Kapitel 28.

1.1K 83 5
                                    

Sooo.. Vorab wollte ich mich noch einmal zu Wort melden.
Es kann durchaus vorkommen, dass ich die Story aus mehreren Sichten, als nur von Nicolai und Levin schreibe, da ich einfach finde, dass eine Szene viele verschiedene Perspektiven hat und jeder Charakter andere Erinnerungen, bzw. Vorgeschichten hat und dementsprechend nicht alle Szenen mit denselben Charakteren beschrieben werden kann.

Ich wollte nur Bescheid geben, da es sonst für Verwirrung sorgt.

Viel Spaß beim Lesen ;)

***

Tristans POV

Es war grade mal drei Uhr morgens, als ich aus dem Bett geklingelt wurde. Ich sah auf mein Handy und sah, dass ich schon zwei verpasste Anrufe von Levin hatte. Leise kletterte ich aus dem Bett, um Jenna nicht zu wecken. Es musste ein Notfall sein, sonst hätte er mich nicht so oft angerufen, weswegen ich schnell in meine Kleidung schlüpfte. „Schatz? Wohin gehst du?" Jenna sah mich verschlafen an und gähnte. „Levin will irgendwas. Schlaf ruhig weiter." Ich gab ihr noch einen schnellen Kuss auf den Mund und verschwand. Ich stieg in mein Auto und schrieb Levin noch eine Nachricht. Wo soll ich hinkommen? Er antwortete direkt, was ziemlich merkwürdig für seine Verhältnisse war. Ich bin bei Jills. Verblüfft starrte ich auf mein Handy, startete jedoch den Motor und fuhr los.

Ich entdeckte Levin schon vom Parkplatz aus. Er stand in der Nähe vom Eingang und rauchte gedankenverloren vor sich hin. „Das weckt Erinnerungen." Wir sahen uns beide das alte Neonschild der Bar an, welche wir schon seit Jahren nicht mehr besucht hatten. Er nickte langsam und ich lehnte mich neben ihm an die Mauer. Ich kramte aus der Hosentasche eine halbleere Schachtel Zigaretten heraus und nahm das Feuerzeug entgegen, welches er mir entgegenstreckte. „Danke." Wir Schwiegen uns eine Weile lang an und beobachteten die vorbeikommenden Leute. Ich wusste, dass ihm etwas auf der Seele brannte, schließlich kannten wir uns schon eine halbe Ewigkeit, doch ich würde ihn zu nichts drängen. Es kam nicht oft vor, dass Lev jemanden um Hilfe oder Rat bat, deswegen würde ich so lange warten, bis er es mir freiwillig sagte. Er schnippte den Zigarettenstummel auf den Boden und kramte eine neue aus der Tasche. Er musste hier schon seit der Probe stehen, da auf dem Boden mehrere, frische Zigarettenstummel herumlagen und man ihm ansah, dass er noch kein Auge zugetan hatte. Er seufzte einmal auf und sah zu den Sternen auf. Es war Eiskalt und Stockdunkel, dennoch blieben wir noch eine ganze Weile draußen. „Alec.. Ich glaube er hat es auf Nicolai abgesehen." Lev ballte die Hand zu einer Faust und starrte ununterbrochen zum Himmel. Er klang wütend? Aber das war nicht alles, es schien, als würde er sich deswegen wirklich Sorgen machen. „Hat er denn einen Grund dazu?" Ja, ich wusste, dass er und Nicolai ein Paar waren, doch er hatte es nie laut ausgesprochen. „ Nic gehört mir." Gab er bissig von sich und sah mich ernst an. „Und ich werde nicht zögern, Alec umzubringen, sollte er auf dumme Ideen kommen." Ich wusste, dass er es ernst meinte, denn ich war einst in derselben Situation gefangen. Nur hatte Lev mich damals davon abgehalten, Alec nicht den Kopf abzureißen. Ich musste bei der Erinnerung lachen. Damals waren wir alle noch so jung und Naiv. Wir waren fast noch Kinder und dachten wir wüssten alles besser. „Alec ist zwar dumm, aber nicht Lebensmüde. Er würde sich niemals mit dir anlegen." Ich zog erneut an meiner Zigarette und beobachtete, wie der Rauch gen Himmel empor stieg. Levin lachte laut auf. „Ja, Klar!" Wir entsorgten die übrig gebliebenen Stummel und betraten die Bar. Wir bestellten uns jeweils ein Bier und verschwanden in den Keller, in dem die Billardtische standen. „Ma, Is das Ewig her, seit wir das letzte Mal gespielt haben.." früher, war dies hier sozusagen unser Stammplatz. Wir waren fast jeden Tag hier und hatten uns mit Billard, Bier und Frauen vergnügt. Es war das Paradies. Das Paradies der Rebellen. Wir spielten ein Weilchen und unterhielten uns über etliche Dinge. „Du solltest dir echt keine Gedanken, wegen Alec machen." Sagte ich noch einmal, um aufs Thema zu kommen. Er brummte nur und legte die Queue an, um auf die weiße Kugel zu zielen. „Irgendein Favorit?" fragte er nebenbei und ich schüttelte den Kopf. „Dann nehm ich die halben." Mit diesen Worten schoss er die weiße Kugel über den Tisch und lochte zwei halbe ein. Ich hatte vergessen, wie gut er beim Billard war. Als ich endlich am zug war, lehnte ich mich, genauso wie er, am Tisch ab und nahm die weiße Kugel ins Visier. „Ich würde ihm echt alles zutrauen." Wir wechselten einmal die Position und er war wieder dran. „Ach was, soweit ich weiß, hatte er bis jetzt nur was mit Frauen." Wir wechselten erneut unsere Positionen. „Mach dir einfach keinen Kopf, ich kümmer mich schon darum, wenn doch was sein sollte." Er nickte mir dankend zu und es war das erste Mal, dass ich ihn so habe lächeln sehen. Liebe konnte wirklich jeden verändern. Wir lauschten dem Grölen der Musik und konzentrierten uns auf das Spiel, doch ich wusste, dass das längst noch nicht alles war. Wir machten beide eine kurze Pause und holten uns noch ein Bier. Wir setzten uns an die Bar und ich wurde ein wenig ungeduldig. „Spuck's schon aus. Ich hör mir auch alles an." Ich stupste ihn mit dem Ellenbogen an und er verschluckte sich an dem Bier. Nervös fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar und mied es, mich direkt anzusehen. „Wie kommst du damit klar? Ich mein, mit diesem ganzen.." er machte eine alles umfassende Geste. „Du weißt schon, dieses ganze Liebeszeug." Ich nahm noch einen Schluck von meinem Bier und versuchte es in Worte zu fassen. Ich wusste, wie er sich fühlte. Wenn man allein aufwuchs und sich alles selbst beigebracht hatte, dann war es schwer Liebe zu verstehen. „Hattest du nie.. Angst?" er verstummte und tat so, als wäre der Untersetzer das interessanteste auf der Welt. Und wieder einmal wurde mir vor Augen gehalten, dass Levin auch nur ein Mensch war. „Hast du denn Angst?" fragte ich ihn stattdessen und sah, wie er langsam nickte. Ich klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Ja, es kann echt beängstigend sein. Es wird sich auch einiges ändern, aber wenn man jemanden wirklich liebt, dann nimmt man diese Veränderungen mit Freuden auf sich." Er wirkte ein wenig entspannter und bestellte sich noch ein Bier. „Veränderungen, sagst du?" Er lachte leise und schüttelte nur den Kopf. „Alter, seit ich Nic auf dem Konzert begegnet bin, hat sich fast alles geändert. Er macht mich wahnsinnig und merkt es noch nicht einmal." Er schnappte sich sein bestelltes Bier und trank es in einem zuge aus. Er wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und stand auf. „ Ich hab das Gefühl, als hätte ich all die Jahre, ohne ihn, als Schatten meiner selbst verbracht und nun zum ersten Mal lebe. Das ist so abgefuckt!" Ich musste über dieses Geständnis schmunzeln und folgte ihm wieder in den Keller. „Lass uns noch ne Runde spielen. Ich bin gut drauf!" Die gute Laune hielt jedoch nicht lange, da wir von einigen Typen belagert wurden. Ich bemerkte, wie sich Levin neben mir anspannte. Er hatte es wohl auch bemerkt. Man konnte wohl sagen, dass das Jills die Art von Lokal war, in dem man sich erst einen Ruf erkämpfen musste, um auch nur ansatzweise in Ruhe gelassen zu werden. „Hey Kleiner! Kinder sind hier nicht erlaubt!" sagte einer der Typen und sah Levin bedrohlich an. Seine Kumpel fingen an zu lachen und ich machte mich auf das schlimmste gefasst. Das hätte er nun wirklich nicht sagen sollen. Ich nahm ihm Augenwinkel vage wahr, wie er innerhalb eines Augenblicks auf dem Boden landete und Levin ihm die Fresse einschlug. Einer seiner Kumpels kam auf mich zu und wollte mich mit einem Messer angreifen, doch ich konnte grade noch so ausweichen. Ich seufzte. Dabei hatte ich Jenna doch versprochen, mich nicht mehr zu prügeln. Ach was, ich wusste von vorn herein, dass das Jills nur ärger bedeutete. Was tat man nicht alles für einen Freund. Blitzschnell schlug ich mit dem Handballen gegen seine Nase, die sich mit einem lauten Knacken unnatürlich krümmte. Der Kerl taumelte und sein Kumpel fing ihn ab. „Das sieht nicht schön aus. Du solltest das lieber untersuchen lassen." Ich konnte grade so noch meinen Satz beenden, als auch schon besagter Kumpel auf mich stürzte. Es war wirklich lange her, seit ich das letzte Mal gekämpft hatte, doch sowas verlernte man nie. Wir wurden in der Vergangenheit oft für unsere Stärke bewundert, doch ich hasste Kämpfe. Es war nichts bewundernswertes, jemanden innerhalb Sekunden den Arm zu brechen oder das Gesicht zu zertrümmern. Nichts davon war wirklich toll. Doch die Leute, die eben jenen gebrochenen Arm wieder heilen konnten, dies wahren die echten Helden. Menschen, die alles dafür taten, anderen das Leben zu retten, das waren diejenigen, die Wunder vollbrachten. Wegen diesem Gedanken fühlte mich immer schlecht, wenn ich anderen wehtun musste. Levin schien sich daran zu sättigen, doch diese Leute taten mir schon fast etwas Leid. „Verschwindet von hier, sonst muss ich euch noch weiter verletzen." Meine Stimme war laut und durchdrang den Lärm im Raum. Die meisten zogen sich nach und nach zurück, als sie merkten, dass wir nicht ansatzweise eine leichte Beute waren. „Ihr glaubt, ihr könntet hier reinplatzen und euch würde alles gehören, Bürschchen. Ich muss euch wohl eine Lektion erteilen!" knurrte ein riesiger Muskelprotz und baute sich noch mehr vor uns auf. Ich selbst war nicht grade klein, doch er überragte mich locker. Wahrscheinlich würde er selbst Nicolai übertreffen.

Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und wurde nach hinten gerissen. „Lass gut sein, Trist. Ich mach das schon." Levin sah mich verständnisvoll an und ich nickte nur resigniert. Ich konnte das einfach nicht mehr, so wie früher. Dafür war einfach schon zu viel geschehen. Ich wollte mich an mein Wort halten und mich nicht mehr auf sowas einlassen. Ich hatte es schließlich versprochen. Doch ehe die Beiden aufeinander einschlagen konnten, wurde unsere gesamte Aufmerksamkeit auf einen Kerl gelenkt, der den Raum betrat. „Ist gut jetzt. Verpiss dich Dexter! Die beiden sind..alte Freunde von mir." Besagter Dexter verschwand schneller, als gedacht und ich bemerkte, wie Levin zusammenzuckte. Diese Stimme..

„Wieso mischst du dich ein, Vincent?" knurrte Levin und ich starrte auf den Mann, der uns immer näher kam. „Ach,.. nur um der guten, alten Zeiten Willen." Säuselte Vincent und ich entdeckte zwei seiner Lakaien, die ihm steht's folgten. Dass er hier war, bedeutete absolut nichts Gutes. „Aber, Aber! Zieht doch nicht so ein finsteres Gesicht. Wir sind doch immerhin Freunde!" Er legte seinen Arm um meine Schulter und ich versuchte, die Kontrolle zu bewahren. Ich hatte nichts, aber auch absolut nichts, was ich ihm sagen wollte. Ich verspürte nur blanken Hass ihm gegenüber und Levin ging es nicht anders.

Immerhin hatte er damals versucht Jenna zu töten...

See You Again (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt