20. Kapitel
Hastig kramte ich in meiner Tasche nach dem Hausschlüssel und als ich ihn dann endlich hatte, fiel er mir zu allem Überfluss auch noch aus der Hand. Fluchend hob ich ihn auf, versenkte ihn im Türschloss, stolperte in den Flur und konnte gerade noch verhindern, dass ich dabei stürzte, indem ich mich mit einer Hand an einem Kleiderhaken in der Garderobe festkrallte. Ein paar Sekunden verweilte ich in der Position, dann stürmte ich auch schon die Treppen hinauf, um nach meinem Bruder zu sehen. Dass ich nicht gerade taktisch vorging, da ich dabei einen Höllenlärm verursachte, fiel mir erst auf, als ich mein Ziel bereits erreicht hatte. Bemüht leise öffnete ich Nicks Zimmertür und konnte nicht glauben, was ich da sah.
Zum ersten war es schon unglaublich, dass der Kleine noch immer schlief und brav in seinem Bettchen lag. Noch nie hatte er sich so widerstandslos schlafen gelegt, ohne zehn Minuten später wieder aufzustehen, weil ihm das Schlafen zu langweilig war. Viel zu interessant war die Welt und all das, was er in seinem jungen Alter gerade entdeckte. Eigentlich konnte ich ihm das nicht verübeln, denn auch ich hatte mich jedes Mal gegen meinen Mittagsschlaf gesträubt.
Zum zweiten war er nicht alleine in seinem Zimmer und auf dem Holzstuhl direkt vor dem Bett saß jemand, wenn auch nur mit dem Rücken zu mir, doch ich konnte deutlich einen braunen Hinterkopf erkennen. Augenblicklich begann mein Herz schneller zu schlagen und meine Eingeweide zogen sich schmerzhaft zusammen, als wollten sie mir alle Luft abdrücken. Wer auch immer das war, ich war mir sicher, dass Zayn ihn geschickt hatte und ich konnte nur noch hoffen, das Nick tatsächlich nur schlief, denn dem Chef traute ich alles zu. Warum hatte ich ihn nur allein gelassen, so wie er es verlangt hatte und warum hatte ich nicht gleich Lunte gerochen?
Noch immer drehte sich die Person nicht zu mir um, obwohl mein Gepolter auf der Treppe eindeutig nicht zu überhören gewesen war. Vermutlich wollte er oder sie seinen Triumph auskosten und würde sich jeden Moment wie der Superbösewicht in einem Film ganz langsam umdrehen und mich dann fies angrinsen. Kellya würde ich das absolut zutrauen, aber ihre Haare waren schwarz wie die Nacht und daher konnte meine Vermutung nicht zutreffen. Sonst kannte ich nur noch ein paar Mitglieder der Gang, da ich mit den anderen nie etwas zu tun gehabt hatte, worüber ich eigentlich auch ganz froh war. Ab und zu sah man einen von ihnen durch den Keller schleichen, wenn sie mal wieder einen Auftrag für Zayn erledigt hatten, aber gesprochen hatte ich bisher nur mit einigen wenigen.
Liams Haare waren kurz und braun, Alex hatte ebenfalls dunkles Haar, Josh war viel zu klein,Niall war ebenfalls zu klein und ich bezweifelte stark, dass er ausgerechnet ihn vorbeischicken würde, um meinen Bruder umzubringen. Ganz abgesehen davon hatte er viel zu kurze Haare und hätte sich schon längst zu mir umgedreht und mich begrüßt. Von den Leuten, die ich kannte, blieb also nur noch Harry und dem traute ich es auch zu, dass er soweit gehen würde.
Halt. Moment. Stopp! Louis!
„Lou?“, brachte ich fast quiekend hervor.
Normalerweise verließ der 21-jährige für keine fünf Sekunden seinen Computer und somit die Zentrale, da diese immer besetzt sein musste. Ab und zu vertrat er sich im Keller die Beine, aber nach draußen ging er tagsüber so gut wie nie. Erst Abends verließ er als letzter das Gewölbe und sperrte jedes Mal sorgfältig ab, da andere Gangs schon mehrmals versucht hatten, sich Zutritt zu verschaffen, was natürlich eine Katastrophe wäre.
„Pst!“, zischte Angesprochener. „Der Kleine schläft! Es ist schon ein Wunder, dass du ihn durch dein Rumgetrampel nicht geweckt hast.“
Erleichtert atmete ich auf, denn das war keiner von Zayns anderen Jungs, sondern tatsächlich Louis. Allerdings konnte ich nicht so ganz verstehen, was ihn dazu bewegt hatte, sich aus der Zentrale herauszuwagen und eigentlich hätte er hier auch nicht rein kommen dürfen, da ich die Tür wie immer hinter mir abgeschlossen hatte.
„Tut mir Leid“, murmelte ich. „Ich war nur etwas überrascht… Was machst du hier?!“
Die Frage war meiner Meinung nach mehr als nur berechtigt und allmählich verflog die Angst um meinen Bruder und machte stattdessen einer Wut Platz, da Lou einfach so in mein Zuhause eingedrungen war. Dies hier war mein letztes Stück Privatsphäre und die Gang hatte sich nicht in mein Leben einzumischen. Außerdem fand ich es einfach nur unhöflich, dass er sich immer noch nicht zu mir umgedreht hatte und ich mich stattdessen mit der Stuhllehne und seinem Hinterkopf unterhalten durfte. Eigentlich mochte ich Lou und ich verstand mich auch gut mit ihm, soweit ich das bisher beurteilen konnte, da wir noch nicht wirklich viel miteinander zu tun gehabt hatten, aber gerade würde ich ihn am liebsten hochkant rauswerfen.
„Zayn hat mich geschickt, damit ich auf deinen kleinen Bruder aufpasse. Er hat nicht mit so einer Situation gerechnet und dann musste ich eben einspringen. Außerdem soll ich dir…“ Endlich drehte er sich um und mir stockte beinahe der Atem. „… das hier geben.“
War das der Lou, den ich kannte, den ich ab und zu mal in der Zentrale aufsuchte, wo er sich unauffällig hinter seinem Computer verkrochen hatte und ab und an mal den Bruder des Anführers zu Besuch da hatte? Nein, mit Sicherheit nicht und ich musste zugeben, dass mich sein Styling gerade überwältigte. Ebenso wie Harry trug auch er eng anliegende Kleidung, mit dem kleinen Unterschied, dass er sich nicht so sehr wie dieser zur Farbe Schwarz hingezogen zu fühlen schien. Stattdessen trug er eine dunkelblaue und verwaschene Jeans, die von einem Nietengürtel an seiner Hüfte gehalten wurde und trotzdem ein bisschen tief saß. Dazu hatte er ein hautenges rotes T-Shirt mit Aufdruck an, das alles andere als unauffällig war und eigentlich gar nicht zu einem Computerfreak passte, doch an ihm sah es einfach umwerfend aus. Hier bei Tageslicht und nicht wie sonst im düsteren Keller kamen seine Gesichtszüge viel besser zur Geltung und ich musste zugeben, dass er wirklich nicht schlecht aussah. Ganz und gar nicht schlecht.
Grinsend reichte er mir einen kleinen Umschlag, da ihm meine Reaktion wohl nicht verborgen geblieben war und ich zwang mich schnell dazu weg zu sehen und ihn nicht weiter anzustarren. Schließlich sollte das hier nicht noch peinlicher werden, als es das ohnehin schon war. Stattdessen warf ich neugierig einen Blick in das Couvert, da es mich wirklich interessierte, was darin war, wenn Zayn mir das nicht einfach hatte vorhin geben können. Ein zusammengefaltetes Blatt Papier steckte darin und ich zog misstrauisch beide Augenbrauen nach oben.
„Was ist das?“, fragte ich argwöhnisch.
Lou zuckte mit den Schultern.
„Ich hab keine Ahnung, ich sollte dir das nur vorbeibringen und auf deinen Bruder aufpassen, solange du weg bist.“
Vorsichtig faltete ich das Blatt auseinander, als befürchtete ich, es würde mich jeden Moment beißen, doch natürlich passierte nichts dergleichen und ich blieb völlig unversehrt – zumindest körperlich.
„Was ist das?“, wollte Lou neugierig wissen, der aufgestanden war und sich über meine Schulter gebeugt hatte.
Ich musste heftig schlucken und konnte einfach nicht glauben, was ich da sah, konnte nicht glauben, dass Zayn mir das tatsächlich zumutete und das, obwohl ich erst seit ein paar Monaten mit der Graffititechnik vertraut war. Dieses Logo war der pure Wahnsinn und derjenige, der es entworfen hatte, verdiente größten Respekt. Die Zeichnung sah aus wie gedruckt und jede Linie war so unglaublich fein, dass man glaubte es seien Abdrücke von Haaren. Noch dazu wirkte alles unfassbar kompliziert und die kleine handschriftliche Notiz am Ende der Seite machte mir große Angst. „Üben!“ stand dort. Mehr nicht und doch bedeutete dieses winzige Wort, bestehend aus fünf Buchstaben eine Menge. Nämlich zum einen, dass ich keine Freizeit mehr haben würde und zum anderen, dass ich so gut wie keine Chance hatte, den Wettbewerb zu gewinnen. Warum ließ er mir das Logo auch erst jetzt zukommen, sodass ich kaum noch Zeit zum Üben hatte? Das Treffen war übermorgen und die Zeit bis dahin reichte nie und nimmer aus.
„Das ist also das Siegerlogo“, murmelte Lou anerkennend und stieß einen leisen Pfiff aus. „Diesmal hat er sich wirklich selbst übertroffen. Ich bin gespannt, was er abliefern wird!“
„Lou… ich brauche sofort deine Hilfe!"
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Mich würde es mal interessieren, welche Vermutungen ihr bisher zur Competition habt, was genau ihr euch darunter vorstellt, wer was machen muss, etc. Wer Lust hat, kann das ja mal in sein Review mit einbauen. Ich bin gespannt!
p.s. Wenn mindestes 3 Reviews kommen konnt das nächste Kapi schneller.....
LG feeklee
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HE (Zayn Malik FF)[wird Überarbeitet]
FanficEine Schule. Ein Geheimnis. Und ein Mädchen das dies herausfinden wird. Wenn dieses Geheimnis eine Gang ist in dem Er, Zayn Malik das sagen hat. Was pasiert wenn sie in die Gang von IHM gerät ? Wenn sie sich dort verliebt? Doch in wen? Textausschn...