Levins POV
Ich sprang blitzschnell von Nics Couch auf, als es an der Tür klingelte. Allem Anschein nach, war ich eingenickt. Schnell sah ich auf die Uhr und fluchte. „Fuck. Schon halb Sieben." Brummte ich und drehte mich wütend zu Nicolai um. „Verdammt, wieso hast du mich nicht geweck-!?" Ich verstummte augenblicklich, als ich ihn friedlich schlafen sah. Er hatte sich in die Kissen gekuschelt und streckte langsam die Arme aus. Er schien nach etwas, nein.., nach jemanden zu suchen, denn er tastete im Schlaf um sich. „Lev.." murmelte er verträumt. Schlimm genug, dass wir zusammen auf dieser engen Couch eingeschlafen waren, jetzt schien er auch noch von mir zu träumen. Ich überlegte, ihn zu wecken, entschied mich dann dagegen und deckte ihn mit einer dünnen Decke zu. Er würde später eh in sein Bett gehen. Ich zog mir also Schuhe und Jacke an, als es erneut an der Tür klingelte. „Hmm?" Ich öffnete die Tür und schloss sie hinter mir sofort wieder, als ich diese Amanda entdeckte. Mir wäre beinahe eine erneute, fiese Bemerkung über die Lippen gekommen, doch ich hielt mich grade so noch zurück. Ich hatte Nicolai versprochen, sie nicht mehr zu ärgern. Außerdem wollte ich auf eine weitere Entschuldigung verzichten. Ich seufzte also ergeben und starrte an ihr vorbei. „Wieso nur hab ich das Gefühl, dir ständig zu begegnen, wenn ich hier bin?" Sie dachte wohl an unsere letzte Begegnung, als sie und dieser Austin aus der Wohnung geflohen waren und lief rot an. Diese Frau war aber auch wirklich zu einfach gestrickt. „Nic schläft." Sagte ich kurz angebunden und wollte an ihr vorbei, da ich es eilig hatte. Sie hielt mich jedoch auf, indem sie mich am Arm festhielt. „Eigentlich wollte ich zu dir." Sie sah mich genauso wenig begeistert an, wie ich sie. „Ach ja?" Ich schüttelte ihren Arm angewidert ab und wollte eigentlich weitergehen, hörte ihr dann aber doch zu, da sie eine Gute Ausrede fürs zu spät kommen abgab. „Was willst du?" Sie zog ihr Handy aus der Jackentasche und reichte es mir. „K-Könntest du mir Alecs Handynummer geben? Ich hab ein neues Handy und die Nummer nicht mehr.." Ich starrte erst das Handy und dann sie irritiert an. „Ich werde die Nummer auch nicht missbrauchen oder so. Also ich mein.. ich bin kein verrückter Fan oder sowas." Missbrauchen? Alecs Nummer? Das ich nicht lachte. Diese Frau war dämlicher, als sie aussah. Ich wusste ja, dass Alec Interesse an ihr hatte, doch das sie sich darauf einließ? Es glich schon fast einem Todesurteil. Er würde sie zerstören. Er sah zwar nicht danach aus und wirkte für außenstehende freundlich und einladend, doch das war eindeutig eine Falle. Wer ihn wirklich kannte, wusste wie gefährlich er war. Dieser Irre. Ich musterte sie noch einmal von Kopf bis Fuß. Sie war klein und Zierlich. Fast schon zerbrechlich. Sie würde nicht mal eine Nacht mit ihm überleben. Nicht, dass es mich kümmern würde. Ich nahm das Handy langsam entgegen. Ich war nicht für sie verantwortlich. Meine Finger flogen langsam über die Tasten und hielten bei der letzten Ziffer inne. Sie war alt genug. Und mir sollte es nur recht sein, wenn sie endlich weg war. Es wäre nicht meine Schuld, wenn ihr etwas zustoßen würde. Ich drückte ihr das Handy wieder in die Hand und wand mich zum Gehen. Verwirrt sah sie mir hinterher. „Ich hab die Nummer vergessen. Was für ein Pech aber auch." Rief ich noch über die Schulter und ging die Treppen hinab.
Als ich nach einer halben Stunde endlich im Studio war, erwarteten die anderen mich bereits. „Du bist zu spät. Schon wieder!" Fauchte Jenna. „Sei froh, dass ich überhaupt komme." Ich sah unauffällig zu Alec herüber, der mich grinsend ansah. „Ich kann mir schon denken, was ihn aufgehalten hat. Oder sollte ich sagen, Wer?" Sein scheiß grinsen wurde noch breiter und ich war mir in diesem Moment echt verdammt sicher, dass ich Amandas Leben vor diesem Freak gerettet hatte. Dieser verdammte Wichser wollte alles haben, was anderen gehörte. Er wollte es haben und zerstören. Ich wich seinem Blick aus und wand mich an meine Schwester. „Was is? Fangen wir an?" Sie wollte schon auf mich losgehen, doch Tristan fing sie sanft ab. „Lass dich nicht provozieren, Babe." Hörte ich ihn sagen und verdrehte die Augen. Was hatten Pärchen immer nur mit ihren Kosenamen? War doch echt dämlich. Wieder schielte ich zu Alec. Das erinnerte mich an etwas. Damals, als Tristan mit meiner Schwester zusammen kam, hatte er es auch auf sie abgesehen. Keine Ahnung, was daran so toll war, aber scheinbar machten ihn vergebene Frauen einfach mehr an. Wir alle versuchten das Thema zu vermeiden, da keiner von uns in der SM Szene unterwegs war und auch keiner wissen wollte, wie weit Alec ging. Trotzdem gab es Momente, wo man diesem Thema nicht leicht ausweichen konnte. Ich hatte zwar nicht vor, mich in seine Angelegenheiten einzumischen, doch sollte es irgendwelche Auswirkungen auf Nicolai haben, würde mir nichts anderes übrig bleiben, als ihm die Fresse zu polieren. Ich hatte keine Angst vor Alec, in einem Kampf hätte ganz klar ich die Oberhand, doch.. Ich würde es trotzdem gerne vermeiden ihm den Krieg zu erklären. Eine Sache wunderte mich jedoch. Amanda hatte keinen Freund. Nic hatte sie ganz klar abblitzen lassen. Also was war es, an dem Alec so interessiert war?
Die Probe ging wieder einmal bis tief in die Nacht und ich machte mich erschöpft auf den Weg zu meinem Motorrad, als Alec mich abfing. „Hey warte mal kurz." Er zog mich beiseite, sodass wir ungestört reden konnten. Sein Blick gefiel mir nicht. Absolut nicht. „Was willst du?" Misstrauisch beobachtete ich ihn. Er schnalzte auffordernd mit der Zunge. „Sag, du bist mit Nicolai zusammen, nicht wahr?" Ich ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. Angespannt biss ich die Zähne zusammen und musterte ihn bis ins kleinste Detail. Sein Blick hatte dieses Irre funkeln und er grinste mich verschwörerisch an. Er würde nicht,- Oder doch? Hatte er es etwa doch nicht auf Amanda, sondern auf Nic abgesehen?! Fuck. Ich hatte keinen einzigen Gedanken daran verschwendet. Ich ließ mir nichts anmerken und starrte ihn gelangweilt an. „Zusammen? Wieso sollten wir?" Irritiert sah er mich an. „Aber ihr.." Er überlegte kurz, wand sich dann jedoch von mir ab. „Verstehe." Dann verabschiedete er sich und ging.
Das war knapp.
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See You Again (Band 1)
RomanceWährend der neunzehnjährige Nicolai fest davon überzeugt ist, dass eine Beziehung mit dem Vier Jahre älteren Levin durchaus möglich ist, hat dieser mit ganz anderen Problemen zu tun. Wie führte man überhaupt eine Beziehung? Woher wusste man, wie Li...