Levins POV
Es war ein Abend wie jeder andere. Ich hing mit den anderen bei einem Kumpel von Alec ab und trank in Ruhe mein Bier. Die Jungs zockten wieder einmal irgendwelche Spiele und ich war kurz davor, einzudösen, als ich Jen's überraschte Stimme hörte. „Nicolai?" Ich war sofort hellwach. Sie lachte kurz und sah zu mir. „Er sitzt neben mir. Ich geb ihn dir." Wie elektrisiert starrte ich zu ihr und bekam Panik, als sie mir das Handy reichen wollte. Ich schüttelte wild den Kopf und sah sie finster an, doch sie stopfte es mir grob in die Hand und stand auf. „Sei lieb zu ihm!" sagte sie noch streng und ging zu Tristan. Na super. Ich drückte das Handy also ans Ohr und wartete. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte und zuckte leicht zusammen, als er endlich was sagte. „Können wir reden?" Er wollte reden? Worüber? Dass er mir einen Korb gegeben hatte? Ich schluckte schwer und versuchte ruhig zu bleiben. „Dann rede." Verdammt! Worüber wollte er reden? „Ich mein.. Können wir uns treffen?" Ich riss die Augen auf und fing an auf und ab zu gehen. Ich wollte ihn ja schon sehen, doch es ging nicht. Ich konnte ihn noch nicht sehen, was sollte ich denn bitte sagen? Wie sollte ich mich verhalten?? Ich kannte mich mit diesem Gefühlsscheiß nicht aus! Ich konnte ihn einfach noch nicht sehen. „Du willst reden, dann sprich. Sonst leg ich auf." Ich versuchte so gelassen, wie nur möglich zu klingen. Ich drehte mich um und bemerkte, dass die anderen mich alle blöd angrinsten. Scheiß Wichser. Die sollten sich um ihren eigenen Scheiß kümmern. Nicolais leise Stimme riss mich aus meinen Gedanken und mein Herz schmolz dahin. „Ich will dich sehen." Ich schnappte lautlos nach Luft und eilte in den Flur, da ich diese nervigen Blicke nicht mehr aushielt. Ich verstand ihn nicht. Er wollte mich sehen, obwohl er vor mir weggelaufen war. „Wieso?" Ich erschrak, als ich meine Stimme hörte. Ich wollte doch kühl und emotionslos wirken, doch selbst für mich, klang meine Stimme wie ein schwaches wimmern. „Weil ich dich vermisse." Ich sog scharf die Luft ein und hatte Mühe, sie langsam entweichen zu lassen. Ich hatte mich grade wohl verhört? Aufgewühlt lief ich auf und ab, versuchte mir aus seinem Verhalten einen Reim zu machen, doch es ergab alles gar keinen Sinn. Wieso vermisste er mich? Wieso hatte er mich von sich geschubst? Und wieso schienen alle anderen zu wissen was los war, nur ich nicht?! „Wieso?" meine Stimme brach am Ende ab und ich bereute diese Frage sofort. Wollte ich es wirklich wissen? Ich hatte ehrlich gesagt Angst, vor dem was kam. Seine Stimme war nur ein leises wispern. Ganz leise hörte ich die sanften Worte, die sich messerscharf in meine Brust bohrten. „..weil ich dich liebe." Ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Alles schnürte sich in mir zu und mir wurde kurz schwarz vor Augen. Ich legte ohne weiteres auf und hetzte zu den anderen. Ich musste nach draußen, an die frische Luft. Ich warf Jenna ihr Handy entgegen, welches sie quiekend auffing. „Pass doch auf!" schimpfte sie, doch ich ignorierte es und ging zur Haustür. Ich wollte sie grade öffnen, als es von außen klopfte. Ich hielt kurz inne. Das war doch wohl nicht.. Nein. Der Paranoide Gedanke, Nic könnte vor der Tür stehen, ließ mich zögern. „..unmöglich." Langsam öffnete ich die Tür einen Spalt und streckte den Kopf hinaus. Geschockt riss ich die Augen auf. Er war es wirklich. „Woher wusstest du..?" Ich versuchte meine Überraschung einigermaßen im Zaum zu halten. Er hielt mir sein Handy vor die Nase, auf dem ein kurzer Chatverlauf angezeigt wurde. „Während dem Telefonat hat mir Tristan die Adresse geschickt." Tristan. Dieser verdammte-! Wütend starrte ich Nicolai an und wollte wieder zu den anderen gehen, um Tristan eine reinzuhauen. „Ich hab nichts zu bereden." Kurz, bevor die Tür zufallen konnte, stoppte sie und Nic griff nach meinem Handgelenk. „Doch, Hast du!" er wirkte wirklich wütend und drängte sich durch die Tür, hinein in den Flur. „Du solltest gehen!" versuchte ich ernst zu knurren, doch das schien ihn kaum zu beeindrucken. Er drehte mich zu sich um und sah mich einer solchen Entschlossenheit an, dass meine Knie weich wurden. „Nur wenn du mitkommst." Alles an ihm wirkte so Entschlossen, wie wenn ihm nichts anhaben könnte.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Wieso war er so? Was war das für ein unbeschreibliches Gefühl in meiner Brust, welches sowohl Schmerz, als auch Freude auslöste. Seine Abweisung im Wald schoss mir in den Kopf und ich begann zu zittern. Das, was ich damals gespürt hatte,.. ich wollte es nie wieder fühlen. Ich musste ihn dazu bringen, zu verschwinden. Es war noch nicht zu spät. Wenn er jetzt gehen würde, dann würden diese Komischen Gefühle in mir ausgelöscht werden. Sie würden alle verschwinden und ich wäre wieder so wie immer. Ja, so sollte es sein und nicht anders! Ich und Liebe?! Das ich nicht lache! Je mehr ich darüber nachdachte, desto absurder wirkte es. Es passte einfach nicht zusammen. Wir passten nicht zusammen. Es war, als würde man Feuer mit Wasser verbinden. Er würde mich löschen. Er würde mich komplett auslöschen. Bei dem Gedanken daran musste ich lachen. Ich machte mir wegen den Offensichtlichsten Dingen, solch ernste Gedanken. Mein Lachen wurde immer lauter und hallte von den Wänden wieder. Böse funkelte ich ihn an. „Wieso sollte ich mit dir mitkommen? Sag bloß, du hast mein Geständnis damals ernst genommen?!" Es war besser so. Wenn ich es als Witz abstempelte, würde er mich in Ruhe lassen. Ich wäre wieder allein und alles wäre gut. Immer und immer wieder versuchte ich mir dies einzureden, doch wieso fühlte es sich so falsch an? „Und du glaubst jetzt ernsthaft, dass aus uns beiden was wird?!" Es war so falsch. Es fiel mir schwer, die folgenden Worte laut auszusprechen, denn sie waren die größte Lüge, in meinem ganzen Leben. „Du raffst es echt nicht was? Du warst nur als kleiner Zeitvertreib da, sonst nichts. Also bilde dir nichts ein. Ich könnte absolut jeden haben, also wieso glaubst du, sollte ich was mit dir anfangen?!" Ich biss mir auf die Zunge, damit nicht noch mehr Lügen hinaus konnten. Ich merkte, wie mein Körper zitterte, versuchte es durch ein raues Lachen zu überspielen, doch selbst ein Blinder konnte sehen, wie miserabel mein Schauspiel war. Nics Blick war immer noch voller Entschlossenheit. Er ließ mich keine Sekunde aus den Augen. „Was war das dann mit dem Schlüssel?" Mein aufgesetztes Grinsen verblasste sofort und ich riss geschockt die Augen. Nein. Das konnte doch nicht wahr sein! Woher wusste er.. Wütend biss ich die Zähne zusammen. Diese Verdammte! Ich hatte ihr gesagt, sie solle die Fresse halten. Ich starrte auf den Boden und suchte nach einem Ausweg. Ich hatte keine Optionen mehr. Ich war ihm schutzlos ausgeliefert. Die Angst kletterte meinen Rücken hinauf und ich bekam Gänsehaut. Was würde nun mit mir passieren? Ich starrte auf seine Hand, die mein Handgelenk immer noch umklammerte. Ich musste fliehen. So schnell es ging. Ich versuchte, mich von ihm zu lösen, ohne Erfolg. Es löste eher das Gegenteil aus, denn er zog mich hinter sich her und schloss die Tür hinter mir, sodass wir von außen an der Haustür lehnten. Er Positionierte seine Arme Rechts und Links von meinem Kopf und versperrte mir somit jeglichen Fluchtweg. Ich starrte unentwegt auf den Boden um ihn ja nicht ansehen zu müssen. Mein Herz wummerte schnell in meiner Brust und mir brach der Kälteschweiß aus. Ich war gefangen und wusste nicht, was auf mich nun zukam. Wann wurde ich vom Jäger zum Gejagten? Nicolais Stimme war ruhig und neckend, als er mir ins Ohr flüsterte. „Ein Zeitvertreib? Jemand der nur spielen wollte, würde nicht so ein Gesicht machen." Ich schauderte unbewusst und fühlte mich ertappt. „Was für ein Gesicht mache ich denn?" Ich machte ein anderes Gesicht, als sonst? Ich spürte seine Finger unter meinem Kinn, die mich mit einem kleinen Ruck dazu brachten, ihm ins Gesicht zu sehen. Die Stelle, an der er mich berührte, fühlte sich heiß und kalt zugleich an. Ich starrte direkt in seine Augen und war von ihnen hypnotisiert. Sie wirkten so klar und frei von allen Sorgen. Er lächelte sanft und ich hielt unbewusst die Luft an. „Wie jemand, der von mir geliebt werden will." Hauchte er und kam meinem Gesicht immer näher, bis sich unsere Lippen zaghaft berührten. Ich wollte mich wegdrehen und wehrte mich, doch er hielt mich fest und drückte mich immer mehr gegen die Tür. Es war aussichtslos. Ich war in seiner Falle und würde auch nicht mehr hinaus kommen. Das Gefühl seiner warmen, weichen Lippen erreichte bald mein Bewusstsein und umhüllte mich vollkommen. Meine Knie gaben allmählich nach, doch er hielt mich fest an sich gedrückt. Seine Zunge drängte sich fordernd zwischen meine Lippen und ich genoss jegliches Gefühl, welches er in mir auslöste. Meine Hände Krallten sich an seinem Shirt fest und zogen ihn unbewusst noch näher an mich. Jegliche Ängste und Gedanken waren wie weggeblasen. Es gab nur ihn und mich. Und diesen Kuss.
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See You Again (Band 1)
RomanceWährend der neunzehnjährige Nicolai fest davon überzeugt ist, dass eine Beziehung mit dem Vier Jahre älteren Levin durchaus möglich ist, hat dieser mit ganz anderen Problemen zu tun. Wie führte man überhaupt eine Beziehung? Woher wusste man, wie Li...