Kapitel 10

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Nicolais POV

Unser Strandbesuch war besser als erwartet. Dank dem kalten Wetter, glich der Strand einer Geisterstadt und Levin fand Gefallen daran, kleine Meerestierchen zu fangen. Schwimmen waren wir natürlich nicht, wobei er es wirklich versuchen wollte. Es war einer dieser Tage, die wie im Flug vergingen. Meine Angst vor dem Motorrad ließ nach und es machte mir inzwischen Spaß damit zu fahren. Erstaunlicherweise war unser Strandbesuch nicht das einzige was wir miteinander unternahmen. Wir hatten unsere Handynummern ausgetauscht und uns in den darauffolgenden Wochen öfter gesehen. Ich ging jeden Tag zur Uni, mied es aber im Blumenladen vorbeizuschauen, da Amanda mir einige Tage zuvor geschrieben hatte, dass sie mich vorerst nicht sehen wollte und ich mir Urlaub nehmen sollte. Ich wollte sie darauf ansprechen, doch sie hatte wohl Recht. Ich tat ihr im Moment nicht gut. Ich hätte mich um sie sorgen sollen, mit Schuldgefühlen kämpfen müssen, doch um ehrlich zu sein, war ich so glücklich wie noch nie. Levin und ich unternahmen immer mehr zusammen. Er war letztens bei mir Zuhause und wir hatten uns „Psychokiller 3" angesehen. Na gut, Levin hatte den Film alleine gesehen, da ich damit beschäftig war, ihn anzusehen. Das lag aber nur daran, weil der Film furchtbar war. Ich wollte ihn ja wirklich mit Levin gucken, doch es war einer dieser Horrorfilme, bei denen man nie ruhe hatte. Entweder wurden alle Zerstückelt, Zerfetzt, erhängt oder erschossen. Und dann gab es da auch noch einen Clown. Einen Clown! Clowns waren ja so gruselig. Levin hatte den gesamten Film über gelacht. Ich hätte ja fast mitgelacht, da es süß aussah, wie er sich freute, doch der Clown wusste dies zu verhindern.

Ich war grade von der Uni nachhause gekommen, da klingelte auch schon mein Handy. Levin rief an. Mein Herz schlug plötzlich dreimal so schnell, als sonst und ich spürte wie die imaginären Schmetterlinge in meinem Bauch Samba tanzten. „Ja?" Wir hatten uns momentan so viel gesehen und trotzdem wurde ich noch nervös, wenn er anrief. „Hey Nic!" Oh Mein Gott. Er hatte mich Nic genannt! Ok, Ok, Wahrscheinlich tat er es, weil er keinen Bock hatte, meinen ganzen Namen zu nennen, so wie Austin. Trotzdem konnte ich nichts gegen das warme, weiche Gefühl in meiner Brust ausrichten. Es war, als würde ich nur noch auf Rosa Wölkchen schweben. Das klang selbst für mich zu kitschig, aber anders konnte man diese Gefühle nicht beschreiben. Sie waren nun mal rosa und vor allem, weich wie Wölkchen.

„Heute Abend feiern wir Tristans achtundzwanzigsten. Du kommst doch, oder?" Man hörte im Hintergrund laute Musik und mehrere Leute lachen. Mit heute Abend meinte er wohl, jetzt grade. „Klar! Wenn es ok für ihn ist?" Ich war mir unsicher, ob Tristan mich wirklich auf seiner Party haben wollte. Schließlich kannten wir uns gar nicht so gut. Levin lachte. „Ja ist ok. Ich hole dich in einer halben Stunde ab." Mit diesen Worten legte er auf und ich bekam Panik. Was sollte ich Tristan schenken? Ich konnte ja schlecht ohne Geschenk zu ihm. Ich suchte mir erst einmal frische Klamotten heraus und zog sie schnell an. Ich hatte mich für eine lockere, graue Jeans, einem weißen T-Shirt mit V-Ausschnitt und schwarze Chucks entschieden. Ich kramte noch etwas Geld aus meiner Tasche, schnappte mein Handy und verließ die Wohnung. Ich wollte eigentlich noch kurz in einen Laden springen und irgendwas für Tristan kaufen, doch Levin fing mich auf halbem Wege ab und überredete mich, mitzukommen. „Scheiß drauf! Er braucht kein Geschenk. Er hasst Geburtstage eh. Wir feiern nur um ihn zu ärgern." Sagte er und beschleunigte das Tempo. Es war das erste Mal, dass ich bei Tristan war und es erstaunte mich, in was für einem großen Haus er lebte. Es war ein altes Haus, sehr heruntergekommen und definitiv renovierungsbedürftig, doch von innen war es der Wahnsinn. Sowohl die Böden, als auch Wände waren alle in einem hellen und vor allem sauberen Weiß gehalten. Die Möbel dagegen waren dunkle Holzgarnituren, die sehr teuer aussahen. Er hatte im Wohnzimmer eine große Stereoanlage, welche mit zwei riesigen Lautsprechern verbunden war. Kurz gesagt, dass Haus diente perfekt für eine Party, da es alles bot, was man sich nur wünschen konnte. Noch dazu stand es quasi im Wald, was bedeutete, dass es keine, sich beschwerenden Nachbarn gab.

See You Again (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt