Kapitel 15.

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Nicolais POV

Ich war auf Wolke Sieben. Oder war es Acht? Vielleicht sogar Zehn?? Ich wusste es nicht genau. Eines jedoch, wusste ich ganz genau und zwar, dass ich der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt war... naja, für ungefähr drei Sekunden. Nach unserem heißen „Gespräch" saßen wir nun allesamt bei Tristan und zockten GTA. Und mit uns meinte ich eigentlich nur Levin und Alec. Wir lagen halb auf der Couch, die in Tristans Kellergeschoss stand. Während Alec und Levin also schwer damit beschäftigt waren, wilde Verfolgungsjagden und brutale kämpfe mit alten Damen auszuführen, saßen Jenna und Tristan neben mir und flirteten was das Zeug hielt. Was hatte ich hier verloren? Ich dachte es wäre eine gute Idee, auch den Rest des Tages mit Levin zu verbringen, doch er schien mich schon längst wieder vergessen zu haben. Nachdem ich ihn eine Weile stummschweigend von meinem Platz angestarrt hatte, stand ich auf um von oben etwas zu trinken zu holen. „Holst du mir ne Pepsi?!" schrie Alec und bekam sogleich Levins Ellenbogen in die Rippen gerammt. „Scheiß auf Pepsi! Hol den Cola Kasten runter!" Ohne vom Bildschirm aufzuschauen fingen die Beiden eine Diskussion über Pepsi und Cola an. „Pepsi schmeckt beschissen." Hörte ich Levin noch brummen, worauf Alec einen deftigen Kommentar hinzugab. Ich achtete aber nicht weiter darauf und stieg die Treppen hoch. Es dauerte einen Moment, bis ich in Tristans Küche den Cola Kasten und die einzelnen Pepsi Dosen fand, da er zwei verschiedene Kühlschränke hatte und noch einen kleinen Kühlraum hinter der Küchentheke. Dieses Haus war eindeutig zu Luxuriös. Ich stapelte die Dosen und meine Wasserflasche auf der Kiste und schleppte alles vorsichtig zur Treppe, hielt aber plötzlich inne, als ich meinen Namen hörte. Ich wollte nicht lauschen, aber ich konnte ja auch schlecht in das Gespräch reinplatzen.

„Was läuft da eigentlich zwischen dir und Nicolai?" Ich erkannte Jennas Stimme, die Offensichtlich zu Levin sprach. Ich konnte mir zwar denken, was da genau zwischen uns war, doch ich wollte es von ihm selbst hören.  „Nichts." ...Nichts? Seine Monotone Stimme brachte mich ein wenig aus dem Konzept und ich konnte mir fast bildlich vorstellen, wie er emotionslos mit den Schultern zuckte und mit Nichts auch absolut Nichts meinte. Alec mischte sich aufgeregt in das Gespräch ein und wirkte, wie ich, irritiert. „Häää?! Ich dachte ihr beiden hättet was miteinander? Ihr seid doch auch zusammen von der Party verschwunden, oder etwa nicht?" Das Alec direkt davon ausging, dass Levin mit mir verschwunden war, war mir ein wenig peinlich. Es klang fast so, als ob ich ihn abgeschleppt hätte. Warte.. Oder er mich?

Ich ging davon aus, dass Levin nichts mehr erwidern würde, doch was dann kam schockierte mich regelrecht. „Klar haben wir gevögelt. Und? Ist ja nix neues. Wir sind ja nicht zusammen oder so.." Alec brach in schallendes Gelächter aus und ich merkte, wie ich zu zittern begann. Ich wischte mir schnell die einzelnen Tränen aus dem Augenwinkel und gab insgeheim mir die Schuld, für meine Dummheit. Natürlich waren wir nicht zusammen. Nur weil wir miteinander geschlafen hatten, hieß das noch lange nichts. Er hatte mit zig Leuten geschlafen. Natürlich war ich da nichts Besonderes.

Als mir das endlich klar wurde, wollte ich nur noch verschwinden. Mich auf ewig verkriechen und alleine sein. Jenna schien noch etwas zu sagen, doch ich hörte gar nicht mehr richtig zu. Ich ließ den Kasten vor der Treppe stehen und lief aus dem riesigen Haus, in welches ich eh nie hineinpassen würde. Allgemein würde ich nie zu Levin und den anderen passen. Sie alle wirkten anders. Sie wirkten so.. Perfekt. Als kämen sie aus einer anderen Welt. Dieses Gefühl hatte ich schon einmal. Wenn nicht schon öfters. Während dem Konzert hatte ich es gemerkt und auch damals, als ich Levin zum ersten Mal begegnet war, hatte er eine Unerreichbare Präsens ausgestrahlt. Ich kam mir dumm vor, geglaubt zu haben, ich könnte mit ein wenig Arbeit zu ihm aufholen. Ich fühlte mich Naiv, weil ich davon ausging, wir würden etwas wie eine Beziehung führen.. doch am allermeisten verachtete ich mich selbst dafür, dass ich dachte, er würde etwas für mich empfinden. Letzte Nacht sah alles noch ganz anders aus. Ich war mir sicher, so etwas wie Zuneigung von Levin gespürt zu haben, doch letztlich war es wohl nur Lust auf Sex. Noch dazu hatte er mich als ein Nichts abgestempelt. Das war nicht nur abgrundtief demütigend, sondern auch unglaublich Schmerzhaft für mein Herz.

Passend zu meiner Laune fing es auch noch an zu regnen und ich hatte keine Ahnung, wie ich nach Hause kommen sollte. Hier in dem Abgegrenzten Waldgebiet fuhren keine Busse und ein Taxi konnte ich mir grade nicht leisten. Plötzlich hörte ich von weitem, wie die Haustür zugeschlagen wurde. Kurz darauf rief Levin nach mir.
Daraufhin fiel mir nichts Besseres ein, als noch tiefer in den Wald zu rennen. Ich wollte nicht, dass die anderen von meinem unnötigen Gefühlsausbruch mitbekamen. Und schon gar nicht Er. Levin hatte mich von Anfang an nur für ein naives Balg gehalten.

Und er hatte Recht. Ich war ja so naiv!

Ich lief immer weiter, ohne überhaupt zu wissen, wo ich war. Und dann, als es schon zu spät war, wurde mir bewusst, dass ich mich total verlaufen hatte.

Der Tag begann mit einem Traum und endete in einem Albtraum...

See You Again (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt