Kapitel 67.

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Tristans POV

„Baby, Ich.."

„Ich weiß. Geh mit ihm. Er wird dich brauchen. Ich werde hinterher mit Alec und David nachkommen." Antwortete Jenna mit Tränen in den Augen. Ich nickte kurz und nahm sie in den Arm. „Hoffen wir, dass es den beiden gut geht." Flüsterte sie an meiner Brust und ich drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Nachdem Lev aus dem Raum gestürmt war, hatte Jenna sich zurecht gemacht, während David mich fragte, was das alles sollte. Als ich ihm die Situation erläuterte und deutlich machte, dass das Konzert Geschichte war, wirkte er erst verständnislos, sagte dann jedoch nichts mehr. Ich drückte Jenna noch einmal ganz fest an mich und küsste sie liebevoll. Streichelte noch einmal kurz über ihren kleinen Babybauch bevor ich mich mit einem „Bis Bald." Verabschiedete und in das Taxi stieg.

Ich flog mit der Nachtmaschine und verschlief den ganzen Flug. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, was jetzt grade in Levin vorging. Der Gedanke, dass Jenna etwas passieren könnte, ließ mich schaudern. Niemals könnte ich das ertragen und schon gar nicht, wenn es in meiner vollständigen Abwesenheit geschehen würde. Mitleidig dachte ich an Lev's Ausdruck, als er davon erfuhr. Ich hoffte inständig dafür, dass es Nicolai gut ging, denn das wäre sonst Lev's Untergang. Ich kannte ihn schon lange genug, um zu wissen, dass Nicolai der eine für ihn war. Nie wieder würde er jemanden, wie ihn finden und das würde ihn vollständig zerstören. Ich war wirklich froh, dass Lev ihn kennengelernt hatte. Nicolai hatte ihn verändert, im positiven Sinne. Er war glücklicher, als er es davor je war und lachte viel mehr. Er machte ihn zu einem besseren Menschen, so wie Jen' es bei mir tat. Bevor ich sie kannte, war ich eine skrupellosere Version von dem früheren Levin. Kämpfe mochte ich zwar noch nie, aber wirklich etwas dagegen unternommen hatte ich auch nicht. Ohne Jen' wäre ich wohl immer noch derselbe, nutzlose Idiot, der nach Aufmerksamkeit suchte. Sie war meine zweite Hälfte, so wie Nicolai es für Lev war, deswegen musste ich ihn jetzt mit allen Mitteln unterstützen.

Jenna hatte mir zuvor Amanda's Nummer gegeben, da ich ja weder Lev, noch Nicolai anrufen konnte und wissen musste, wo sie sich aufhielten. Ich schrieb ihr, dass ich mich nun am Flughafen befand und sie war so nett, mich mit dem Auto abzuholen. „Eigentlich ist die Besucherzeit vorbei, er ist aber trotzdem geblieben." Sie sah voller Trauer zu mir. „Es war schlimm. Levin ist völlig ausgeflippt, sie mussten ihm kurzweilig sogar Beruhigungsmittel spritzen." Wimmerte sie und fuhr kurz rechts ran, damit sie sich beruhigen konnte. Einen weiteren Unfall wollten wir schließlich vermeiden. „Wie geht es Austin? Jenna hat mir erzählt, er wäre mit dabei gewesen." Fragte ich besorgt und tröstete sie. Sie sah mich aus verweinten Augen an und putzte sich die Nase. „Ihm geht es gut. Naja zumindest besser, als Nic. Bei dem Aufprall wurde er aus dem Wagen geschleudert, während Nic komplett zerquetscht wurde." Sie weinte erneut und ich strich ihr immer wieder sanft über den Rücken. „Die F-Feuerwehr musste ihn aus dem Auto.. s-sägen." Ich stieg aus und kam kurz auf ihre Seite, um sie zu umarmen, deutete ihr dann, die Plötze zu tauschen, da sie offensichtlich nicht mehr fahren konnte. „Austin gibt sich die Schuld am ganzen, weil er über eine rote Ampel gefahren ist." Erzählte sie und schien sich allmählich zu beruhigen. Ab und zu wies sie mir den Weg, wann ich wo abbiegen musste und wirkte deutlich erholter, als wir beim Krankenhaus ankamen. „Bist du sicher, dass du zurückfahren kannst? Ich ruf sonst ein Taxi." Fragte ich besorgt, doch sie schüttelte den Kopf. „Es geht schon wieder. Austin wartet zuhause und wenn ich mit einem Taxi komme, macht er sich nur noch mehr Sorgen." Sie schenkte mir noch ein müdes Lächeln und fuhr los.

Ich ging zur Rezeption, wo man mich recht schnell wieder abschütteln wollte. Ich musste erst einen Arzt finden und bestechen, um zu erfahren, wo ich Nicolai fand. Doch sein Bett war leer. Lev saß auf dem Stuhl neben dem Bett und lag mit dem Kopf auf der Kante. Für einen Augenblick, glaubte ich, dass er schlief, bis er mich aus toten Augen ansah. „Schädel-Hirn-Trauma. Dreifacher Rippenbruch. Aufgeplatzter Lungenflügel. Hüftfraktur. Gesplitterter Unterarm.. und jetzt noch eine Allergische Reaktion auf die künstliche Lungenplatte, die vor wenigen Stunden eingesetzt wurde." Ich blieb in der Tür stehen und starrte ihn schockiert an. Mir fehlten die Worte, konnte nicht einen klaren Gedanken fassen und starrte nur auf das nervliche Wrack, welches meinen Besten Freund darstellte. „Der Doc kam eben und hat ihn für die nächste OP mitgenommen. Sie müssen die Platte wieder rausnehmen und den rechten Lungenflügel wohl komplett entfernen." Wisperte er fast tonlos und wirkte nur mehr, wie ein Zombie, der nicht mehr in der Lage war, den ganzen Schmerz in sich aufzunehmen. „Trist.. er müsste tot sein." Hörte ich ihn leise weinen und kam sofort an seine Seite. Tröstend zog ich den sonst so starken Mann in meine Arme und spendete ihm so viel Trost, wie er benötigte. „Aber das ist er nicht. Lev, er wird das durchstehen. Ihr werdet das durchstehen. Du musst jetzt stark sein, für euch beide."

Er weinte noch eine ganze Stunde und hörte erst damit auf, als sie Nicolai wieder ins Zimmer brachten. Mein Atem stockte, als ich ihn so sah. Er sah wirklich schlimm aus, doch ich hütete mich davor, es laut auszusprechen, schließlich durfte ich Lev nicht die Hoffnung nehmen. „Keine Besucher:" murrte die Krankenschwester, die wohl schon ziemlich angepisst war, weil Lev sich hier aufhielt. „Es geht schon." Murmelte dieser und löste sich aus der Umarmung. Ich wollte ihn in dieser Verfassung nicht allein lassen, doch uns beide würden sie hier nicht tolerieren. „Ich komme morgen wieder." Versprach ich ihm und verließ den Raum mit einem schlechten Gewissen.

Am nächsten Tag tauchte ich wie versprochen auf und brachte Lev etwas zu essen mit. Er sah so aus, als wenn er die ganze Zeit wach gewesen wäre. Ich setzte mich neben ihn, redete mit ihm und war einfach für ihn da, bis man mich wieder fortschickte. So ging das Tag für Tag.. für Tag. Mit dem einzigen Unterschied, dass die anderen mich ab und an mal begleiteten. Ich brachte ihm jeden Tag etwas zu essen mit und versuchte ihn mit Gesprächen ein wenig abzulenken, doch es wurde von Tag zu Tag immer weniger. Er aß kaum noch was, antwortete nicht mehr auf meine Fragen und schien tatsächlich nicht mehr zu schlafen. Ich hatte schon mit einem Dr. Harper darüber gesprochen, doch der Versuch, ihm Schlaftabletten unterzujubeln ging nach hinten los, was dazu führte, das Lev gar nichts mehr annahm.

„Das kann so nicht weitergehen! Wenn ihr das nicht hinbekommt, dann werd ich die Sache in die Hand nehmen und ihn persönlich nach Hause schleppen!" schimpfte Jen', als ich ihr die aktuelle Situation schilderte. Ich lächelte leicht. „Ist vielleicht keine schlechte Idee.."

See You Again (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt