Kapitel 3.

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Es waren nun schon zwei Tage nach der nächtlichen Untersuchung bei Mrs. Jenkins vergangen. Ich hatte sie doch noch dazu überreden können, sich noch einmal ordentlich Untersuchen zu lassen, weswegen ich sie nun zu ihrem Hausarzt begleitete. Während der Untersuchung wartete ich ungefähr eine halbe Stunde im Nebenzimmer und beobachtete die Vögel aus dem Fenster. Es war nur eine kleine Arztpraxis und alles wirkte so ruhig und friedlich. 

"So einen Mist brauche ich nicht!!" laute Stimmen hallten durch den Flur und ich rechnete schon mit einem Wutausbruch von Mrs. Jenkins. "Bitte beruhigen Sie sich." Neugierig ging ich um die Ecke und... Tatsächlich. Wütend stand sie vor dem Arzt und fuchtelte gereizt mit den Händen durch die Luft. "Damals hatten wir auch nicht für alles Medikamente! Wieso sollte ich also jetzt darauf angewiesen sein?" Der Mann wirkte ein wenig verzweifelt. Ich machte auf mich aufmerksam und gab ihm zu verstehen, dass ich mit ihr hier war. "Endlich jemand, mit dem man reden kann!" seufzte er und klärte mich über die Situation auf. " Sie, nun ja, hat auf jeden Fall erhöhten Blutdruck, welcher umgehend gesenkt werden sollte, da es sonst zu fatalen Folgen kommen könnte. Wir haben einige Medikamente, die dagegen helfen sollten, aber wie es aussieht weigert sie sich, sie zu nehmen." Ich nickte verständnisvoll. "Ja, tut mir leid. Mrs. Jenkins kann ziemlich stur sein. Wir regeln das schon, ich sorge dafür." Der Arzt schüttelte mir noch dankbar die Hand und ich nahm an der Rezeption das Rezept entgegen. "Oller Bursche! Der wollte mir weis machen, dass ich alt bin!" schimpfte Sie auf dem Heimweg. Ich musste mich zusammenreißen, nicht laut loszulachen, doch ich konnte sehen wie auch sie sich ein grinsen verkniff. 

"Granny! Da bist du ja!" Vor ihrer Haustür stand ein junges, hübsches Mädchen. Sie hatte langes Blondes Haar und große Kulleraugen. Ich hatte sie noch nicht persönlich getroffen, trotzdem erkannte ich sie sofort. Mrs. Jenkins Enkelin und auch meine zukünftige Arbeitgeberin. Sie sahen sich vom Gesicht her unglaublich ähnlich.  "Amanda, Maus." Sie umarmten sich und ich stand ein wenig verlegen an der Seite. Ich hätte natürlich einfach in meine Wohnung gehen können, andererseits wäre es unhöflich gewesen sich nicht persönlich vorzustellen. "Wo warst du denn? Du verlässt doch so gut wie nie das Haus.." besorgt sah Amanda erst ihre Großmutter und dann mich an. "Ich war mit Nici beim Arzt." Nici? So hatte sie mich ja noch nie genannt.  Amanda sah mich einmal kurz an und lächelte, dann wandte sie sich wieder ihrer Großmutter zu. "Granny, Wieso hast du mir nichts gesagt? Wir hätten doch auch zusammen zum Arzt gehen können." Mrs. Jenkins schloss die Tür auf und ging in die Wohnung. "War ja nicht meine Idee, Nici wollte ja unbedingt mit mir dahin." grummelte sie noch. Amanda seufzte und hielt mir dann ihre Hand hin. " Danke, dass du dich immer um sie kümmerst, auch wenn sie nicht leicht zu handhaben ist. Ich hoffe doch das wir ab nächste Woche auch gut Zusammenarbeiten werden." Ich schüttelte ihre Hand und stimmte ihr lächelnd zu. "Ist schon in Ordnung, ich helfe deiner Grandma gerne und ich denke, sie ist netter als sie vorgibt." 

"Ja, das stimmt. Ich hatte zwar schon vorher darüber nachgedacht, aber nun bin ich mir sicher, dass es das Beste wäre, wenn ich hierher ziehen würde, dann musst du nicht immer alles machen. Außerdem ist der Laden eh in der Nähe." Sie schien von dieser Idee sehr überzeugt zu sein und es erleichterte mich ein wenig, dass Mrs. Jenkins wenigstens ein Familienmitglied hatte, welches sich um sie sorgte. Sie wirkte immer so einsam. "Ähm, Nicolai.. Ich kann dich doch Nicolai nennen oder?" Ein wenig nervös sah sie zwischen mir und ihrer Handtasche hin und her. Ich nickte. "..Okay, also das kommt jetzt ein wenig Komisch, da ich ja quasi bald dein Chef bin, aber möchtest du mit reinkommen? Ich habe Kuchen dabei." Sie zeigte auf die Tasche und ich konnte einfach nicht Nein sagen. So saßen wir also alle zusammen bei Mrs. Jenkins im Wohnzimmer und aßen Kuchen. 

Seit diesem Tag verbrachte ich erstaunlich viel Zeit mit Amanda. Sie zeigte mir den Blumenladen und die vielen verschiedenen Pflanzen. Es machte erstaunlicherweise viel Spaß, ihr im Laden zu helfen. "Momentan sind Lilien sehr beliebt. Wusstest du, dass jede Blume eine Bedeutung hat?" Ihre Augen strahlten immer so schön, wenn sie von ihren Blumen sprach. Man konnte förmlich sehen, wie sie selbst aufblühte vor Freude. "Du meinst also es gibt eine art Blumensprache?" Amanda zerrte mich durch den halben Laden und zeigte mir die einzelnen Blumen. "Die Lilie steht für reine Gefühle." Sie zerrte mich weiter. "Die Tulpen Symbolisieren Stolz.. " Dann zeigte sie auf den Wassereimer, in dem die Rosen standen. "..Und wie du dir wahrscheinlich denken kannst, steht die Rose für die Liebe. Aber auch da gibt es je nach Farbe unterschiedliche Bedeutungen. Während die Rote Rose für Liebe und Einigkeit steht, so ist die Gelbe Rose zum Beispiel ein Zeichen der Eifersucht und der Untreue." Ich war ein wenig überrascht, dass die Blumen nicht nur durch ihre Form, sondern auch wegen der Farbe unterschiedliche Bedeutungen aufwiesen. "Dann hoffe ich doch, dass ich keine gelben Rosen geschenkt bekomme." Amanda wurde rot und wich meinem Blick aus. "Hast du denn... eine Freundin?" Sie spielte unauffällig mit ihren Haaren und klang neugierig, versuchte es aber hinunter zu spielen. Ich tat, als würde ich ernst nachdenken. "Willst du es so sehr Wissen?" Ich grinste sie verschwörerisch an und sie nickte verlegen. "Ich habe... keine Freundin. Vollkommen Single." Ich musste bei ihrem verdutzten Gesicht lachen. Ich wusste zwar nicht wieso, aber ich wurde bei dieser Antwort oft so irritiert angeguckt. "Achso. Aber wieso? Also klar man muss keine Beziehung führen, wenn man nicht möchte, aber du bist.. Naja, du hast doch bestimmt viele Verehrerinnen?!" Wieso dachten das denn alle immer? Austin sagte mir auch ständig, das die Mädchen mir hinterher liefen, wie Hungrige Tauben. Dabei hatte ich in meinem Leben höchstens zwei Liebeserklärungen bekommen. 

See You Again (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt