Levins POV
Ich hatte allen aufgeregt erzählt, was ich entdeckt hatte. Die Ärzte sagten, es wäre ein gutes Zeichen und nicht mehr lange, dann würde er zu sich kommen. Wie ein kleines Kind vor Weihnachten, klebte ich wieder an seinem Bett fest und redete Tagein, tagaus. Erzählte über alles Mögliche, ließ jedoch den Unfall aus. Der Doc meinte, ich solle keine Negativen Sachen hervorbringen, da es Nic womöglich aufregen könnte und er war noch zu instabil, um hektisch zu werden. „.. Und deswegen liebe ich Kaffee." Brachte ich meine völlig einseitige Unterhaltung zu Ende. „Weißt du, was ich an dir so mag?" murmelte ich nach kurzer Zeit und sah ihn von der Seite an. „Bei dir habe ich das Gefühl, dass nichts von mir erwartet wird. Du bist zufrieden damit, dass ich bin, wie ich bin.. und das ist ein gutes Gefühl." Nuschelte ich verlegen, hörte jedoch nicht auf, solche peinlichen Dinge von mir zu geben, denn ich wusste, dass er sowas mochte und es ihn beruhigte. „Danke.. dass du dich in mich verliebt hast." Hörte ich mich erleichtert sagen und wurde rot. Eine Seite in mir, wollte, dass er sich an diesen Teil nicht erinnerte, ein anderer hoffte, dass er es dennoch tat, denn ich wollte, dass er wusste, was ich fühlte. Was ich für ihn fühlte. Er war etwas ganz besonderes.
„Wie lange wird es noch dauern?" fragte ich eine Krankenschwester, als sie das Zimmer betrat. Es waren schon drei weitere Tage vergangen und Nic war immer noch nicht wach. „Das ist immer unterschiedlich." Erwiderte sie nur und versorgte Nic. Tolle Antwort. Ich verdrehte die Augen, denn zu warten, gehörte zu meinen größten Schwächen. Wobei es sich für Nicolai immer lohnte. Ich würde auf ihn warten.. egal, wie lange. Ich stapfte aus dem Zimmer und suchte eine Toilette auf. Kurz darauf holte ich mir noch einen Snack aus dem Automaten und entschied mich für alle M&Ms Sorten, da ich mich nie entscheiden konnte. „Hey Lev!" Amanda und Austin kamen mir entgegen. Letzterer hüpfte mit seinen Krücken durch die Gegend und wich jedes Mal meinem Blick aus, da ihn die Schuldgefühle noch plagten. „Wie geht es ihm?" kam es von der Seite und ich berichtete von seinem aktuellen Zustand, wobei ich meine kitschigen Geständnisse schön ausließ. „Das hört sich ja toll an." Lächelnd umarmte sie mich, was nicht nur mir, sondern auch ihrem Freund einen verdutzten Blick ins Gesicht zauberte. Ähm, Okay? Waren wir jetzt sowas, wie Freunde? Weil wir dasselbe Leid teilten? Wobei mein Leiden deutlich schmerzhafter war, als von irgendwem sonst.
Wir gingen noch kurz zu Austin's Untersuchung, die recht schnell verlief, da alles gut aussah. Wieso ich mitging? Keine Ahnung. Ich war einfach gut gelaunt und hatte grade nichts zu tun. Als der Doc Austin nochmal andere Tabletten verschrieb und er brav nickte, gingen wir wieder auf den Flur und wollten zu Nic, als dieser uns grade entgegenkam. Auf einer Liege, umgeben von zwei Ärzten, die ihn hektisch in einen der OP-Säle rollten. „W-Was ist passiert?!" schrie ich völlig perplex auf und ließ meine M&Ms fallen, da eben noch alles gut war. Ich entdeckte Collin und packte ihn am Arm. „Was zum Teufel ist los?" fragte ich und sah ihn panisch an. „Es war doch alles gut.."
„Es hat sich Blut in der Lunge angesammelt. Wir wissen noch nicht, woher es kommt, aber er muss schnell operiert werden, sonst erstickt er." Amanda quiekte erschrocken auf und ich hatte das Gefühl eines innerlichen Zusammenbruches. Ich hatte gedacht, dass bald alles überstanden wäre, doch hatte ich mich getäuscht. Gar nichts war überstanden oder in Ordnung. Ich sackte in mich zusammen und ließ mich auf dem Boden nieder. Ich wollte doch nur, dass es ihm wieder gut ging. Wann hörte das alles auf?
Das dies erst der Anfang einer unendlichen Hölle war, wurde mir erst bewusst, als die Ärzte mir verklickern wollten, dass Nic nun in ein echtes Koma gefallen war. Dass er kurz vor der Oberfläche wieder in die tiefsten Tiefen seines Unterbewusstseins gerutscht war und mich somit allein ließ. Mich vollkommen aussperrte, im Stich ließ, ...aufgegeben hatte. Aber ich hatte ihn noch nicht aufgegeben und tat alles dafür, dass er überlebte. Das Krankenhaus war nach einer weiteren Woche jedoch nicht mehr einverstanden damit. Sie mussten ihn natürlich wieder mit dem Schlauch ausstatten und 24/7 im Blick behalten, obwohl ich das schon tat. Der Schlag kam erst, als sie Nic in ein anderes Krankenhaus verlagern wollten, da ihre Ausrüstung einfach nicht mehr viel hergab, da es eben nur ein kleines Gebäude war. „Probiert es drüben in New Jersey. Dort gibt es ein Zentrum, für Komabetroffene." Erzählte uns Dr. Harper, der sehr niedergeschlagen wirkte. „Ich will ehrlich zu euch sein.. Es gibt nicht mehr viel, was man für Nicolai tun könnte." Ungläubig schüttelte ich den Kopf. „Nein.. Er wird das schaffen." Versuchte ich mehr mich selbst, statt die anderen zu überzeugen und atmete tief durch. Wir schafften das. Er schaffte das. Ich musste nur fest daran glauben.
Wir blieben noch zwei weitere Tage, als Nic rüber, nach New Jersey versetzt wurde und man uns auch dort schon gesagt hatte, dass es nicht sonderbar gut aussah. Dennoch war die Ausstattung besser und die Räumlichkeiten wirkten komfortabler. Einfach für längere Aufenthalte geeignet.
„Nic.. Ich kann das nicht mehr lange. Bitte, ich flehe dich an, gib mir ein Zeichen. Kämpfe dagegen an und komm endlich zu mir zurück." Einzelne Tränen überschwemmten meine Augen und bahnten sich einen Weg über meine Wangen. „Baby..Ich kann nicht mehr.." Ich hielt seine Hand fest in meiner und drückte ab und an zu, doch nie kam etwas zurück und das ließ mich immer mehr verzweifeln. Ich verfiel nach und nach wieder in mein altes Schema, wobei ich das Gefühl hatte, mehr zu weinen, als jemals zuvor. Ich wusste einfach nicht mehr weiter. Ich versuchte schon mit Geld, die besten Mittel für ihn zu organisieren, aber es war scheinbar alles umsonst, denn ich wartete und wartete, doch nichts kam zurück. Ich hatte mich in meinem Gesamten Leben noch nie so nutzlos gefühlt. So schwach und jämmerlich. Nie hasste ich mich so sehr. „Wäre ich doch einfach nur zuhause geblieben.." Egal wie oft die anderen kamen, egal wie sehr sie mich aufmuntern wollten, es gab nur eine Sache die ich wollte. Nur eine Person, die ich brauchte.. und die hatte scheinbar aufgegeben.
***
Die Story hat nun auch so langsam ihr tragisches Ende gefunden. Leider... Dennoch hoffe ich, dass sie euch gefallen hat und ihr wenigstens etwas Spaß hattet, mitzufiebern. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich immer fleißig unterstützt und meine unregelmäßigen Updates ertragen haben xD
L.G Sarah_Madara
(Epilog kommt noch.. ;D )
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See You Again (Band 1)
RomanceWährend der neunzehnjährige Nicolai fest davon überzeugt ist, dass eine Beziehung mit dem Vier Jahre älteren Levin durchaus möglich ist, hat dieser mit ganz anderen Problemen zu tun. Wie führte man überhaupt eine Beziehung? Woher wusste man, wie Li...