte ich, umarmte sie noch mal kurz zum Abschied und ging dann zügig rüber zum Treppenhaus. Während die anderen Schüler alle in Richtung Ausgang verschwanden, stieg ich weiter die Treppen hinunter bis in den Keller, wo ich sofort einen etwas älteren muskulösen Jungen bemerkte, der vor der Stahltür zu wachen schien, durch die ich gestern mit Harry in das Kellergewölbe verschwunden war. Seine kurzen, braunen Haare waren hoch gegeelt und er war sehr stark, was ziemlich respekteinflößend auf mich wirkte. Er war die erste Person, die ich kennen gelernt hatte und bei der ich es mir von Anfang an hatte vorstellen können, dass sie Teil von Zayns Gang war.

„Bist du Sam?", wollte er wissen.

Ich nickte schwach und hob leicht meine Kette an, damit er sie besser sehen konnte. Auch er nickte, zog einen Schlüssel aus der Tasche und sperrte damit die rostige Stahltür auf, hinter der sich offenbar die Zentrale der Clique befand. Sorgfältig verschloss er sie wieder hinter uns und führte mich dann den langen Gang entlang und wieder in das Zimmer mit den vielen Kunstmaterialien. Diesmal jedoch stand mitten im Raum ein roter Sessel, der noch relativ neu aussah und in ihm thronte Harry, den Kopf erhoben und die Beine majestätisch übereinander geschlagen.

----------------------------------------- 

hier das nächste Kapitel. 

Ich hoffe es kommen mal mehr Kommentare den im letzten wars nur 1 über das ich glücklich war aber etwas wenig .....

LG feeklee

HE (Zayn Malik FF)[wird Überarbeitet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt