Nicolais POV
„Wo warst du?" flüsterte Lev, als wir zusammen in meinem Bett lagen und über meinen Laptop einen Film sahen. „Was meinst du?" Ich stellte mich dumm, damit wir nicht über dieses Thema reden mussten. Er war letztens wegen dem Telefonat mit Kyle ausgetickt, da würde er einen Besuch bei ihm erst recht nicht gutheißen. „Ich hab überall nach dir gesucht. Also? Wo warst du?" Seine Stimme klang ernst, dennoch versuchte ich mich auf den Film zu konzentrieren. „Oh, sieh mal!" Ich sah aus dem Augenwinkel, dass er mich ernst anstarrte. „Nic." Er verschränkte die Arme vor der Brust, doch ich ignorierte es. „Lev, du musst bei dieser Stelle aufpassen. Ich liebe diese Szene!" Mir war klar, dass er nicht locker lassen würde, aber wir hatten uns grade erst.. vertragen? Da wollte ich nicht, dass er wieder sauer wurde. „Nicolai.." knurrte er warnend. Oh Oh. Da waren wir bei Nicolai. Er meinte es ernst. „Ich.. war bei Austin." Erwähnte ich beiläufig und starrte stur auf den Bildschirm. „Ts! Warst du nicht." Knurrte er wütend und ich sah ihn verblüfft an. „Woher willst du das denn wissen?" Nun war ich derjenige, der die Arme verschränkte. „Bin ihm und seiner Freundin begegnet." Er verdrehte die Augen und ich schluckte kurz. „Ich war bei Kyle." Wisperte ich leise, doch er hatte es mehr als nur deutlich gehört und sprang vom Bett. „Was zum-?! Was wolltest du bei diesem Penner?!" Wütend funkelte ich ihn an. „Nenn ihn nicht so. Du kennst ihn doch gar nicht. Außerdem hat er einen Freund, also fahr wieder runter!" knurrte ich ihn mahnend an, woraufhin er tatsächlich ein wenig an Aggressivität verlor. Unruhig lief er im Zimmer auf und ab, darauf bedacht, nicht wieder die Fassung zu verlieren. Normalerweise hätte es mich gefreut, dass er sich Mühe gab, ruhig zu bleiben. Im Augenblick jedoch, musste ich sowohl Kyle, als auch mich Verteidigen.
Nach etlicher Grübelei, schmiss er sich seufzend zurück aufs Bett und schloss die Augen. „Hmpf." Ich kam nicht drum herum, ihm einmal durch die Haare zu wuscheln, ehe ich ihm eine Antwort gab. „Wir sind nur Freunde. Und wie gesagt, er hat einen Freund, mit dem er bald zusammenzieht. Du könntest mir ruhig mehr vertrauen." Flüsterte ich sanft, wobei ich mich für den letzten Satz selbst hätte Ohrfeigen können. „Vertrauen, hm?" Er sah mich müde an und ich erkannte die dunklen Schatten unter seinen schönen Augen. „Tut mir leid. Die letzten Tage müssen hart für dich gewesen sein." Er zuckte nur kurz mit den Schultern und krabbelte wieder zu mir, unter die Decke. Ich hatte noch mit einigen Fragen gerechnet, doch Lev war innerhalb weniger Minuten fest eingeschlafen. Wie er so da lag, wirkte er unglaublich sanft, schon fast zerbrechlich. Natürlich wusste ich, dass er das nicht war, aber es gab mir für einen kurzen Moment das Gefühl, ihn beschützen zu müssen.
Ich hätte meinen Wecker am liebsten gekillt. Es war viel zu früh und Lev schlief noch neben mir. Vorsichtig stand ich auf und trottete ins Badezimmer. Ich hatte eigentlich gar keine Lust, zur Uni zu gehen, aber ich musste. Bevor ich jedoch ging, machte ich ihm noch ein kleines Frühstück und stellte es nebens Bett. „Bis nachher." Flüsterte ich leise und schlich wieder aus dem Zimmer, als er ein „Bye Bye" nuschelte. Zufrieden schloss ich die Tür hinter mir und begegnete Mrs. Jenkins. „Guten Morgen." Zwitscherte ich gut gelaunt, woraufhin sie mich verwundert ansah. „Ach, Nici. Dich sieht man momentan ja recht wenig." Da konnte was dran sein. Ich hatte sie wirklich schon ein Weilchen nicht gesehen. „Wie geht's ihnen, Mrs. Jenkins?" fragte ich höflich und sie verdrehte nur die Augen. „Merkt man es nicht? Ich strotze doch so vor Energie." Natürlich, ohne Sarkasmus gings nicht. Wobei ich sagen musste, dass ich mir mehr Sorgen machen würde, wenn sie durchgehend Nett wäre. Ich wollte mich grade auf den Weg machen und mich verabschieden, als sie mich aufhielt. „Ach, bevor ich es vergesse, könntest du deinem gutaussehenden Freund ausrichten, dass er nicht immer so einen Lärm machen soll. Selbst so ne Taube Nuss, wie ich, wird davon wach." Brummte sie und ich nickte beschämt. „T-Tut mir leid. Wir werden in Zukunft leiser sein." Beschämt sah ich zu Boden und hätte im Erdboden versinken können. Natürlich hatte nicht nur Amanda uns gehört. Mrs. Jenkins räusperte sich peinlich berührt. „Ich meinte eigentlich den Lärm von den krachenden Möbeln, aber das könntet ihr auch in einer leiseren Lautstärke.. unternehmen." Wie zwei rote Tomaten standen wir uns gegenüber und starrten beschämt aneinander vorbei. Mrs. Jenkins mal so zu sehen, machte die Sache kein bisschen angenehmer. Ich entschuldigte mich kurz und wäre beinahe die Treppen hinuntergestolpert. „Es ist zwar Schade, dass das nichts mit Amanda wurde, aber was soll man machen?" seufzte sie ein wenig zerknirscht, nur um keine Drei Sekunden später, wieder diesen verschwörerischen Blick in den Augen zu haben. „Bring mir demnächst ein Autogramm von ihm rüber." Mir fiel die Kinnlade herunter. „S-Sind sie etwa ein Fan von L-Levin?" stotterte ich verdattert, doch sie lachte nur hohl auf. „Ich verstehe absolut nichts von der heutigen Musik. Mir geht es nur ums Geld. Sobald dein Freund ein Star ist, kann ich seine Sachen überteuert im Internet verkaufen." Selbstzufrieden kicherte sie vor sich hin und ich sah förmlich die Geldscheine in ihren Träumen tanzen. Wahrscheinlich hatte Amanda ihr gezeigt wie man einen Computer benutzt. „Also dann, ich muss zur Uni. Auf Wiedersehn, Mrs. Jenkins." Sie nickte nur grinsend und goss weiter ihre Blümchen. Auf dem Weg atmete ich einmal tief durch. Peinlicher hätte es nicht kommen können, doch es beruhigte mich etwas, dass sie es mit Humor nahm. Oder Sarkasmus. Oder beidem.
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See You Again (Band 1)
عاطفيةWährend der neunzehnjährige Nicolai fest davon überzeugt ist, dass eine Beziehung mit dem Vier Jahre älteren Levin durchaus möglich ist, hat dieser mit ganz anderen Problemen zu tun. Wie führte man überhaupt eine Beziehung? Woher wusste man, wie Li...