56. Kapitel
„Was für ein Zufall“, wiederholte er noch einmal, wohl um dem Ganzen mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Zufall. Ich musste mich beherrschen um nicht laut und hysterisch loszulachen. Wenn ich eins bereits vor meiner Zeit in dieser Gang gelernt hatte, dann war es, dass eine Begegnung mit Harry niemals Zufall war.
„Was machst du hier?“, erkundigte er sich höflich.
Er lies sein Skateboard so schnell in seine Hand fliegen, dass ich es gar nicht bemerkt hätte, hätte ich in diesem Moment geblinzelt. Lässig lehnte er sich an das Brückengeländer zu seiner Rechten und taxierte mich neugierig. In seinem Blick lag etwas forschendes, etwas verborgen triumphierendes aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl, er würde irgendetwas vor mir verbergen.
„Ich bin eigentlich gerade auf dem Nachhauseweg“, erklärte ich ungeduldig. „Mein Bruder wartet auf mich.“
Mir lief ein Schauer über den Rücken und ich unterdrückte ein Schütteln. Wenn man sich längere Zeit nicht bewegte, kam es einem noch kälter vor und der Blick, mit dem er mich nun durchbohrte, trug nicht gerade dazu bei, dass mir wieder wärmer wurde. Ich glaubte so etwas wie Wut darin zu erkennen, doch ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum ausgerechnet er wütend auf mich sein sollte.
„So, so.“ Er grinste, doch es sah falsch aus. Gezwungen. Beherrscht. „Auf einen Bruder sollte man immer ein Auge haben“ – für den Bruchteil einer Sekunde sah ich etwas in seinem Gesicht aufflackern – „Zayn hat mir von deinem kleinen Nick erzählt. Er muss wahnsinnig süß sein, aber wohl auch etwas rebellisch.“
Harry lachte und wieder wirkte es falsch. Mir fiel auf, dass ich ihn noch nie wirklich hatte lachen hören.
Ich überging die offensichtliche Andeutung, in der er sich auch auf Zayn bezogen hatte. Warum man auf den ein Auge haben sollte, konnte ich mir nur allzu gut vorstellen. Allerdings durfte man beide Stiefbrüder nicht unterschätzen, einen Fehler, den ich bereits begangen hatte. Ich straffte die Schultern.
„Er ist nicht rebellisch“, widersprach ich. „Nur… neugierig.“
Ich musste an mich denken und fragte mich, ob ich in dem Alter wohl genauso gewesen war. Bestimmt.
„So, so“, sagte Harry erneut. Allmählich trieb mich seine Beherrschung in den Wahnsinn und ich wollte wissen, was sie zu bedeuten hatte. „Er sollte besser aufpassen, dass seine Neugier ihn nicht irgendwann in Schwierigkeiten bringt.“
Es klang nicht wie eine Drohung, mehr wie ein ernst gemeinter Ratschlag, doch ich traute Harry nicht und ballte meine Hände zu Fäusten. Wenn er meinem Kleinen etwas antun würde, würde ich alle Vorsichtsmaßnahmen fallen lassen. Er bemerkte es und lächelte.
„Keine Sorge“, beschwichtigte er mich. „Zayn mag den Kleinen.“
Ich wusste, dass er ihm nichts tun würde. Er hatte mich auch so in der Hand und Gewalt ohne Grund passte nicht zu den Brüdern. Vor allem nicht gegen kleine Kinder. Ein wenig konnte ich mich wieder entspannen, hielt die Hände aber trotzdem noch zu Fäusten geballt.
„Was machst du hier?“, fragte ich schließlich.
Es klang eher beiläufig, höflich interessiert, genau wie bei ihm zu Beginn unseres Gespräches. Auch wenn ich wusste, dass dieser Smalltalk nicht der Sinn seines Auftauchens war, wollte ich nicht länger warten, sondern das Gespräch voran bringen. Nick wartete.
„Ich skate hier ein bisschen“, erzählte er. „Der Wettbewerb ist vorbei, da kann ich endlich wieder das machen, was mir gefällt.“
„Das eben war aber die Choreographie vom Wettbewerb.“
Er wirkte sichtlich erstaunt. Ich ebenso. Zum einen, weil ich nicht vorgehabt hatte, diese Worte laut auszusprechen, zum anderen, weil Harry zum ersten Mal seine Fassade hatte bröckeln lassen. Doch er fing sich schnell wieder.
„Stimmt“, bestätigte er.
Ich war es nicht gewohnt, dass er mir Fragen beantwortete und beschloss die Gelegenheit beim Schopf zu packen.
„Warum bist du ausgerechnet hier?“
Sein Gesicht wurde augenblicklich wieder kalt und beherrscht und ich befürchtete sofort, dass es ein Fehler gewesen war, diese Frage zu stellen. Er hasste Fragen. Als er schließlich doch antwortete, begann er mich mit seinem Blick wieder regelrecht zu durchbohren und beobachtete genau meine Reaktion.
„Ich war zuvor noch… Schlittschuhlaufen.“
Ich schnappte nach Luft. Meine Luftröhre fühlte sich an wie zugeschnürt und meine Augen huschten panisch hin und her. Deswegen also war er hier. Mir wurde leicht übel, als ich erkannte, dass die Sache mit mir und Lou aufgeflogen war, noch ehe sie richtig begonnen hatte. Tränen traten mir in die Augen, doch diese Blöße wollte ich mir vor ihm nicht geben. Noch immer war seine Miene hart und unergründlich.
„Was lässt dich davon ausgehen, du wärest gut genug für unseren besten Freund?“, fragte er sachlich.
Die Frage traf mich hart, doch ich versuchte, weiter mir nichts anmerken zu lassen.
„Was meinst du?“
Harry schnaubte verächtlich.
„Du weißt genau was ich meine“, sagte er höhnisch.
„Gar nichts weiß ich.“
Meine Stimme klang überraschend leise und brüchig. Ich weinte. Wütend wischte ich mir die Tränen von den Wangen und fixierte den Boden, in dem verzweifelten Versuch meine Schwäche vor Harry zu verbergen. Es waren tatsächlich eher Tränen der Wut, denn es gab für mich nichts Schlimmeres als das Gefühl so hilflos, so ausgeliefert zu sein. Ich hasste es.
Jemand hob mein Gesicht leicht an und ich war völlig überrumpelt als Harrys Gesichtszüge plötzlich weich wirkten und er mich voller Mitgefühl aus seinen braunen Augen ansah, die nun nicht mehr so kalt waren, wie noch vor ein paar Sekunden.
„Meinst du es ernst mit ihm?“
Ich konnte ihm nicht antworten. Der Versuch weitere Tränen zu unterdrücken, kostete mich zu viel Kraft.
Scheinbar hatte er die Antwort in meinen Augen gelesen, denn er ließ mein Gesicht wieder los und räusperte sich dann.
„Hör zu, vielleicht könnte man ja eine Ausnahme machen“, begann er. „Zayn muss ja nicht unbedingt von dem Ganzen erfahren. Allerdings…“
Diesmal hob ich von allein den Kopf und sah ihn fragend an. Dass er eine Bedingung stellen wollte gefiel mir gar nicht und trotzdem konnte ich noch immer nicht fassen, dass er bereit war, unsere Beziehung seinem eigenen Bruder zu verheimlichen. Bisher hatte ich geglaubt, dass es zwischen den beiden keine Geheimnisse gab, ganz egal worum es ging und vor allem in internen Gangangelegenheiten trafen sie Entscheidungen meistens zu zweit und nach Absprache.
„… allerdings müsstest du mir einen Gefallen tun.“
Ich hütete mich davor, voreilig zu nicken.
„Keine Sorge, es ist keine große Sache“, besänftigte er mich und wieder wirkte sein Blick seltsam warm, doch anstatt mich zu beruhigen, machte mir das eher Angst. Was könnte er von mir wollen?
Wieder räusperte Harry sich.
„Ich möchte, dass du dich so gut es geht von Zayn fern hälst. Im Privaten wie im Geschäftlichen.“
Er grinste, als er meine offensichtliche Verblüffung bemerkte und diesmal wirkte es nicht gestellt. Trotzdem blieb er distanziert. Es war schwierig sich vorzustellen, welche Gründe er für diese Forderung gehabt haben könnte, doch ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber, denn jetzt da ich wusste, was er von mir wollte, fiel die Panik von mir ab. Die Erleichterung strömte wie das Blut durch meine Adern und ich seufzte leise. Es würde mir nicht gerade schwer fallen, dieser Bedingung zuzustimmen.
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Und? Und ?
Wer hätte DAS erwartet ??
jaja der böse Harry ......
ich stecke die Kommizahl jetzt mal noch etwas höher mal sehen ob ihrs schafft
bitte 15 Kommis dann geht's weiter ;)
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HE (Zayn Malik FF)[wird Überarbeitet]
FanficEine Schule. Ein Geheimnis. Und ein Mädchen das dies herausfinden wird. Wenn dieses Geheimnis eine Gang ist in dem Er, Zayn Malik das sagen hat. Was pasiert wenn sie in die Gang von IHM gerät ? Wenn sie sich dort verliebt? Doch in wen? Textausschn...