Levins POV
Es war mitten in der Bandprobe, als mein Handy in der Hosentasche klingelte und alle sich genervt zu mir umdrehten. „Mach jetzt dein Scheiß Handy aus und wehe du kommst wieder mit irgendeinem Notfall an." Schimpfte Jenna gereizt und sah mich streng an. Um es kurz zu fassen, es war ziemlich dicke Luft hier, was größtenteils meine Schuld war, da ich nicht nur ohne meine Gitarre, sondern auch sonst völlig unvorbereitet aufgetaucht war. Ich hatte mir auf die Schnelle eine von Tristans Gitarren genommen, die ich jedoch erst noch richtig stimmen musste, da sie seit gefühlt zwei Jahren in seinem Keller gestanden hatte. Nachdem ich mir vorhin einen zweistündigen Vortrag von David hatte anhören müssen, waren wir inzwischen in dem naheliegenden Studio, welches wir für die nächsten Tage gemietet hatten. Es war nicht groß und wir konnten in Ruhe proben und neue Songs ausprobieren, über die wir bisher nur oberflächlich geredet hatten. „Argh! Verdammt!" nachdem wir diesen einen Song nun schon zum sechsten Mal gespielt hatten, warf Jen' wütend das Mikrofon gegen die Wand und ließ uns zusammenzucken. Das laute Quietschen dröhnte durch die Lautsprecher und ätzte uns fast das Trommelfell weg. Schnell schaltete David die Anlagen ab und alles verstummte. „Hey, was ist denn los?" fragte er besorgt und auch Tristan kam hinter dem Schlagzeug hervor. „So wird das nie was!" Meine Schwester warf die Hände in die Luft und setzte sich erschöpft auf den Boden. „Aber dafür üben wir doch." Kam es von Alec, der mich genauso verwirrt ansah, wie David. Ich zuckte nur mit den Schultern. Woher sollte ich denn wissen, was das Problem ist. Tristan ging in die Hocke und tätschelte ihren Kopf. „Wir schaffen das schon. Wir haben es inzwischen schon so weit geschafft." Versuchte er sie zu beruhigen und sie lehnte sich an ihn. „Baby, mir ist schlecht. Können wir kurz nach draußen?" flüsterte sie und Trist half ihr auf die Beine. „Wir sind gleich wieder da." Murmelte er, ehe die beiden nach draußen verschwanden. „Das heißt wohl, kurze Pause für alle." Stellte Alec fest und verschwand ebenfalls durch die Tür. Ich zog kurz mein Handy aus der Hosentasche, um zu gucken, wer was von mir wollte. Ich hatte ja eigentlich mit Nic gerechnet, stattdessen aber hatte ich eine Nachricht von einer mir unbekannten Nummer. Ich reagierte eigentlich nie auf fremde Nummern und hatte es auch dieses Mal nicht vor, weswegen ich mein Handy genervt ausschaltete und wieder in meine Hosentasche gleiten ließ. Es dauerte fast zwanzig Minuten, bis alle wieder versammelt waren und für weitere Proben startklar waren. Das Ganze ging dann noch bis mitten in der Nacht, ehe wir erschöpft aus dem Studio trotteten. „Ich kann nicht mehr." Stöhnte Alec auf und starrte entsetzt auf sein Handy. „Oh Man! Ich hab das Treffen mit Susi voll vergessen!" rief er entsetzt und wir starrten ihn nur ungläubig an. „Susi?" Er grinste keck und zeigte uns kurzerhand ein Foto von einer leichtbekleideten Frau, deren Brüste zwei Wassermelonen glichen. „Sassy Susi!" schnurrte er begeistert und Trist tauschte mit mir einen skeptischen Blick aus. „Dir ist schon klar, dass das eindeutig ne Stripperin ist." Sagte dieser und Alec sah ihn entsetzt an. „Nein, sie ist Lehrerin." Wiedersprach er und wir schüttelten nur den Kopf. „Die einzige Lehrerin, die sie sein wird, spielt in einem Porno." Flüsterte Jen' mir zu. „Wolltest du dir nicht einen Fuckboy suchen?" fragte ich ihn verwundert, woraufhin Alec entrüstet nach Luft schnappte. „Na hör mal, nur weil ich was Neues ausprobieren will, heißt es nicht, dass ich meine Susi hängen lasse. Und nein, sie ist keine Stripperin!" beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust und schmollte. „ Gehst du direkt zu Nicolai, oder soll ich dir die Couch fertig machen?" wandte Tristan sich an mich. Es war Wochenende, das hieß, dass Nic morgen frei hatte. Ob er noch wach war? Ich kramte mein Handy endlich aus der Tasche und schaltete es wieder ein. Vielleicht hatte er mir ja was geschrieben. Tatsächlich, ich hatte Vier Nachrichten von Nic und eine weitere von der fremden Nummer. Genervt las ich mir die Nachricht des fremden durch.
Komm bis 0 Uhr zum Jills, sonst kann ich für nichts garantieren. Die Jungs sind hungrig.
Verwirrt starrte ich auf mein Handy. Konnte absolut nichts mit dieser Nachricht anfangen, bis ich den Chat von Nic öffnete. Drei Bilder, eine Nachricht. Wut staute sich in mir auf, die drohte, wie ein Tsunami über mich zu schwappen und alles zu zerstören. „Was ist los?" hörte ich Tristan von weit her fragen. Ich war stehen geblieben und zitterte am ganzen Leib, ohne es gemerkt zu haben. Drei Bilder. Drei...Bilder. Drei verfickte Bilder, auf denen Nic nackt auf dem Boden kniete, übersäht mit mehreren Wunden und blauen Flecken. Neben ihm, eine Hand, die den Lauf einer Pistole an seinen Kopf drückte und für die Tränen verantwortlich war, die meinem Geliebten an den Wangen hinabliefen. Diese Fremde Nummer konnte nur einer einzigen Person gehören. Die einzige Person, die es wagen würde, soweit zu gehen, nur um an mich heran zu kommen. „Vincent!!!" zischte ich wutentbrannt und drückte Trist mein Handy in die Hand. Seine Augen weiteten sich und dieselbe Wut, wie meine, spiegelte sich in ihnen wieder. Erst meine Schwester und jetzt auch noch Nic. Diesmal würde ich Vincent nicht davonkommen lassen. Er würde dafür bitter bezahlen.
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See You Again (Band 1)
RomanceWährend der neunzehnjährige Nicolai fest davon überzeugt ist, dass eine Beziehung mit dem Vier Jahre älteren Levin durchaus möglich ist, hat dieser mit ganz anderen Problemen zu tun. Wie führte man überhaupt eine Beziehung? Woher wusste man, wie Li...