Kapitel 36.

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Levins POV

Ich hatte es verbockt. Ich wollte ihn noch aufhalten, doch er war schon in der Wohnung verschwunden und hatte dir Tür hinter sich zugeknallt. Ich fuhr mit den Fingern durch die Haare und seufzte. Was machte ich hier nur? Ich starrte in die Richtung, in der das Handy von der Dunkelheit verschluckt wurde. Meine Brust hatte sich bei dem Anblick von Nics Tränen schmerzhaft zusammengezogen und mir die Luft geraubt. Ich starrte noch ein Weilchen gen Himmel, ehe ich langsam die Treppen hinunterstieg. Ich war wütend auf mich, wobei ich eigentlich das Recht hatte es auf ihn zu sein. Wer telefonierte schon mit seinem Ex bis Vier Uhr morgens? Wieso hatte ich dann Schuldgefühle? Nur weil er geweint hatte? Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ohne es wirklich bemerkt zu haben, hielt ich eine Kippe in der Hand und war im Begriff, sie anzuzünden, ehe ich merkte, dass ich dafür gar nicht in der Stimmung war. Ich stopfte sie also wieder weg und fuhr mit einem Taxi nach Hause. Dort angekommen stand ich vor verschlossener Tür, da ich meinen Schlüssel bei Nicolai liegen hab lassen. „Wird ja immer besser.." Ich stopfte meine Tasche in die Kleine Nische, unter den Steintreppen und ging zur Garage. Sie war recht alt, weswegen es ein leichtes war, sie ohne Schlüssel aufzubekommen. Ich schnappte mir meine Maschine und startete sie innerhalb weniger Minuten. Zugegeben, es war nicht das erste Mal, dass ich etwas kurzschloss. Was sollte ich bloß machen? Ich konnte nicht einfach so wieder zurück nach Minnesota. Ich wollte noch einmal mit Nic reden, aber ich bezweifelte, dass er mein Gesicht sehen wollte. Ich tat also das erstbeste was mir einfiel und fuhr zu Tristans Haus. Es war echt ein leichtes, trotz Sicherheitsanlagen, hineinzukommen. Das Gesamte Grundstück war übersäht mit Alarmanlagen und fallenähnliche Attrappen, da er, um es kurzzufassen, paranoid war. Jenna verbrachte ständig bei ihm, ach was, die beiden lebten quasi zusammen, da hatte er ständig Sorgen, ihr würde etwas passieren, sobald er mal weg war. Ich hatte mir gemerkt, wo welche Falle war und an welchen Stellen das System einen toten Winkel hatte, weswegen ich nun in seinem Haus war und mich an seinem Kühlschrank bediente. Ich schmiss mich mit dem Essen auf die Couch und machte den Fernseher an. Gedankenverloren zippte ich durch das Programm und schmiss entnervt die Fernbedienung weg, nachdem einfach nichts Vernünftiges zu laufen schien. Ich nahm mein Handy in die Hand und entdeckte eine Nachricht von Trist. Ohne es mir ein zweites Mal zu überlegen, wählte ich seine Nummer und hatte in kürzester Zeit einen verschlafenen Trist am Ohr. „Weißt du eigentlich wie spät es ist?" murmelte er gereizt, was ich gekonnt ignorierte. „..Ich glaub, ich hab Scheiße gebaut." Ich hörte, wie sich eine Tür bei ihm im Hintergrund schloss. „Das wäre nicht das erste Mal." Er klang nicht wirklich überrascht, was mich wütend machte. Jaja, mir war schon klar, dass ich nicht für meine Heldentaten bekannt war. Er atmete einmal tief durch, was mich daraus schließen ließ, dass er wohl draußen am Rauchen war. „Was ist es diesmal?" Ich vernahm seinen amüsierten Unterton und hätte kotzen können. Es regte mich auf, dass ich in Sachen Beziehung, auf ihn angewiesen war. Ich wusste, dass er sich über mich lustig machte, da ich mich früher immer über die Liebe ausgelassen hatte. Ich brauchte seine Hilfe, doch ich wollte sie nicht. „Jetzt spuck's schon aus. Wenn es nicht so wichtig wäre, dann hättest du nicht angerufen." Sagte er nun ernst und ich räusperte mich kurz. Er hatte Recht. Mal wieder. Ich versuchte es kurz zu fassen und deutete deutlich daraufhin, dass Nicolai mit seinem Exfreund über Sex geredet hatte. Und das um Vier Uhr morgens. „Du bist ein Idiot." Ich hatte jetzt ja nun echt keine lobenden Worte erwartet, aber was sollte das denn bitte heißen? „Wie Bitte-?!" aufgebracht lief ich im Zimmer auf und ab und wartete auf eine vernünftige Erklärung. „Was ist so schlimm daran, mit ehemaligen Partnern darüber zu reden? Außerdem hast du auch noch Kontakt zu Miranda und den anderen.. und das obwohl es offensichtlich ist, dass sie noch mit dir vögeln wollen." Er sagte es, als wäre es das Offensichtlichste, was mich nur noch mehr aufregte. „Ach, sag bloß, du hättest nichts dagegen, wenn Jenn' noch Kontakt zu ihrem Ex hätte?" Meine Stimme verlor am Ende des Satzes an Schärfe und ich bereute es, wie ich es formuliert hatte. Ich zuckte zusammen, als Tristans Stimme lauter wurde. „Wag es nicht, Nicolai mit Jenn' zu vergleichen! Du weißt ganz genau, dass ihr Ex sie damals geschlagen hat!" Ich war es nicht gewohnt, ihn schreien zu hören. Es jagte mir jedes Mal einen kleinen Schauer über den Rücken. Es war wie ein Instinkt, der einem sagte, dass man sich nicht mit ihm anlegen sollte.

Für einen kurzen Moment sagte niemand von uns was, bis ich das Schweigen brach. „Sorry. So meinte ich es nicht." murmelte ich leise und griff endlich nach meiner Zigarette. „Ich weiß." Hörte ich ihn leise brummen. Ich lehnte mich aus dem Fenster und nahm den beißenden Rauch in mir auf. „Ich gehe nicht mehr zu Miranda." Es glich mehr einem Geständnis, als einer einfachen Tatsache. „Sie hat mich zwar noch einmal Angerufen, aber ich werde nicht mehr zu ihr gehen. Außerdem weiß sie, dass ich Nic liebe." Es war mir peinlich, das zuzugeben, doch es war nun mal die Wahrheit. Ich liebte ihn. „Ist ja schön und gut, wenn sie es weiß. Aber weiß Nicolai es auch?" er gähnte einmal und ich hielt inne. Natürlich wusste er es. Ich hatte es ihm gesagt. Oder sowas in der Art.. „Natürlich weiß er es. Ich habe es ihm schließlich schon gesagt." Sagte ich ernst, doch Tristan klang wenig überzeugt. „Taten sagen manchmal mehr als Worte." Was wollte er mir damit jetzt sagen? Wieso sollte ich ihn denn anlügen? „Und was soll ich jetzt machen?" fragte ich ein wenig verunsichert. Wenn er sich doch so gut damit auskannte, dann musste er ja schließlich wissen, was zu tun war. Ich hörte ihn kurz lachen. „Das musst du selbst herausfinden. Oh! Ich würde ihm aber zumindest ein neues Handy kaufen. Das bist du ihm Schuldig." Mit diesen Worten legte er auf und ich war genauso weit, wie vorher.

Es war inzwischen spät genug, um dass die Läden offen hatten, weswegen ich nun in der City war, um nach einem neuen Handy zu suchen. „Kann ich ihnen irgendwie behilflich sein?" fragte mich eine Junge Mitarbeiterin und rückte mir auf die Pelle. „Nicht wirklich." Brummte ich genervt und sah mir ein Handy nach dem anderen an. Ich wusste nicht, welches er vorher benutzt hatte, doch es schien schon etwas älter gewesen zu sein. Mir war das Modell eigentlich immer egal, da ich eh nicht viel am Handy war. Ich wollte jedoch, dass er ein gutes bekam. Die Frage war nur, was war das Beste? Für mich sahen alle gleich aus und von der Funktionsauswahl hatte ich keine Ahnung. Wieso sollte man mit einem Handy bessere Fotos, als mit einer Kamera machen können? Sollten sie nicht einfach nur zum Kommunizieren da sein? Ich hielt zwei verschiedene Modelle in den Händen, die für mich eigentlich total gleich aussahen. „Das sind unsere Neuesten Angebote!" Die Mitarbeiterin von eben stand direkt neben mir und sah mich breit lächelnd an. „Dieses hier hat zwar ein größeres Display, dafür ist das andere hier Wasserfest. Die Kamera ist bei beiden gleich und auch die Speicherkapazitäten ähneln sich..." Bla, Bla, Bla. Ich hörte ihr überhaupt nicht mehr zu und legte die Handys wieder weg. Irgendwie überzeugte mich nichts davon. Es musste das Beste sein.

Ich ging noch in drei weitere Läden, bis ich endlich etwas Vielversprechendes fand. „..Momentan stehen von diesem Modell erst hundert Stück zu Verkauf, da die Herstellung aufwendiger ist, als bei den meisten Handys. Es hat alles, was das Herz begehrt und noch viel mehr. Natürlich ist das ein weiterer Grund, für den hohen Preis, aber für dieses Handy, lohnt es sich alle Male." Ich rümpfte die Nase, als der, nach Fisch riechende Verkäufer einen Schritt auf mich zu machte. Ich mochte ihn nicht, aber das Handy schien ok zu sein. „Geld spielt für mich keine Rolle. Wie sieht es mit der Rückgabe-Garantie aus?" Er räusperte sich einmal kurz und wirkte nervös. „Nun ja, die Rückgabegarantie beträgt bei diesem Handy nur Zehn Monate. Aber wer würde dieses Prachtstück auch freiwillig zurückgeben wollen?" Mir war es ja eigentlich egal, Hauptsache es funktionierte. Und wenn es Nic nicht gefiel, dann kaufte ich ihm eben ein anderes. „Na gut." Der Typ starrte mich überrascht an und eilte zur Kasse. Als ich dann auch noch Bar zahlte, fiel ihm endgültig die Kinnlade hinunter.

Nachdem ich die Sache mit dem Handy geregelt hatte,speicherte ich noch meine Nummer ein. Da wurde mir klar, dass er wegen mir wohl gar keine Nummer mehr hatte, weswegen ich mich wieder schlecht fühlte. Keine Sau merkte sich Nummern. Das bedeutete aber auch, dass er die seines Exfreundes auch nicht mehr hatte. Abgesehen von Amanda und Austin, kannte ich keinen seiner Freunde, weswegen mir nichts anderes übrig blieb, als mich an einen von beiden zu wenden. Um ehrlich zu sein, hatte ich absolut keine Lust dazu, doch was blieb mir denn anderes übrig? Wie es der Zufall wollte, entdeckte ich Austin in der Nähe von Nics Uni. Sag bloß, dieser Schwachkopf war auch ein Medizin Student? Ich musste mich ein wenig beeilen, da ich den nächsten Flieger nach Minnesota noch erwischen musste. Ich wollte eigentlich nicht zurückfliegen, aber David würde mich umbringen, wenn ich das auch noch verbocken würde.

See You Again (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt