Kapitel 33.

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Nicolais POV

Erwartungsvoll starrte ich auf mein Handy. Es war schon kurz nach Eins und ich musste eigentlich schon längst schlafen. Morgen war der Abgabetermin für meine Schriftliche Arbeit und die ersten Einführungen in die Praxis. Ich war so aufgeregt, weswegen ich mit offenen Augen im Bett lag und auf mein Handy starrte. Ich konnte jetzt eh noch nicht einschlafen, weswegen ich auch mit Levin hätte schreiben können, doch er antwortete nicht. Wir hatten die Letzten Vier Tage bis spät in die Nacht geschrieben. Vielleicht war er schon am Schlafen? Ich wollte ihn nicht wecken, da er sicherlich erschöpft von der ganzen Arbeit war.

Ich seufzte leise auf. Irgendwie hatte ich mir das alles ganz anders vorgestellt. Wir beide waren so mit unserem Zeug beschäftigt und wenn wir uns dann mal sahen, dann machten wir nicht wirklich viel zusammen. Ich vermisste ihn jetzt schon, doch ich durfte nicht so egoistisch sein. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie anstrengend Levins Job wohl sein musste. Er tat zwar immer so, als wenn es ihm nichts ausmachen würde, doch man sah, wie erschöpft er manchmal war. Ich schloss verträumt die Augen und stellte mir vor, wie er vor mir stand. Wie seine grünen Augen mich gierig ansahen und mich gefangen hielten. Ich dachte an seine vollen Lippen, wie sie schmeckten und sich auf meiner Haut anfühlen würden. Ich vermisste ihn. Ich schmiegte mich weiter ins Kissen und versuchte seinen Geruch wahrzunehmen, doch er war nicht mehr da. Meine gesamte Wohnung war so wie immer, als wenn er niemals hier gewesen wäre. Als hätte ich mir alles nur eingebildet und das stimmte mich traurig. Der einzige Beweis für unsere Beziehung, waren die paar Nachrichten auf meinem Handy. Wobei selbst die noch nicht einmal etwas privates beinhalteten. Ob es ihm etwas ausmachte, mit mir zusammen zu sein? Er schien jedes Mal das Thema zu wechseln, wenn es um uns oder die Beziehung ging. Selbst auf mein „Ich liebe dich" reagierte er nicht. War ich etwa zu aufdringlich? Aber wenn ich nichts sagen würde, dann hätten wir ja gar kein Thema zum Reden. Ich hätte ihn gerne gefragt, doch das würde bedeuten, dass ich ihn wieder anschreiben müsste und somit belästigen würde. Das wollte ich nicht. Wahrscheinlich fand er mich eh schon nervig. Manchmal kam mir unser Altersunterschied so wahnsinnig riesig vor. Lev wirkte immer so Erwachsen, während ich mich wie ein naives Kind aufführte. Wenn das so weiterging, würde er schnell das Interesse an mir verlieren. Das musste ich mit allen Mitteln verhindern. Ich hatte so lange nur von ihm geträumt, da konnte ich ihn jetzt nicht einfach verschwinden lassen. Zielstrebig stand ich auf und setzte mich mit dem Laptop auf die Couch. Was ihn wohl alles interessierte? Was hatten wir denn bisher gemacht? Außer unserem Besuch am Meer, fiel mir nicht wirklich mehr ein. Hatten wir wirklich nichts anderes zusammen gemacht? Ich schluckte, als mir klar wurde, dass wir die meiste Zeit nur im Bett waren. Oder in der Dusche..oder auf der Couch.. oder an etlichen anderen Orten, an denen man bestimmte Aktivitäten nicht hätte machen sollen. Ich durchsuchte das Internet nach schönen Orten für Verabredungen. Ich wollte echt gern auf ein Date. Ein Date mit Lev. Mein Herz machte bei diesem Gedanken einen Satz. Was er wohl davon halten würde? Ich freute mich wahnsinnig über die Idee, doch der Gedanke an seine Reaktion ließ mich innehalten. Gingen Schwule überhaupt auf Dates? Ich hatte noch nie darauf geachtet, geschweige denn einen einzigen Gedanken daran verloren. Dates waren toll, aber wir waren immer noch zwei Männer. Außerdem war Levin gar nicht mehr so unbekannt. Ich bekam Panik. Was, wenn man uns zusammen sehen würde?! Wäre das dann nicht ein Skandal?

The Blast's Gitarrist. Heiße Liebesaffäre mit einem Mann?

Schnell wischte ich diesen Gedanken aus meinem Kopf. Nein, Nein, Nein. Das würde nicht passieren. Wahrscheinlich würden wir nach außen hin, wie ganz normale Freunde wirken. Freunde, die etwas zusammen unternahmen und nicht mehr. Müde starrte ich auf den Bildschirm. War es wirklich so komisch, mit einem Mann zusammen zu sein? Ich hätte am liebsten der ganzen Welt gezeigt, dass er nur mir gehörte, aber das konnte ich nicht. Ich durfte seine Zukunft nicht aufs Spiel setzen, nur weil ich meine Eifersucht nicht unter Kontrolle hatte. Wobei, war ich Eifersüchtig? Eigentlich hatte ich keinen Grund dafür. Mir war sofort aufgefallen, wie kalt Lev anderen gegenüber war. Ich schätze, ich war nicht wirklich eifersüchtig, viel mehr war es Neid. Ja, ich beneidete die ganzen Mädchen um uns herum. Wäre Levin mit einem Mädchen zusammen, wäre es etwas ganz normales. Sie könnten überall zusammen hingehen, sich in der Öffentlichkeit Küssen und jedem zeigen, dass sie zusammen gehörten. So wie Tristan und Jenna. Jeder konnte ihnen ansehen, wie glücklich sie zusammen waren und es war okay. Ich dachte, dass es für mich kein Problem wäre, für immer zu verstecken, wer ich war und wen ich liebte, doch es war bedrückend, den Mund zu halten. Ich war wirklich froh, dass Amanda und Austin darüber Bescheid wussten. Es nahm mir eine große Last von den Schultern. Ich erinnerte mich an die Angst, die ich verspürt hatte, als Austin es herausgefunden hatte. Ich hatte ernsthaft geglaubt, er würde mich dafür hassen. Wenn ich ein Mädchen wäre, dann hätten wir keine Probleme. Ich zuckte zusammen. Es war das erste Mal, dass ich so einen Gedanken hatte. Lag wohl daran, dass ich bisher noch nie mit einem Mann zusammen war. Ich hatte zwar schon ein paar OneNightStands mit Typen, aber das waren eben nur einmalige Sachen, zum Austesten. Ich war zwar nicht der Typ für sowas, aber was sollte man denn bitte machen? Ich war mir zu der Zeit zwar schon ziemlich sicher, dass ich schwul war, doch zu 100% wusste man es nie, wenn man noch nie Sex mit einem Mann hatte. Es war auch nicht, so wie im Fernsehen. Die Leute waren keine aufgegeilten Ärsche, die nur ficken wollten, sondern nette Personen, denen es ähnlich ging, wie mir. Ich hatte sogar noch mit einem Kontakt. Wir tauschten uns manchmal aus, wenn wir nicht mehr weiter wussten. Er schien inzwischen ebenfalls einen Freund zu haben. Ob ich ihn anrufen sollte? Es war schon echt spät, aber ich hatte das Bedürfnis, mit jemanden zu reden. Ich schrieb Kyle eine SMS, ob er kurz Zeit zum Reden hätte. Er antwortete relativ schnell und ich atmete erleichtert aus.

See You Again (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt