Kapitel 70. -Epilog-

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Levins POV

Es war nun ein Monat vergangen. Ein Monat der Qualen, der Trauer, des Leides. Ich war nur ein Schatten meiner selbst und als die Ärzte all ihre Reserven verbraucht hatten, wollten sie ihn abschalten. Sie wollten ihn mir wegnehmen. Endgültig und vollkommen. Vor mir tat sich der sogenannte Abgrund der Depressionen auf und als ich glaubte, kein Licht mehr in dieser finsteren Zeit zu sehen, wurde ich wieder einmal eines besseren belehrt. Cloud hatte einen Arzt gefunden, der für seine Wunder bekannt war. Natürlich alles nur Einbildung, doch, was blieb mir denn bitte anderes übrig? Nicolai's Chancen, je wieder aufzuwachen wurden von Tag zu Tag geringer und trieben mich an den Rand der Verzweiflung. Denn Cloud's Hilfe hatte seinen Preis. Einen Preis, den mein Herz nur zu gern zahlen wollte, doch es war riskant. Natürlich hatte er es von Anfang an, auf meinen Platz, als Oberhaupt abgesehen und ich hatte absolut kein Interesse, an der Mafia. Trotzdem konnte ich ihn nicht einfach so auf einen Thron befördern, den er nur missbrauchen würde. Ich war hin und her gerissen, bis ich letztendlich darauf einging, denn nichts war wichtiger, als Nicolai. Er hatte mein Leben auf den Kopf gestellt. Mich komplett neu umgekrempelt und Gefühle in mir gesät, die nur er zum Blühen bringen konnte. Doch ohne ihn, funktionierte nichts mehr. Lieber würde ich mit ihm gemeinsam in einer Welt, voller Krieg und Hass, voranschreiten, als in einer friedlichen, ohne ihn zu sein. Es war keine Sache des Wollens. Keine Sache der Moral oder Richtigkeit. Sondern eine Sache des Seins. Er war mein und ich war sein. Ich hatte es oft infrage gestellt. Wollte verstehen...Wieso. Doch manchmal war die Antwort auf die schwersten Fragen, ein einfaches „Darum". Es gab Dinge, die unbegreiflich waren, die unwissend blieben und das war okay. Denn wenn ich ihn ansah, dann wusste ich, dass all diese Fragen, keine Bedeutung mehr hatten.

Ich würde alles für ihn tun und genau deswegen konnte ich nicht aufgeben. Egal, wie sehr ich es manchmal auch wollte. Es war unwichtig, was Cloud vorhatte oder wie unsere Zukunft aussah, denn ohne Nic hatte ich keine Zukunft, weswegen ich mich noch immer in Geduld üben musste. Das Cloud sein Wort hielt, war erleichternd. Zumindest in dieser Hinsicht konnte man sich auf ihn verlassen, weswegen Nic auch in die Hände eines Genies geriet. Auch bei ihm mussten wir sehr lange warten, doch mit viel Geduld und Vertrauen, schafften wir es, auch diese Hürde zu meistern. Erfahrene Ärzte, junge Wissenschaftler und Menschen, die voller Liebe und Sehnsucht auf ihn warteten, hatten es nicht geschafft, Nic aus seinem Zustand heraus zu holen. Doch dieser Mann, schaffte ein Wunder. Der Moment, als Nic's Herzschlag schneller wurde... Seine Lider flatterten... Sein Mund zuckte.. Die Finger wackelten.. Der erste Augenaufschlag, seit Ewigkeiten.

Schritt für Schritt kam er zurück. Wie von den Toten aufgestanden.. und als ich ihn das erste Mal reden hörte, überkam mich die Euphorie. Stürzend landete ich in seinen Armen. Die Arme, die ich am meisten liebte. Die Haut, die sich perfekt an meine schmiegte. Der Geruch, der mich berauschte und meine Sinne durcheinanderwirbelte. All dies machte ihn aus. All dies gehörte mir, denn er war mein. Meine Tränen unaufhaltsam, meine Stimme nur ein schmerzhaftes Schluchzen, denn der Schmerz saß zu tief, um etwas in Worte zu fassen. Doch ich sehnte mich nach seiner Stimme. Die Stimme, die mein Herz höher schlagen ließ. Mir das Glück versprach, nachdem ich mich sehnte. Die Stimme, die die schönsten Worte für mich erfasste. Die drei Worte, die ich schon so lange nicht gehört hatte..

„..Wer bist du?"

See You Again (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt