Kapitel 4

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Selbst der Tee hier schmeckte wie von einer anderen Welt als wäre er gemacht aus purem Gold. Obwohl ich meinen selbst gebrauten Kräutertee immer geliebt hatte, so war das hier war ein vollkommen anderer Level. So sehr ich den Tee auch genoss, je länger die beiden fort waren um so mehr sorgte ich mich um sie. Schwierigkeiten zogen die Beiden förmlich an und ich hatte keine Lust sie an einem Ort wie diesen, nach so wenigen Stunden, zu verlieren. Ich stellte meinen Becher ab bevor ich den massige Stoff anhob und mich schwerfällig aufrichtete. Ich lief auf die Treppe zu und wurde doch aufgehalten, noch bevor ich die erste Stufe betreten konnte.

"Zutritt nur für Männer, meine Liebe."

Der ältere Mann schaute mich freundlich an. Seine Augen waren leichter zu lesen als ein Buch. Er wusste genau was ich war, er wusste das ich kein True Bone war und doch sagte er nichts. Ich räusperte mich und stellte mich aufrecht vor ihn.

"Meine Freunde, ich mache mir Sorgen."
"Sage mir ihre Namen, ich schaue nach ihnen."

Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Doch noch bevor ich mir eine Ausrede überlegen konnte hörte ich lautes Gepolter und dumpfes Geschrei. Nur wenige Sekunden später sah ich zwei Körper die vor den milchigen Fenstern am Boden ankamen. Ohne sich umzudrehen rannten sie los. Wie erwartet ließen die Schwierigkeiten nur auf sich warten. So sehr ich sie auch am liebsten sofort umbringen wollte, so genoss ich den Spaß dieses viel zu gefährlichen Spieles.

"Verzeihung. Ich muss..."

Ohne meinen Satz zu beenden, drehte ich mich um und eilte aus dem edlen Laden. Ich schaute mich suchend um, scannte die unbekannte Welt. Doch weit und breit waren sie nicht zu sehen. Ich tapste die Stufen der Veranda hinab und blieb auf der Zweiten von unten stehen. Doch laute Schritte rissen mich aus meinen Gedanken. Ich fuhr herum und sah eine Gruppe Männer aus dem Laden direkt auf mich zu rennen. Jeder von ihnen war bewaffnet mit langen Schwertern, in deren Klingen sich mein panisches Gesicht wiederspiegelte. Ich hielt die Luft an als es auch schon zu spät war. Sie drängten sich die Stufen hinab und stießen grob gegen mich. Wie in Zeitlupe schaute ich ihnen hinterher und ich wusste das sie meine besten Freunde jagten. Doch als ich ihnen hinterher rennen wollte stolperte ich über das Kleid und verlor den Halt. Normalerweiße hätte ich mich während eines Sturzes schnell gefangen. Doch der gewaltige Stoff hielt mich davon ab. Der Boden kam näher, bis ich jeden einzelnen Stein perfekt erkennen konnte. Doch kurz bevor ich im Staub aufkommen konnte wurde ich von zwei starken Arme gefangen. Ich schaute überrascht auf und blickte in zwei dunkle Augen und ein sanftes, unbekantes Gesicht und die Welt um mich herum schien stehen zu bleiben. Ein Junge der etwa in meinem Alter sein musste, blickte auf mich herab. Seine langen schwarzen Haare wurden geziert von einem mintfarbenen Stirnband, aus dessen linker Seite sein lockiger Pony schaute. Es gab ihm etwas rebellisches, etwas, das ihn anders zu sein schien ließ.

Der Stoff seiner mintfarbenen, seidigen Robe schmiegte sich gegen meine Haut und ich erkannte, das kein Stoff den ich jemals an mir spürte, derart sanft gewesen war

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Der Stoff seiner mintfarbenen, seidigen Robe schmiegte sich gegen meine Haut und ich erkannte, das kein Stoff den ich jemals an mir spürte, derart sanft gewesen war. Dieser Junge musste großes Reichtum besitzen. Er lächelte, als hätte er nie etwas anderes getan und ich erkannte das dieses Lächeln sein größter Reichtum war.

"Ist alles in Ordnung?"

Seine leichte Stimme drang langsam zu mir durch als sich die Welt wieder zu drehen begann. Ich nickte und spürte wie er jeden meinen Atemzüge musterte, als wüsste er genau was ich war. Als könnte er es an meinen Augen ablesen. Er blickte mich an wie einen Geist. Als wäre ich von einem anderen Stern und vielleicht war ich das auch. Vielleicht war ich genau das. Ein Mädchen das sich von Welten trennte. Viele der Menschen hier, in diesem Königreich, wussten nichts von den Verhältnissen außerhalb der Mauern. Sie wussten nichts und lebten mit dem Gewissen es nie herausfinden zu wollen. Mit dem Gewissen ihre heile Welt niemals durchbrechen zu wollen. Und genau in diesem Moment schossen meine Freunde durch meinen Kopf. Ruckartig entriss ich mich aus den Armen des Jungen und rannte los.

"Hey!"

Ich schaute über meine Schultern zurück und sah wie er mich fragend anschaute. Er musterte mich und für einen kurzen Moment schien es, als würde sich seine kleine, heile, goldenen Welt mit Fragezeichen füllen. Er sah mich an, wortlos, reglos, kurz bevor er von seinen Freunden umzingelt wurde. Ich hob mein Kleid höher an und eilte durch die gefüllten Straßen. Es musste seltsam aussehen. Ein sowieso schon auffällig aussehendes Mädchen rannte wie ein Reh durch die Straßen. Dabei hatte ich nicht einmal ein genaues Ziel. Ich folgte einfach meinem Herzen und dem hinterlassenen Chaos von ungestürzten Wägen. Einer Spur von Schwierigkeiten der ich nur zu oft gefolgt war. Doch nach einiger Zeit ließ die Spur nach. Sie verlor sich in der kranken Ordnung die diese Menschen aufrecht erhielten. Ich rang nach Atem als ich mich in die Gasse zwischen zwei Häusern drängte und gegen die Wand lehnte. Mit geschlossenen Augen versuchte ich allen Sauerstoff in meine Lungen zu bekommen, den ich erhaschen konnte. Doch meine Situation schien aussichtslos. Wir hatten uns verloren, an einem Ort wie diesen. Wo jeder Schritt unseren Tod bedeuten könnte. Ich fuhr durch meine Haare, was seltsam war. Normalerweiße band ich sie immer zusammen und nun legten sie sich offen um meinen Körper. Ich atmete tief durch und fasste an meine Hüfte. Doch dort befand sich kein Waffengurt, nur der Gürtel des Kleides. Der meines erachtens viel zu eng geschnürrt war. Doch ich ließ mich nicht ablenken und trat zurück in das nun gedämmte Sonnenlicht. Der erste Tag in dieser Hölle neigte sich dem Ende zu und die Sonne ging langsam unter. Die erste Nacht hinter den Mauern und ich wusste nicht wohin. Vielleicht sollte ich einfach ein wenig spazieren gehen, irgendetwas würde mir bestimmt auffallen. Dog-Bird hatte mich lange genug im Wald trainiert, das ich problemlos Fährten aufnehmen konnte. Ich würde etwas finden und wenn es das Letzte wäre das ich hier auf diesem Boden tat. Ich lief die breiten Wege entlang und schaute mich um. Nicht zu auffällig und doch gut genug um das zu erkennen war ich wollte. Ich musterte die Menschen, diese vollkommen anderen Menschen. Als befände ich mich auf einem vollkommen anderen Planten. Ich musterte die gefüllten Wägen, mit Früchten von deren Existenz ich nicht einmal etwas wusste und dachte zurück an den immer selben Reis den wir hatten. Ich spürte wie mich die Verzweiflung mit jedem weiteren Schritt überkam. Mit jedem weiteren Schritt ohne sie. Ich hatte meine besten Freunde verloren und dafür würde ich ihnen einen kräftigen Schlag verpassen, sollte ich sie jemals wiedersehen. Ich umklammerte den Anhänger meiner Kette während ich durch die langsam dunkler werdenden Straßen lief. Sie gab mir Schutz, auch wenn ich keinen hatte. Ich fühlte mich wie nackt in einem Regen aus Pfeilen. Die Nacht legte sich über das Königreich und die Laternen an den Häusern wurden angezündet. Die Stadt erleuchtete in einem bunten Schein, einem Schein der so schön war das ich für wenige Sekunden innehielt und mich umschaute wie ein kleines Kind unter dem Neujahrs-Feuerwerk. Ich wurde erschlagen von Farben deren Existenz ich anzweifelte. Doch ich tapste weiter, während ich den Stoff noch immer ein wenig erhoben hielt. Mir fiel auf das die Mädchen ihre Kleider nicht anhoben, scheinbar wussten sie wie sie laufen mussten ohne über den Stoff zu fallen. Etwas das auch ich lernen musste, wollte ich nicht auffallen. Doch momentan hatte ich nur ein einziges Ziel: meine besten Freunde finden, koste es was es wolle.

King || Soo Ho Rang FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt