Kapitel 25.

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Levins POV

Ich lief. Ich lief so schnell ich konnte davon. Sie hatten mich gefunden. Ich wusste zwar nicht wie, doch sie hatten mich gefunden und würden mich bald einholen. Ich bog in eine dunkle Seitengasse ab und lief immer weiter. Völlig außer Atem lehnte ich mich kurz an eine der alten Steinmauern. Ich sah mich vorsichtig um, doch letztendlich schien ich sie allesamt abgehängt zu haben. Erleichtert atmete ich durch. Ich hatte meine Lektion gelernt. Ich hatte keine Lust, mich erneut auf diese Bastarde einzulassen. Ich hatte genug von Drogen, Kämpfen und anderen krummen Dingen. Ich hatte dies alles längst hinter mich gelassen und wollte mit Nicolai zusammen sein. Nicolai?! Ich riss entsetzt die Augen auf, als ich von einem Schwarzen Loch mitgerissen wurde. Von einem Moment auf den anderen stand ich in einem Raum, der mir mehr, als nur bekannt vorkam. Die Möbel waren zertrümmert, die Wände mit Blut beschmiert und Schreie füllten die Umgebung. Dann war es still und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. „N-Nic?!"Ich stand noch immer in seinem Wohnzimmer und schrie verzweifelt nach ihm, als ich plötzlich einen Schatten aus dem Augenwinkel vernahm. Ruckartig wand ich mich zu der Gestalt, welche man nur schwer identifizieren konnte. „Das ist alles deine Schuld..."Blutüberströmt kam Nicolai immer näher auf mich zu. Dann ein lauter Knall und er fiel zu Boden. „Nein.. Niiic!!!"

Schweißgebadet schrak ich hoch und saß kerzengrade im Bett. Es war stockdunkel im Zimmer und ich bekam Panik. Orientierungslos versuchte ich etwas zu erkennen. Wo zum Teufel war ich?! Ich zuckte zusammen, als sich neben mir etwas bewegte und plötzlich das Licht anging. „Was ist denn los?" Nicolai rieb sich verschlafen die Augen und sah mich verwirrt an. Mein Gott. Ich dachte, mein Herz würde für einen Moment aussetzen. Es war alles nur ein Traum. Erleichtert atmete ich aus und wäre ihm fast um den Hals gefallen. Aber auch nur fast. Er sah mich leicht besorgt an. „Was ist los?" Ich schüttelte nur den Kopf und legte mich wieder hin. Ich wollte kein riesen Drama daraus machen. Es war schließlich nur ein blöder Traum und Nic schien selbst ziemlich k.o. zu sein. „Es ist nichts. Schlaf weiter." Nach kurzem Zögern, knipste er das Licht wieder aus und ich spürte seinen Arm um meine Hüfte. Er schmiegte sich von hinten an mich und, ich konnte es selbst nicht fassen, wir schliefen in der Löffelchen Stellung wieder ein. Ich schob das schummrige Gefühl auf das Hohe Fieber, dachte nicht weiter nach und schloss die Augen. Ich war umhüllt von seiner Wärme und fühlte mich geborgen. Es war alles Okay. Ihm ging es gut. Er war bei mir und das würde auch immer so sein.

Als ich das nächste Mal aufwachte, war es schon mitten am Tag und ich lag alleine im Bett. Mein Kopf explodierte und meine Glieder schmerzten schlimmer, als nach dem letzten Geschlechtsverkehr. Ich hatte eigentlich keine Lust, aufzustehen, doch ich wollte zumindest einmal duschen gehen. Ich war total verschwitzt und wollte vor Nic nicht schlimmer als nötig aussehen. Normalerweise war mir sowas scheißegal, weswegen ich von mir selbst überrascht war. Es war schon merkwürdig, was er alles in mir auslöste, doch ich fand es nicht sonderbar schlecht. Ich hievte mich also aus dem Bett und schlurrte in Zeitlupe zum Badezimmer. Auf dem Weg dorthin bemerkte ich, dass Nicolai wohl außer Haus war. Natürlich, es war ein ganz normaler Wochentag, also war er wohl in der Uni. Was hatte ich denn erwartet? Dass er sich frei nahm und bei mir blieb? Ich lachte über diesen Kindischen Gedanken. Zum Teufel nochmal, ich war ein Erwachsener Mann, noch dazu war ich älter als er. Ich verstand dieses Enttäuschte Gefühl nicht, welches sich in mir ausbreitete. Wieso war ich enttäuscht? Irritiert versuchte ich dieses schwere Gefühl abzuschütteln. Ich konnte mich gut um mich selbst kümmern. Ich brauchte ihn nicht wegen jeder Kleinigkeit. Mein Kopf wusste das ganz genau, doch wieso hörte mein Körper nicht darauf? Ich war doch keine nervige Klette?! Ich dachte an die ganzen ätzenden Weiber, die sofort rumheulten, nur weil ich nichts von ihnen wollte. Bedeutete das, dass Liebe einen zu einer nervigen Klette machte? War das wirklich Liebe?? Wenn das wirklich Liebe sein sollte, dann würde ich ja zu der Person werden, die ich am allermeisten hasste. Kopfschüttelnd kletterte ich mühsam in die Dusche. Ich merkte, wie mir immer schummriger wurde und alles sich zu drehen begann. Ich wollte mich noch irgendwo festhalten, als ich auch schon das Gleichgewicht verlor und hinten über kippte. Laut scheppernd knallte ich auf den harten Boden und vor meinem Auge tanzten mehrere schwarze Flecken. Ich tastete den Untergrund ab und stellte fest, dass ich von etwas weichem abgefangen wurde. „Was glaubst du, was du da tust?!" Nicolai klang aufgebracht und ich wurde vom Boden Hochgerissen. Ich blinzelte mehrmals, damit ich endlich wieder scharf sehen konnte. „Da wollte ich einmal kurz was Einkaufen und schon machst du Blödsinn. Wäre ich nicht nochmal zurückgekommen, weil ich was vergessen habe, dann würdest du jetzt hier auf dem Boden verbluten!" fauchte er wütend. Ich hatte ihn noch nie so aufgebracht gesehen. „Ich wollte Duschen." Gab ich kleinlaut zurück und er zerrte mich zurück ins Bett. „Du musst nicht Duschen. Du musst schlafen, Tee trinken und Gesund werden. Das sind deine einzigen Aufgaben!" knurrte er unmissverständlich und mir blieb in meinem jetzige Zustand nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Nachdem ich wie eine Sushi Rolle in der Decke eingewickelt wurde, gab er mir noch einen Kuss auf die Stirn und verabschiedete sich. „Ich bin gleich wieder da. Ich mache dir hinterher was zu essen und noch einen Tee, also warte hier." Es war nervig, zu sehen, wie er sich um mich kümmerte. Es gab überhaupt keinen Sinn. Ich hatte mich die letzten Jahre auch um alles selbst gekümmert. Also wieso fühlte es sich so gut an, von ihm umsorgt zu werden? Ich verstand überhaupt nichts mehr. Nichts ergab einen Sinn. Hätte man mir vor einigen Wochen gesagt, dass dieser Typ mich völlig beherrschen würde, dann hätte ich die Person ausgelacht und kurz darauf verprügelt. Ich ließ mir von niemanden was sagen. Weder von meiner Familie, noch von Freunden. Wieso wartete ich dann brav im Bett, wie er es befohlen hatte?

See You Again (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt