Levins POV
Das Interview war echt langweilig. Während George, Tristan nach dem neuen Album ausfragte, chillte ich in dem schwarzen Ledersessel und spielte gelangweilt mit meiner Kette herum. Alec klopfte ab und an ein paar Witze um die Stimmung locker zu halten und meine Schwester tat so, als würde es sie auch nur ansatzweise Interessieren, was die Typen hier laberten. Ich wollte endlich nach Hause. Der Gedanke, dass Nic sich das Interview vielleicht ansah, wurde schnell zunichte gemacht, als er mir vorhin immer noch nicht geantwortet hatte. Er war noch sauer und ich wollte die Sache unbedingt mit ihm klären. Ich war ein wenig ungeduldig. Dies war das letzte Interview, weswegen ich danach endlich wieder zurückfliegen konnte. Genervt fing ich an, mit den Fingern auf dem harten Leder zu trippeln. Ich war in meinen Gedanken vertieft, ohne es überhaupt gemerkt zu haben. Das einzige was ich bemerkt hatte, war das alle mich erwartungsvoll ansahen. Scheiße. Hatte der Typ mich irgendwas gefragt? Bevor die Leute merken konnten, dass ich stockte, antwortete Alec für mich. „Eher nicht. Levin ist nicht der Typ für Beziehungen und ich habe momentan kein Interesse an was festes." Witzelte er und lachte. Ich fasste mich schnell und konnte nicht anders, als ihm etwas von seinem Ruhm zu nehmen. „Du meinst es wohl eher andersherum." Brummte ich und die Moderatoren lachten. Igitt. Dieses künstliche, viel zu hohe Lachen widerte mich an. Genau deswegen hasste ich Live Auftritte. Man musste immer passend reagieren. Niemals die Fassung verlieren. Niemals die... Mein Handy piepte. Fuck. Ich hatte vergessen, es auszuschalten. Jenna sah mich aus dem Augenwinkel böse an, aber was sollte ich machen? Die Typen waren eh grad mit Tristan beschäftigt, also sah ich einmal unauffällig aufs Display. Augenblicklich erstarrte ich. Es war Nicolai. Es war nur ein Satz, doch ich war kurz davor, in die Luft zu gehen.
„Ich denke, wir sollten das mit uns beenden."
Ich erstarrte, sprang aus dem Sessel und wandte mich zum Gehen. Die anderen würden mich noch umbringen. David würde mich umbringen, doch das wir mir in diesem Moment egal. „Sorry, aber es ist was Wichtiges dazwischen gekommen." Mit diesen Worten zischte ich ab und lief David in die Arme. „Verdammt! Was tust du da?!" schimpfte er aufgebracht und wollte mich wieder zurück drängen. „Jetzt nicht!" knurrte ich, doch er war auf hundertachtzig. „Levin, du gehst jetzt sofort wieder zurück, sonst kannst du was erleben!" Ich wusste, dass er sowieso noch sauer auf mich war, weil ich eigenmächtig gehandelt hatte, aber ich konnte dieses Interview nicht weiterführen. Es sei denn er wollte, dass ich Amok lief. „David, nicht jetzt!" Und ich merkte erst als es schon zu spät war, dass ich ihn ernsthaft anschrie. Die Leute vom Set sahen besorgt zu uns und mir wurde klar, dass nicht David, sondern ich auf hundertachtzig war. Scheinbar war ihm das nun auch bewusst geworden, denn er ließ von mir ab. „Dieses eine Mal, Levin. Nur noch dieses eine Mal." Drohte er und verschwand. Mir war selbst klar, wie egoistisch mein Handeln war, aber ich hatte keine Kontrolle über mich. Sofort rief ich Nic an, wurde jedoch direkt weggedrückt. Wie bitte?! Erst machte er übers Handy Schluss und dann drückte er mich ernsthaft weg?! Wütend schnaubte ich und merkte, wie die Leute einen riesigen Bogen um mich machten. Ich befand mich mitten auf dem Flur, der zu den Garderoben führte und knurrte gereizt mein Handy an. „Geh endlich ran!!" Aber natürlich tat er das nicht. Auch, als ich es noch ein zweites und ein drittes.. und ein viertes Mal bei ihm probierte. Dieser verdammte! Ich hätte ihn nun wirklich nicht für so feige gehalten.
Ich versuchte echt, die Ruhe zu bewahren, doch es war beinahe unmöglich. Vielleicht war es auch nur ein dämlicher Streich? Ich schlug mir die Hand auf die Stirn und schien völlig den Verstand zu verlieren. Ich war so blöd. Wahrscheinlich hatte Austin das Handy und schrieb diese dämliche Nachricht. Was, wenn er es Nicolai nie gegeben hatte? Ja, das war wohl der Fall. Zumindest wollte ich es mir einreden, doch ein kleiner, ganz kleiner Teil von mir wusste, dass es Nic war. Ich verschwand in meiner Garderobe und ließ mich zu Boden sacken. Seit wann brachte mich eine einzige SMS so zum Verzweifeln? Ich atmete tief durch und beruhigte mich langsam. Die Nachricht war definitiv von Nicolai, doch ich hoffte sehr, dass ich mich täuschte.
Jetzt war es eh zu spät, um so zu tun als wenn nichts wäre, also suchte ich nach einem Flieger, der mich heute noch nach Hause bringen würde. Ohne lang zu überlegen fuhr ich mit einem Taxi zum Hotel und schnappte mir meine Sachen. Ich stopfte alle Klamotten unordentlich in die Tasche und verschwand auch schon wieder, bevor ich den anderen begegnen konnte. Was auch immer Nicolai zu dieser Entscheidung geführt hatte, ich würde es nicht akzeptieren. Niemals! Frustriert über meine Hilflosigkeit knirschte ich mit den Zähnen, woraufhin der Taxifahrer mich irritiert ansah. Was war eigentlich sein Problem?! Nicolai hatte sich doch zuerst in mich verknallt. Er hat Mich doch dazu gebracht, ihn zu mögen, da würde ich ihn doch nicht wieder gehen lassen. Ich wusste nicht wohin mit meiner Wut, meiner Verzweiflung und vor allem.. wohin mit meiner Angst. Es war das erste Mal, dass ich so empfand und ich würde dafür sorgen, dass es auch das letzte Mal war.
Die Fahrt zog sich ewig lang, aber immerhin war ich nun am Flughafen. Noch Vier Stunden, bis ich wieder Zuhause war. Vier Stunden, bis ich ihm ins Gesicht sehen konnte und endlich erfuhr, was wirklich los war.
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See You Again (Band 1)
RomanceWährend der neunzehnjährige Nicolai fest davon überzeugt ist, dass eine Beziehung mit dem Vier Jahre älteren Levin durchaus möglich ist, hat dieser mit ganz anderen Problemen zu tun. Wie führte man überhaupt eine Beziehung? Woher wusste man, wie Li...