Kapitel 29.

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Levins POV

Dieser verfickte Bastard. Er wagte es, einfach so aufzutauchen und sich als unseren Freund auszugeben. Ich war kurz davor, ihm dieses dämliche Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, doch Tristan hielt mich davon ab. Allgemein wirkte er ruhiger, als erwartet. Wieso zum Teufel hielt er mich davon ab, diesen Wichser zu killen?!

„Lass uns von hier verschwinden." Irritiert sah ich zu Trist und erstarrte. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Ich hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Sein Blick war Hasserfüllt und seine Brust hob und sank deutlich. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und ich wusste, dass dies hier in einem Blutbad enden würde, wenn ich ihn nicht sofort wegbrachte. Ich musste einiges von mir abverlangen, um den Rückzug anzutreten. Es war nicht meine Art, aber genauso wenig war es Tristans Art, jemanden den Kopf einzuschlagen, weswegen ich ihn von Vincent fortschaffte. Dieser rief uns noch provokative Sprüche hinterher, die wir mit Not und Mühe ignorierten.

„Ich hätte ihn töten sollen." Wir saßen, weit weg vom Jills, auf einer Parkbank und versuchten uns zu beruhigen. „Ich hätte ihn schon damals töten sollen." Seine Stimme klang abgehakt und hohl. Als wäre er eine Maschine, die einen Defekt hatte. „Dann würdest du jetzt immer noch im Knast sitzen und meine Schwester würde dich Hassen." Sprach ich offen die Wahrheit aus und er nickte zustimmend. „Wohl war." Ich war es nicht gewohnt, ihn so niedergeschlagen zu sehen. Sonst war er derjenige, der andere tröstete. „Sorry, dass ich dich hierher bestellt hab." Er schien sich beruhigt zu haben und lächelte sogar einmal kurz. „Mach dir keinen Kopf. Unkraut wächst überall. Hätten wir ihn nicht beim Jills, dann wahrscheinlich irgendwo in der Stadt getroffen." Sagte er mehr zu sich selbst. Nun blieb jedoch noch eine Frage offen. Wieso war er hier? Dieses Arschloch müsste hinter Gittern sitzen, also wieso lief er hier mit seinen Lakaien herum? Diese Frage schwirrte uns beiden durch den Kopf, doch eine Antwort war nirgends in Sicht. „Ich sollte langsam wieder zurück. Ich muss sie sehen, sonst werde ich noch verrückt, jetzt wo dieser Psychopath hier frei rumläuft." Seine Augen waren starr auf den Boden gerichtet und ich konnte ihn verstehen. „Ich ruf dir ein Taxi." Er wollte mich davon abhalten, doch ich wusste ganz genau, dass er im Moment nicht in der Lage zum Fahren war. Er wäre in diesem Zustand eine Gefahr für sich und das Auto. „Und sorgen sie dafür, dass er auch wirklich bei dieser Adresse aussteigt und auch in dieses Haus hineingeht." Gab ich dem Taxifahrer zu verstehen, der Tristan nun entgeistert ansah, als wäre dieser ein nicht zurechnungsfähiger Fahrgast.

Ich setzte mich wieder auf die leere Parkbank und kramte eine Kippe aus der Jackentasche. Die Sonne ging langsam auf und ich verwarf den Gedanken, noch zu schlafen. Ich versuchte den Kopf frei zu bekommen, doch das war eine Sache der Unmöglichkeit. Ich erinnerte mich noch gut daran. Zu gut.

Tristan und ich kannten uns noch nicht lange, doch ich wusste, mit welchen Leuten er abhing. Ich war schon immer ein Einzelgänger, der tat, was er wollte. Doch Tristan war da anders. Bei unserer ersten Begegnung war ich grad mal sechzehn. Er war Teil einer Mafiabande aus dem Slum. Trist gehörte zu den ganz hohen Tieren, die mit den niedrigeren Rängen tun und lassen konnten, was sie wollten. Um ehrlich zu sein, hatte er mir damals den Arsch gerettet. Wäre er nicht rechtzeitig gekommen, hätten mich die Typen aufgeschlitzt. Irgendwie hatten wir uns angefreundet, wobei wir Anfangs ganz schöne Auseinandersetzungen hatten. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht lange, dass Jenna meine Schwester, Bzw. Halbschwester war, da wir getrennt aufgewachsen waren. Unser verfickter Vater hatte mal ein paar Andeutungen gemacht, weswegen ich also auf der Suche nach ihr war. Als Trist mir dann erzählte, dass er ein Mädchen kennengelernt hatte, welches mir ähnlich sah, wusste ich, dass sie es war. Ich wusste noch gang genau, in was wir für ne Scheiße verwickelt wurden. Vincent, dieser Homogenisierte Wichser wollte Tristan loswerden und hat seine Lakaien auf ihn und Jenna gehetzt. Außerdem war Trist für kurze Zeit verknackt worden, wegen angeblichen Drogen Besitzes. Es stellte sich nur heraus, dass es einem von Vincents Kumpel gehörte. Bei dem Gedanken an Trists Verhaftung wurde ich wieder wütend. Diese Typen machten keine halben Sachen. Das Vinc wieder da war, bedeutete nur, dass er bereit war, dieses Irren spiel fortzusetzen. Wir mussten nun genau aufpassen, was wir taten. Ich dachte an Nicolai. Ich durfte ihn nicht mit hineinziehen, sonst würde sich dasselbe wie mit Jenna wiederholen.

Die Erinnerung, wie sie Blutüberströmt auf dem Boden lag, brachen über mich herein und ich krallte mich an der Parkbank fest. Wie ihre Haut immer blasser wurde und ihre Lider flatterten. Nein, das würde ich nicht zulassen. Panik stieg in mir auf. Sie würden ihn ebenfalls als Druckmittel einsetzen. Nic hatte doch überhaupt keine Ahnung vom Kämpfen.

Zielstrebig fischte ich mein Handy aus der Hosentasche und öffnete eine Nachricht.

Ich muss was erledigen, bis dahin will ich dich nicht sehen."

See You Again (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt