Kapitel 10

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10. Kapitel

Wie jedes Mal nach der Schule war ich auch heute nach der letzten Stunde in den Keller verschwunden, um dort Graffitis zu sprühen. Inzwischen hatte ich gelernt, dass Harry sehr hart sein konnte, wenn ihm etwas nicht gefiel und seine Anforderungen wurden von Mal zu Mal höher. Trotzdem bemühte ich mich noch immer, alles genauso umzusetzen, wie er es verlangte und allmählich hatte ich den Dreh raus; ganz im Gegensatz zu Niall. Immer und immer wieder ließ Harry ihn von vorne anfangen und schimpfte oder verspottete ihn, weil irgendetwas nicht so gut gelang, wie es eigentlich sollte und das, obwohl seine Aufgaben nicht wirklich leicht waren.

Mit ihm verstand ich mich inzwischen immer besser, da wir nach dem Unterricht immer gemeinsam mit dem Bus nach Hause fuhren und auch schon mal gemeinsam ins Kino gegangen waren. Vielleicht verband uns die Tatsache, dass uns das gleiche Schicksaal ereilt hatte, vielleicht fanden wir uns aber auch nur einfach sympathisch. Jedenfalls könnte man uns mittlerweile schon als so eine Art Freunde bezeichnen und es tat gut, jemanden zu haben, mit dem man über die Dinge sprechen konnte, die innerhalb der Gang abliefen. Lucia durfte ich nämlich eigentlich nichts erzählen, woran ich mich allerdings nicht hielt, doch wenn das jemand mitbekam, würde ich heftigen Ärger bekommen und so reduzierte ich meine Erzählungen meist nur auf das Wichtigste.

Niall war genau wie ich unfreiwillig der Gang beigetreten und das nur, weil er begonnen hatte sich mit Liam anzufreunden, ahnungslos, wen er da eigentlich genau vor sich hatte. Allerdings hatte er schon seit längerer Zeit Unterricht bei Harry, was auch erklärte, warum er schwierigere Sachen sprayen musste. Es gab auch noch einen weiteren Vorteil, den mir die Freundschaft mit Niall brachte, da dieser schon etwas mehr über die Gang wusste als ich und mich somit in meinen Forschungen weiterbringen konnte. Letzten Dienstag erst hatte er mir von einem Mädchen namens Leila erzählt, die wohl meine Vorgängerin gewesen sein musste und seit kurzem nicht mehr die Schule besuchte.

Er hatte erfahren, dass die gesamte Familie aufgrund seltsamer Ereignisse in eine andere Stadt gezogen war, die erst auftraten, nachdem das Mädchen mit Zayn im Bett gelandet war. Das Familienauto war mit Graffiti besprüht worden und nun bedeckten Wörter wie „Schlampe" oder „Bitch" sowohl die Motorhaube, als auch die Scheiben. Auch die kleine Backsteinmauer vor dem Einfamilienhaus war so zugerichtet worden und der Zaun der den Garten abtrennte, bestand nur noch aus einem Haufen Bretter. Es war mehr als klar, dass zwischen diesen beiden Ereignissen ein Zusammenhang bestehen musste.

Des Weiteren hatte Niall erfahren, dass wohl so eine Art Teams innerhalb der Gang existierten, die jeweils einen Arbeitsauftrag zugewiesen bekamen, den sie dann gemeinsam auszuführen hatten. Auch wir würden irgendwann Teil eines solchen Teams werden und ich betete, einem akzeptablen Partner zugeteilt zu werden und nicht unbedingt einem dieser Schlägertypen, mit denen ich inzwischen auch schon Bekanntschaft gemacht hatte, da sie ab und zu während des Unterrichts hereinplatzten und Harry mit irgendwelchen Anliegen belästigten. Sein Bruder war scheinbar nicht da oder zumindest hatte ich ihn seit langem nicht mehr gesehen. Um genau zu sein das letzte Mal, als er mir die Kette um den Hals gelegt hatte, um mir so die Mitgliedschaft aufzuzwingen, doch ehrlich gesagt wollte ich ihm so schnell auch nicht wieder begegnen.

Zum Glück war heute Freitag, was bedeutete, dass ich morgen Nachmittag frei hatte und das war wirklich dringend nötig, da ich meiner Meinung nach viel zu viel von meiner Freizeit in diesem ekligen Keller verbrachte. Außerdem schrieb ich am Montag einen Französischtest, für den ich dringen noch lernen musste, da Französisch nicht unbedingt zu meinen stärksten Fächern zählte. Nach dem Unterricht wollte ich mit Niall zu mir nach Hause fahren, da er versprochen hatte mit mir zu lernen. Er war zwei Jahre älter als ich und daher fiel ihm der Stoff, den ich zu lernen hatte, leicht. Lucia konnte mir zu meinem Bedauern auch nicht helfen, weil sie vor allem in Französisch enorme schulische Probleme hatte und verbittert um ihre Versetzung kämpfen musste, denn sie wollte auf keinen Fall zulassen, dass wir getrennte Klassen besuchen mussten.

HE (Zayn Malik FF)[wird Überarbeitet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt