Kapitel 7.

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Levins POV

Boah war das ätzend. Da hatte man grade einen Konzert-Marathon hinter sich und schon musste man weiterarbeiten. Es war in letzter Zeit viel zu viel zu tun. Wir mussten von einer Probe zur nächsten springen, wurden von Interview zu Interview gescheucht und sollten uns dann noch Zeit für die Fans nehmen. War ja nicht so, als würden wir auch mal sowas wie Schlaf brauchen. Genervt lief ich also mit den anderen zur Garderobe um den Fans ein paar Fragen zu beantworten und mich anschließend zu verziehen. Auf halben Weg jedoch, kam uns unser Manager und Produzent, David, entgegen. „Ah! Gut das ich dich treffe! Ich wollte noch mit dir über den neuen Song reden und die Autorgrammkarten müssen noch von dir Signiert werden." Ich verdrehte genervt die Augen. Siehe da, noch mehr Arbeit! Es war mir aber lieber, als mit irgendwelchen Leuten in einem viel zu kleinem Raum zu sitzen und Fragen wie „Was ist deine Lieblingsfarbe?" zu beantworten. Normalerweise waren diese ganzen Aufgaben schon vorgeplant, schließlich hatte man dafür einen Manager. Wir waren aber einfach noch ein zu kleines Team, da wir erst seit gut einem halben Jahr berühmt waren und dementsprechend erst ein Album produziert hatten. Die meisten gingen immer davon aus, dass nur weil man berühmt wurde, man Geld in Mengen hatte. Dieses Konzert war nun unser zweiter, öffentlicher Auftritt und sollte unser Ticket für die Medien sein. Wir hatten eine größere Halle, als am Anfang abgemacht, gemietet und waren alle ein wenig erstaunt, dass der Saal schon fast überfüllt war.

Ich folgte David in sein improvisiertes Büro und wir hörten uns noch einmal die Aufnahmen der letzten Proben an. Es war ähnlich, wie unsere vorherigen Songs. Erst ein langsames Gitarren Intro, dann Jennas Stimme und nach kurzem kam Tristan und Alecs Einsatz. Trotzdem war da was, dass nicht ganz passte. „Wie wäre es mit einer Verzögerung des Intros und wir ziehen den Gesang vor?" David nickte kurz und schien zu überlegen. „Ich hab daran auch schon gedacht, aber dann musst du am Anfang eine Note höher springen. Kriegst du das hin?" Ich zuckte nur mit den Schultern. „Klar, wieso auch nicht?" Wir gingen in den Nebenraum, in dem die Instrumente aufbewahrt wurden. Ich schnappte mir meine E-Gitarre und stöpselte sie an einem kleinen Verstärker an. „Angenommen Jenna würde mit dem Song starten..." Ich summte leise die Melodie und setzte nach vier Zählzeiten ein. „Dann spiele ich statt C einfach D an." Ich spielte die ersten Griffe an und David sah mich zufrieden an. „Müsste klappen!"

Nachdem wir noch einen weiteren Song durchgegangen waren schnappte ich mir noch die übrigen Karten und signierte sie schnell. Normalerweise besprach Tristan solche Sachen mit David, da er der älteste von uns war und früher schon in einer Band gespielt hatte. Wahrscheinlich hatte er wohl auch keine Lust mehr heute darüber zu diskutieren. Nachdem ich also damit fertig war, machte ich mich auf den Weg zu den anderen, als ich lautes Gekicher aus der Garderobe vernahm. Darauf hatte ich jetzt echt gar keinen Bock. Naja, sie wussten ja nicht, für wie lange David mich brauchte, also konnte ich getrost noch eine rauchen gehen. Ich machte also kurz vor der Tür kehrt und ging zur Tür am anderen Ende des Ganges. Ich konnte halt nicht gut mit Leuten umgehen. Jenna und Alec schienen es zu lieben im Mittelpunkt zu stehen und Tristan? Der wollte doch eh nur bei meiner nervigen Schwester sein. Ich hatte eigentlich nie vor, in einer Band zu spielen. Es hatte sich einfach ergeben. Ich war pleite und die anderen suchten nen Gitarristen, weil Alecs Kumpel kurzfristig abgesprungen war. Ich hatte mich am Anfang komplett dagegen gesträubt, letztendlich aber doch zugesagt, unter der Bedingung, dass wenn ich genug Kohle hatte, ich mich verziehen würde. Das schien aber niemanden von ihnen zu stören. Ich ging durch die Tür und kletterte auf die Feuertreppe, welche über der Tür hinauf aufs Dach führte. Ich zog eine Kippe aus meiner Hosentasche und zündete sie an. Das Gefühl, wie der beißende Rauch einmal meine Lunge hinab wanderte und ein brennendes ziehen hinterließ, weckte in mir den Wunsch, Tristan eine runterzuhauen. Seine Kippen schmeckten echt beschissen.

Die Sonne war dabei unterzugehen und ich genoss den Anblick irgendwie. Es erinnerte mich an mich. Also an mein früheres Ich. Damals, als alles scheiße war und die Einsamkeit mein einziger Freund war. Ok die Einsamkeit weilte echt nicht lang, denn plötzlich machte es PONG, gefolgt von einem „Ouch!" Ich schielte von den Stufen hinunter und sah, wie sich der Fremde die Stirn rieb. Augenblicklich prustete ich los und hielt mir den Bauch, vor Lachen. Was für ein Idiot. „Was war das denn?!" beschämt sah er mich an und ich entdeckte das Ticket, welches um seinen Hals hing. Er gehörte also zu den VIP. Fans. Nachdem ich mich endlich gefangen hatte ging ich ein paar Stufen hinab, um ihn genauer zu betrachten. Er sah nicht wirklich wie ein Fan aus. Zumindest trug er keine lächerlichen Caps oder Rucksäcke, die der ganzen Welt mitteilten wie sehr er unsere Musik mochte. Aber selbst für einen „Normalen"-Fan wirkte er, zu normal. Er schien nicht im Geringsten überrascht zu sein, mich hier zu sehen oder mit mir zu reden. Er wirkte auf mich wie einer von der Backstage-Crew. Zumindest auf den ersten Blick. Das einzig auffällige an ihm war wohl seine Größe. Ich mein, wer war bitte so groß, dass er gegen eine Treppe lief?!

See You Again (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt