Es war nun schon fast eine Woche her, als ich das Plakat von Bill bekommen hatte. Ich konnte immer noch nicht glauben, das Levin teil einer immer populär werdenden Band war. Das war unglaublich cool. Das bedeutete ja, dass ich einen Star kannte! Wobei ich ihn natürlich schon vorher cool fand...
"Sag mal, wonach suchen wir eigentlich?" Ich hatte Austin mit in die Stadt geschleppt, um mir die CD von The Blast kaufen zu können. Natürlich hatte ich ihm bis jetzt nichts von Levin erzählt, denn die Angst, er würde herausfinden, dass es sich dabei um meine große Liebe handelte, war einfach zu groß. "Ein Bekannter hat mir eine Band empfohlen, die wohl recht neu ist,... ich dachte ich höre mal rein." Ich wandte mich schnell wieder den CDs zu, denn ich hätte schwören können, dass mein Gesicht nun rot wie eine Tomate war. Austin musterte mich noch einen Moment skeptisch, ging dann aber zu dem Regal in dem die Neuheiten ausgestellt wurden. Ich folgte ihm und griff nach dem erst besten Exemplar. "Oh, von denen hab ich nen Song im Radio gehört. Obwohl es ne Rockband ist, hat die Sängerin ne echt schöne Stimme. Ich hätte aber nicht gedacht, dass du dich dafür interessierst." Ein wenig verlegen kratzte ich mich am Kopf und musterte das Cover ausführlich. Es war dunkel und man konnte nur vage die Bandmitglieder erkennen. Eine Frau in der Mitte, Levin an ihrer linken und ein weiterer Typ an ihrer rechten Seite. Erst auf dem zweiten Blick konnte ich einen dritten Mann im Hintergrund erkennen. Sie passten irgendwie gut zueinander. Zumindest Äußerlich hätte ich mir genau solche Leute als Levins Freunde vorgestellt. Es wirkte fast so, als wären sie aus einer anderen Welt. Ein Blick von ihnen reichte und es gefror einem das Blut in den Adern.
Weiter hinten im Laden gab es Kopfhörer, mit denen man kostenlos CDs Probe hören konnte. Ich legte die CD ein und versank ganz in meinen Gedanken. Austin hatte recht, obwohl die Musik an sich grob und laut war, klang die Stimme der Sängerin unglaublich sanft. Einige Songs sang sie allein, doch die meisten waren im Duett mit einem der anderen Typen. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie Levin auf einer Bühne stand, lässig auf der E-Gitarre spielte und seinen Blick langsam durchs Publikum schweifen ließ. Er war auf dem besten Weg, berühmt zu werden... Ich war zwar froh ihn gefunden zu haben, dennoch stimmte es mich ein wenig traurig, zu wissen, dass er mir als Berühmtheit nur noch weiter entfernt sein würde, als zuvor. Bestimmt hatte er dann jede menge Fans... Das würde für mich bedeuten.. Rivalen..überall!!
Ich seufzte und legte die Kopfhörer beiseite. Mit der CD in der Hand dackelte ich wieder zurück an die Kasse, wo Austin auf mich wartete. "War es so schlecht?" fragte er mich amüsiert und ich verstand nicht, wovon er sprach. "N-Nein..wieso?" Nun lachte er und klopfte mir wieder einmal auf die Schulter. "Du sahst so aus, als würdest du am liebsten schreiend aus dem Laden rennen." Ich bezahlte die CD und wir gingen zurück zu seinem Auto. "Ich wurde nur an etwas erinnert, worauf ich hätte verzichten können." gab ich als Ausrede und das Thema war somit beendet. Austin schmiss seine ebenfalls neu gekaufte CD ein und grölte mit dem Sänger durch das ganze Auto. Naja, was hieß hier das ganze Auto? Er fuhr einen Caprio und somit hörte jeder seine, nicht allzu guten, Gesangskünste. Ich musste lachen, als uns jemand hinterher schrie, mit dem singen aufzuhören. Austin schien das recht wenig zu stören, denn er fuhr wieder ein Stück zurück und sang den fremden Mann an. Als dieser wütend aufs Auto zukam, fuhr er wieder los und wir brachen in schallendes Gelächter aus.
Als ich abends Zuhause ankam, saß eine kleine Katze vor meiner Tür. Sie gehörte der älteren Dame von nebenan, jedoch vergaß diese des öfteren, sie zu füttern, weswegen sie dann immer zu mir kam. Sie schlängelte sich zwischen meine Beine und miaute mich auffordernd an. "Ist ja gut, Ist ja gut. Ich hol ja schon was." Ich legte meine Sachen auf das kleine Sofa und holte aus der Küche Katzenfutter. Es war inzwischen schon zur Gewohnheit geworden, die Katze zu füttern, weswegen ich immer Futter parat hatte. "Hier.." Ich stellte die Schüssel auf die Fußmatte und sah der Katze dabei zu, wie sie gierig das Futter hinunter schlang. Als sie fertig war, schmuste sie sich noch einmal an mich, um dann durch die Katzenklappe in der Nachbartür zu verschwinden. Ich räumte die Schüssel weg und begann meine Sachen aufzuräumen, die lose im Wohnzimmer verteilt waren. Ich war nicht oft Zuhause, nur am Wochenende, wenn ich mal nicht mit Austin unterwegs war. Die meiste Zeit kam ich spät abends an, legte mich ins Bett und stand früh morgens wieder auf. Ich konzentrierte mich die meiste Zeit auf mein Studium und verbrachte zusätzlich Zeit in der Universität. Da ich demnächst ja auch noch im Blumenladen jobbte hatte ich noch weniger Zeit als so schon.
Es war mitten in der Nacht, als ich ein lautes poltern hörte. Ich schrak aus meinem Bett und dachte schon, dass es sich um einen Einbrecher handelte, doch es kam aus der Wohnung der alten Dame. "Vielleicht hat die Katze ja was umgeschmissen?.." Ich lauschte noch einen Moment, doch als nichts weiter zu hören war, machte ich mich wieder auf den weg ins Bett. "H-Hilfeee.." Es war nur ganz leise und ich dachte schon ich hätte mich verhört, doch dann kam es wieder. "Bitte..Ich brauche..Hilfe.." Eilig rannte ich aus der Wohnung und Klopfte wild an der Tür von Mrs. Jenkins, bis mir wieder einfiel, dass sie ihren Ersatz-schlüssel immer unter dem Blumentopf auf der Fensterbank versteckt hatte. Ich schloss die Tür auf und stolperte in die dunkle Wohnung. Ich machte das Licht an und entdeckte sie in der Küche. Sie lag auf dem Boden, neben ihr waren Glasscherben auf dem Boden zerstreut. "Oh..Nicolai.." Ich half ihr vorsichtig beim aufstehen und trat dabei selbst in die Scherben. "Geht es ihnen gut?" Mrs. Jenkins zitterte und griff in mein Shirt, als ich sie zum Sofa trug. "Ich wollte mir einen Schluck Wasser holen, da bin ich wohl über die Katze gestolpert." Ich holte provisorisch ein Kühl pack aus der Gefriere und legte es auf ihren Fuß. "Ich rufe am besten einen Krankenwagen." Grade als ich nach dem Telefon griff hielt sie mich am Arm fest. "Lass gut sein. So schlimm wirds wohl nicht sein.." Sie fing an zu husten und schüttelte sich. Ihre Stimme war rau und sie wirkte gebrechlicher als sonst. Da wurde mir klar, dass sie einen Arztbesuch wohl schon länger vermieden hatte. "Wenn es wegen dem Geld ist machen sie sich keine Sorgen. Ich ruf jemanden von der Uni an, er schuldet mir noch einen gefallen." Ich lief rüber in meine Wohnung und holte mein Handy. Eine halbe Stunde später war Michael da und sah sich Mrs. Jenkins Verletzungen an. Michael hatte sein Studium vor kurzen abgeschlossen und war sowas wie ein Genie auf seinem Gebiet. Ich bekam mit, wie die beiden lauter wurden und miteinander diskutierten. Michael kam zu mir und schüttelte nur den Kopf. "Was für ein Sturkopf. Sie weigert sich ins Krankenhaus zu gehen!" Sichtlich angespannt lief er im Zimmer auf und ab. "Ist es so schlimm?" Mrs. Jenkins saß immer noch auf dem Sofa und schmuste mit ihrer Katze, wie wenn nichts wäre. "Der Fuß ist höchstens verstaucht, aber ich glaube kaum, dass sie nur über die Katze gestolpert ist. Sie atmet ziemlich unregelmäßig und zittert die ganze Zeit. Ich gehe von Bluthochdruck aus. Das sollte noch einmal ordentlich untersucht werden." Ich stimmte ihm zu und begleitete ihn noch zur Tür. Wir verabschiedeten uns voneinander, als er auf den Boden zeigte. "Alles ok bei dir?" Ich folgte seinem Blick und bemerkte erst jetzt, dass der Boden mit blutigen Fußabdrücken übersät war. "Ups... Ich bin vorhin wohl in die Scherben getreten.." Amüsiert schüttelte er nur den Kopf und wies mich erneut daraufhin Mrs. Jenkins im Auge zu behalten und bei näheren Verdacht einen Krankenwagen zu rufen.
Nach dieser ganzen Aufregung fiel es mir schwer auch nur ans Schlafen zu denken. Ich hatte die Scherben aufgeräumt und die Blutspuren weggewischt. Obwohl sie sich weigerte, hatte ich Mrs. Jenkins wieder ins Bett geschickt und war nun dabei meinen Fuß zu verarzten.
Was für ein durcheinander...

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See You Again (Band 1)
RomansWährend der neunzehnjährige Nicolai fest davon überzeugt ist, dass eine Beziehung mit dem Vier Jahre älteren Levin durchaus möglich ist, hat dieser mit ganz anderen Problemen zu tun. Wie führte man überhaupt eine Beziehung? Woher wusste man, wie Li...