Nicolais POV
Es war schön, zu sehen, wie es Levin wieder besser ging. Er hatte diese Ruhe-Pause wirklich benötigt, da er und die anderen nun erst richtig durchstarteten. Sie mussten wohl noch viel vorbereiten und üben, denn Levin ging freiwillig zu den Bandproben und zupfte selbst bei mir, auf der Gitarre rum. Meine damaligen Bedenken, zu seiner wachsenden Popularität waren inzwischen vollkommen verschwunden, da ich mir absolut sicher sein konnte, dass er nur mir gehörte. Es stimmte zwar, dass er wegen den Proben erst mitten in der Nacht zu mir kommen konnte, doch wir hatten Möglichkeiten gefunden, damit umzugehen. Lev hatte sich in den Kopf gesetzt, mich nach der Uni abzuholen und nach Hause zu bringen. Dafür erlaubte ich ihm, bei mir zu schlafen, da er es bei sich einfach nicht mehr konnte. Es hörte sich zwar total dämlich an, doch als ich im Badezimmer seine Zahnbürste neben meiner liegen sah, machte mein Herz einen freudigen Hüpfer. Es war fast, als würden wir zusammen wohnen. Nun ja, aber auch nur fast. Während ich Tagsüber in der Uni war, schlief er bei mir im Bett und sobald er mich abgeholt und Zuhause abgesetzt hatte, fuhr er weiter zu den Proben, weswegen wir uns eigentlich nur spät in der Nacht sehen konnten. „Wieso müssen die Proben denn so spät sein?" fragte ich, bereute es jedoch sofort, da ich eigentlich nicht drängeln, sondern ihn unterstützen wollte. Schließlich hatte ich ja auch einige Dinge, die für mich wichtig waren. „Trist' und Jen' arbeiten Tagsüber noch woanders, also müssen wir abends proben." Er zuckte nur gelassen mit den Schultern und spielte weiter auf der Gitarre rum. Ich setzte mich zu ihm auf die Couch und er lehnte sich mit dem Rücken an mich. „Dann bin ich ja froh, dass ich heute eher Schluss hatte." Ich versuchte jede Gelegenheit auszunutzen, um bei ihm zu sein. Wir waren zwar nun zusammen, doch das Leben ging normal weiter. Jetzt kam nicht das Happy End, sondern die Fortsetzung von dem, was vorher war. Wir waren beide Erwachsen und hatten beide unsere Ziele im Leben. Verträumt fuhr ich mit den Fingern durch seine Haare, die wieder einmal in alle Richtungen abstanden. Es war wirklich süß, wie sie sich an den Spitzen kräuselten und hin und her wippten, sobald er sich bewegte. Ich wickelte eine seiner Strähnen um den Finger, wie Amanda es immer bei ihren Haaren tat und fand Gefallen daran, damit zu spielen. „Was machst du da?" Er ließ sich komplett nach hinten, in meinen Schoß, fallen und sah mich von unten an. Ich strich ihm die einzelnen Strähnen fort, die ihm ins Gesicht gefallen waren. „Nichts. Du bist einfach nur zu süß." Murmelte ich und er sah mich Böse an. „Ich bin nicht süß." Brummte er eingeschnappt und ich lachte leise. „Das macht dich nur noch süßer." Kicherte ich und tippte ihm auf die Nase. Er schlug meine Hand weg und setzte sich abrupt auf. „Deine Vorstellung von süß ist echt merkwürdig." Er wand sich wieder der Gitarre zu und probte weiter, doch ich wusste ganz genau, dass er rot geworden war. Es fiel mir am Anfang schwer, ihn einzuschätzen, doch inzwischen wusste ich, dass er eigentlich nur Schüchtern war, was sowas anging. Ich musste ihn noch nicht einmal mehr ansehen, um zu wissen, wann er verlegen war. Die Art, wie er abrupt das Thema wechselte oder seine Stimme von gelassen zu emotionslos wechselte zeigte mir, dass er die Dinge nicht gewohnt war und keine Ahnung hatte, wie er sich verhalten sollte. Selbst diese Seite fand ich an ihm zum Anbeißen.
Wahrscheinlich hatte ich wirklich eine merkwürdige Vorstellung von süß... doch das war mir herzlich egal.
***
Es ist diesmal ein recht kurzes Kapitel, ich weiss. Liegt daran, dass mir grad eher was zu Levin einfällt. Trotzdem hoffe ich, dass es euch bis hierhin gefällt :3
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See You Again (Band 1)
RomanceWährend der neunzehnjährige Nicolai fest davon überzeugt ist, dass eine Beziehung mit dem Vier Jahre älteren Levin durchaus möglich ist, hat dieser mit ganz anderen Problemen zu tun. Wie führte man überhaupt eine Beziehung? Woher wusste man, wie Li...